Atypische Arbeitszeiten: Wochenendarbeit bleibt für viele Beschäftigte Alltag

Jede*r Vierte arbeitet auch samstags und sonntags
Mehr als ein Viertel der abhängig Beschäftigten in Deutschland hat 2023 zumindest gelegentlich am Wochenende gearbeitet. Das geht aus aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor.
Besonders betroffen sind Branchen wie das Gastgewerbe, Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie der Handel. Der Tag der Arbeit am 1. Mai lenkt traditionell den Blick auf die Arbeitsbedingungen – und zeigt: Atypische Arbeitszeiten sind weit verbreitet.
Branchen mit besonders hoher Wochenendarbeit
Im Gastgewerbe war der Anteil der Beschäftigten mit Wochenendarbeit mit 70 Prozent am höchsten. In den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Erholung lag der Wert bei 55 Prozent, im Handel inklusive Kfz-Instandhaltung und -Reparatur bei 47 Prozent. An Samstagen arbeitete ein Viertel aller Beschäftigten, sonntags 15 Prozent und an Feiertagen sechs Prozent.
Männer und Frauen nahezu gleich betroffen
Die Häufigkeit von Wochenendarbeit unterscheidet sich zwischen den Geschlechtern kaum: 27 Prozent der Männer und 26 Prozent der Frauen waren 2023 zumindest gelegentlich am Wochenende im Einsatz. Im Gastgewerbe arbeiteten zwei Drittel der Frauen und knapp drei Viertel der Männer an Wochenenden.
Auch in anderen Branchen wie Handel und Unterhaltung ist der Anteil bei beiden Geschlechtern hoch, wobei Männer in einigen Bereichen wie dem Gesundheits- und Sozialwesen häufiger am Wochenende arbeiten als Frauen.
Schicht-, Abend- und Nachtarbeit als zusätzliche Belastung
Neben Wochenendarbeit gehören auch Abend- und Nachtarbeit sowie Schichtarbeit zu den besonderen Herausforderungen für Beschäftigte. 25 Prozent arbeiteten zumindest gelegentlich abends (18 bis 23 Uhr), 15 Prozent im Schichtsystem und neun Prozent nachts (23 bis 6 Uhr).
Männer sind bei diesen Arbeitsformen überdurchschnittlich vertreten: 28 Prozent arbeiteten abends, 16 Prozent im Schichtsystem und 12 Prozent nachts. Bei Frauen lagen die Anteile bei 23 Prozent (abends), 13 Prozent (Schicht) und sechs Prozent (nachts).
Branchen mit hoher Belastung durch atypische Arbeitszeiten
Im Gastgewerbe leisteten 51 Prozent der Beschäftigten Abendarbeit. In Kunst, Unterhaltung und Erholung waren es 46 Prozent, im Gesundheits- und Sozialwesen 34 Prozent.
Schichtarbeit ist besonders im Gesundheits- und Sozialwesen (28 Prozent), im Bereich Verkehr und Lagerei (24 Prozent) sowie im Gastgewerbe (21 Prozent) verbreitet. Nachtarbeit kommt vor allem in Verkehr und Lagerei (22 Prozent), im Gesundheits- und Sozialwesen (16 Prozent) und im Gastgewerbe (13 Prozent) vor.
Deutschland im europäischen Vergleich
Im EU-Durchschnitt lag der Anteil der Beschäftigten im Schichtsystem 2023 bei 18 Prozent und damit etwas höher als in Deutschland (15 Prozent). Besonders viele Schichtarbeiterinnen und Schichtarbeiter gibt es in Griechenland (36 Prozent), Rumänien (34 Prozent) und Kroatien (33 Prozent). In Dänemark ist Schichtarbeit mit acht Prozent vergleichsweise selten
Zur Methodik
Die Angaben zu atypischen Arbeitszeiten in Deutschland stammen aus den Erstergebnissen des Mikrozensus 2023. Der Mikrozensus ist eine Stichprobenerhebung, bei der jährlich rund 1 % der Bevölkerung in Deutschland befragt wird. Alle Angaben beruhen auf Selbstauskünften der Befragten. Um aus den erhobenen Daten Aussagen über die Gesamtbevölkerung treffen zu können, werden die Daten an den Eckwerten der Bevölkerungsfortschreibung hochgerechnet. Die Hochrechnung basiert auf der Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus 2011. Auf Basis des Zensus 2022 hochgerechnete Ergebnisse des Mikrozensus werden voraussichtlich Ende Mai 2025 vorliegen.
Die europäischen Daten zu Schichtarbeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern stammen aus der Arbeitskräfteerhebung der EU, die in Deutschland in den Mikrozensus integriert ist.
Angegeben sind jeweils die Anteile der abhängig Beschäftigten ab 15 Jahren, die angegeben haben, innerhalb der letzten 4 Wochen ständig, regelmäßig oder gelegentlich an einem Samstag, Sonntag, Feiertag, abends (18 bis 23 Uhr), nachts (23 bis 6 Uhr) oder im Schichtsystem gearbeitet haben.
VERWEISE
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