Präsentismus im Homeoffice: Risiken und Gründe

Viele arbeiten trotz Krankheit im Homeoffice
Mehr als zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland, die im Homeoffice tätig sind, haben laut einer aktuellen Umfrage bereits krank oder sogar während einer Krankschreibung gearbeitet.
Das zeigt der Arbeitssicherheitsreport der Prüforganisation »Dekra«, für den bundesweit über 1.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer befragt wurden. 50 Prozent gaben an, »hin und wieder« trotz Krankheit zu arbeiten, 18 Prozent sogar »häufig«.
Gründe für Arbeiten trotz Krankheit
Die Gründe für dieses Verhalten sind vielfältig. Viele Beschäftigte berichten von Schuldgefühlen gegenüber dem Team oder der Angst, dass ihre Krankheit im Homeoffice nicht ernst genommen wird.
Aussagen wie »Du bist doch eh gemütlich zuhause, da kannst du doch auch arbeiten« seien keine Seltenheit. Auch die Angst vor Arbeitsplatzverlust oder fehlende Vertretung spielen eine Rolle. Gerade wer keinen festen Vertrag hat oder stundenweise bezahlt wird, spürt häufig mehr Druck, auch krank zu arbeiten.
Gesetzliche Regelungen: »Krank ist krank«
Arbeitsrechtlich gilt: Wer krank ist, muss nicht arbeiten – auch nicht im Homeoffice. Arbeitgeber dürfen Beschäftigte nicht dazu verpflichten, trotz Krankheit weiterzuarbeiten.
Eine Krankschreibung dient der Genesung und schützt die Gesundheit. Wer sich nicht ausreichend auskuriert, riskiert eine Verschleppung der Krankheit und möglicherweise längere Ausfallzeiten.
Krankschreibung auch im Homeoffice erforderlich
Auch für das Homeoffice gilt: Bei Krankheit muss der Arbeitgeber rechtzeitig informiert und ein ärztliches Attest vorgelegt werden.
In der Regel ist dieses ab dem dritten Krankheitstag vorgeschrieben, manchmal kann der Arbeitgeber es aber auch schon ab dem ersten Tag verlangen. Beschäftigte sollten hierzu ihren Arbeitsvertrag prüfen oder den Betriebsrat kontaktieren.
Arbeiten trotz Krankschreibung: Was ist erlaubt?
Eine Krankschreibung ist kein generelles Arbeitsverbot. Wer sich gesundheitlich in der Lage fühlt, kann grundsätzlich auch während einer Krankschreibung im Homeoffice arbeiten.
Allerdings warnen Expert*innen davor, die eigene Belastbarkeit zu überschätzen. Wer sich zu früh wieder an die Arbeit macht, riskiert die eigene Gesundheit. Gerade bei starken Symptomen wie Fieber oder Erschöpfung raten Fachleute dringend zur Ruhe.
Homeoffice: Vorteile und Schattenseiten
Viele Beschäftigte schätzen die Flexibilität im Homeoffice: 89 Prozent freuen sich über den entfallenden Arbeitsweg, 68 Prozent über die freie Zeiteinteilung.
Allerdings berichten auch viele von Nachteilen wie verlängerten Arbeitszeiten, Arbeiten zu ungewöhnlichen Zeiten und Belastungen durch Lärm oder eine ungünstige Wohnsituation. 21 Prozent klagen über körperliche Beschwerden durch nicht ergonomisch ausgestattete Arbeitsplätze.
Unternehmen in der Pflicht
Fachleute empfehlen, klare Leitlinien im Unternehmen zu etablieren, wie mit Krankheitsfällen im Homeoffice umzugehen ist. Diese sollten schriftlich festgehalten und allen Mitarbeitenden zugänglich gemacht werden.
Ziel ist es, die Interessen von Arbeitgebern und Beschäftigten in Einklang zu bringen und die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen.
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