Wochenarbeitszeit und Teilzeit in Deutschland: Ein EU-Vergleich

Arbeitsmarkt im Wandel: Mehr Teilzeit, weniger Vollzeit-Stunden 

Die Arbeitswelt in Deutschland verändert sich – und das spiegelt sich in den aktuellen Zahlen zur Wochenarbeitszeit wider.

Laut Statistischem Bundesamt haben Vollzeitbeschäftigte zwischen 15 und 64 Jahren im Jahr 2024 durchschnittlich 40,2 Stunden pro Woche gearbeitet. Damit liegt Deutschland leicht unter dem EU-Durchschnitt von 40,3 Wochenstunden.

Über die letzten zehn Jahre ist die Arbeitszeit sowohl in Deutschland als auch EU-weit leicht gesunken; 2014 lag sie hierzulande noch bei 41,5 Stunden, in der EU bei 41,3 Stunden.

Teilzeitquote in Deutschland besonders hoch

Ein besonderes Merkmal des deutschen Arbeitsmarktes ist die hohe Teilzeitquote: 29 % der Erwerbstätigen arbeiteten 2024 in Teilzeit – ein Wert, der deutlich über dem EU-Durchschnitt von 18 % liegt. Lediglich in den Niederlanden (43 %) und Österreich (31 %) ist die Quote noch höher.

Besonders auffällig ist der Geschlechterunterschied: In Deutschland arbeiteten 48 % der Frauen in Teilzeit, aber nur 12 % der Männer. EU-weit ist das Verhältnis ähnlich, die absoluten Zahlen sind jedoch niedriger: 28 % der Frauen und 8 % der Männer arbeiten dort in Teilzeit.

Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten steigt

Während die Arbeitszeit von Vollzeitbeschäftigten leicht rückläufig ist, hat die Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten zugenommen. Im Jahr 2024 arbeiteten Teilzeitbeschäftigte in Deutschland durchschnittlich 21,8 Stunden pro Woche, im Jahr 2014 waren es noch 19,3 Stunden. Auch EU-weit ist ein Anstieg von 20,6 auf 22,0 Stunden zu verzeichnen.

Insgesamt hat sich die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller Erwerbstätigen in Deutschland weniger verändert als bei Vollzeitbeschäftigten: Sie sank von 35,6 Stunden im Jahr 2014 auf 34,8 Stunden im Jahr 2024. Damit liegt Deutschland deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 37,1 Stunden.

Erwerbstätigenquote auf Rekordniveau

Die Erwerbstätigenquote in Deutschland erreichte 2024 mit 77 % einen neuen Höchststand. Das ist deutlich mehr als im EU-Durchschnitt (71 %).

Besonders hervorzuheben ist die Erwerbstätigkeit von Frauen: 74 % der Frauen in Deutschland waren 2024 erwerbstätig, im EU-Durchschnitt waren es 66 %. Gegenüber 2014 ist die Erwerbstätigenquote in Deutschland gestiegen, besonders bei Frauen (von 70 % auf 74 %), aber auch bei Männern (von 78 % auf 81 %).

Zusammenfassung

Die hohe Teilzeitquote in Deutschland wird häufig als Möglichkeit gesehen, Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Die damit einhergehende Flexibilität trägt dazu bei, dass die Erwerbstätigenquote, insbesondere bei Frauen, deutlich über dem EU-Durchschnitt liegt. Gleichzeitig zeigt sich, dass die durchschnittliche Arbeitszeit insgesamt leicht rückläufig ist, während Teilzeitbeschäftigte mehr Stunden leisten als noch vor zehn Jahren. 


  VERWEISE  

Ähnliche Themen in dieser Kategorie

28.11.2018

Deutschland hatte 2017 mit 79 % EU-weit die zweithöchste Erwerbstätigenquote bei den 20- bis 64-Jährigen nach Schweden (82 %). Im EU-Durchschnitt lag sie bei 72 %. Die Erwerbstätigenquote misst den Anteil aller Erwerbstätigen an der Bevölkerung im jeweiligen Alter. Wie das …

20.09.2018

Studie zeigt: Arbeitszeitpräferenzen hängen vom Beschäftigtenstatus ab, nicht vom Geschlecht – Paare würden Arbeitszeiten gerne symmetrischer verteilen – Restriktionen bei der Verwirklichung der Wünsche sind größer in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit, für gering …

23.04.2018

Europa 2020-Beschäftigungsindikatoren: Neun Mitgliedstaaten haben ihre 2020-Ziele bereits erreicht  Im Jahr 2017 lag die Erwerbstätigenquote der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren in der Europäischen Union (EU) mit 72,2% höher als im Jahr 2016 (71,1%). In der …

25.04.2017

Europa 2020-Beschäftigungsindikatoren: Sieben Mitgliedstaaten haben ihre 2020-Ziele bereits erreicht  Im Jahr 2016 lag die Erwerbstätigenquote der Bevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren in der Europäischen Union (EU) mit 71,1% höher als im Jahr 2015 (70,1%) sowie über …

.
Oft gelesen...