Die steigende Knappheit an Arbeitskräften bremst das Beschäftigungswachstum

IAB5

Zwischen 2010 und 2022 hat sich die Arbeitsmarktanspan­nung in Deutschland – also das Verhältnis aus offenen Stellen und arbeitsuchen­den Personen – mehr als verdrei­facht.

Während es im Jahr 2010 lediglich 0,17 offene Stellen pro arbeitsuchende Person gab, stieg dieser Wert bis Mitte 2022 auf 0,56 offene Stellen. Damit fällt es Betrieben zunehmend schwer, geeignete Arbeitskräfte zu rek­rutieren.

Dies zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am 19. Juli 2023 veröffentlicht wurde.

»Der Anstieg der Anspannung ist in erster Linie auf die Zunahme der offenen Stellen zurückzuführen, deren Bestand zwischen 2010 und 2022 um 139 Prozent auf rund 2 Millionen kletterte. Im gleichen Zeitraum sank die Zahl der arbeitsuchenden Personen um 28 Prozent auf rund 4 Millionen“, berichtet Mario Bossler, Mitarbeiter im IAB-Forschungsbereich »Arbeitsmarktprozesse und Institutionen«.

Insgesamt führt die höhere Arbeitsmarktanspannung zu deutlich höheren Einstellungskosten, die im Zuge der Ausschreibung und der Personalauswahl anfallen. »Eine Verdoppelung der Arbeitsmarktanspannung steigert die betrieblichen Einstellungskosten um durchschnittlich 13,7 Prozent, was auf eine geringere Zahl an Bewerbungen, eine verlängerte Dauer der Personalsuche sowie auf eine höhere Zahl an Suchkanälen zurückzuführen ist“, erläutert Martin Popp (IAB).

Mit der höheren Anspannung ist auch eine größere Knappheit an Arbeitskräften verbunden, die das betriebliche Beschäftigungswachstum bremst. Eine vereinfachende Simulation legt nahe, dass die Beschäftigung in Deutschland um zusätzliche 1,8 Millionen Jobs hätte steigen können, wenn die Arbeitsmarktanspannung zwischen 2010 und 2022 konstant geblieben wäre.

Die Anspannung am Arbeitsmarkt hat sich über alle Berufsbereiche hinweg erhöht. Insbesondere die Arbeitsmärkte in Süddeutschland weisen eine sehr hohe Anspannung auf. Hier übersteigt die Zahl der offenen Stellen die Zahl der arbeitsuchenden Personen bereits. Eine vergleichsweise niedrige Anspannung zeigt sich in vielen Kreisen Nordrhein-Westfalens sowie im ostdeutschen Bundesgebiet.


  VERWEISE  


Hohes Wertschöpfungspotential durch mehr kulturelle Vielfalt nutzbar machen
Befragte mit Migrationshintergrund in Deutschland: 24% weniger Beförderungen, 25% geringeres Gehalt und 50% mehr Diskriminierung am Arbeitsplatz Viele Unternehmen in Deutschland haben bis heute keine inklusive Unternehmenskultur aufgebaut Über 40...
Was hält KMU davon ab, Weiterbildungen anzubieten oder zu nutzen?
Hauptprobleme in der Weiterbildung: Fachkräftemangel und ein unübersichtliches Weiterbildungsangebot Warum zögern viele KMU, in Weiterbildungsangebote zu investieren oder diese in Anspruch zu nehmen? Ein kürzlich durchgeführtes Projekt hat...
Ausländische Berufsabschlüsse: 11 Prozent mehr Anerkennungen im Jahr 2022
Die Zahl der im Ausland erworbenen und in Deutschland anerkannten Berufsabschlüsse ist im Jahr 2022 weiter gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden mit einem Zuwachs von 11 % auf 52.300 im Vergleich zum Vorjahr (2021: 46....

.
Wir benutzen Cookies
Der BildungsSpiegel setzt auf seiner Website sog. Cookies ein. Einige von ihnen sind für den reibungslosen Betrieb essentiell, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern. Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Website zur Verfügung stehen.