Erwerbspotentiale von Arbeitslosen und Erwerbstätigen: 5,6 Milliarden Stunden Arbeitszeit blieben 2014 ungenutzt

IAB

Die Zahl der potenziell verfügbaren, aber nicht genutzten Arbeitszeit in Deutschland lag 2014 bei 5,6 Milliarden Stunden. Dies geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Rund 4,25 Milliarden Stunden entfallen dabei auf Erwerbswünsche von Arbeitslosen. 1,35 Milliarden Stunden kommen durch die Berücksichtigung der Verlängerungs- und Kürzungswünsche von Erwerbstätigen hinzu.

Um ein differenziertes Bild der Arbeitskraftreserven in Deutschland zu erhalten, haben die IAB-Forscher Susanne Wanger und Enzo Weber Erwerbstätige und Arbeitslose nicht nur in ihrer Anzahl betrachtet, sondern auch die hinter diesen Personen stehenden Arbeitszeitwünsche in Stunden berechnet. Die 5,6 Milliarden ungenutzten Arbeitsstunden im Jahr 2014 entsprechen knapp 3,4 Millionen Vollzeit-Arbeitsstellen.

Die Quote der Arbeitszeitwünsche von Arbeitslosen am gesamten potenziellen Arbeitsvolumen lag 2014 bei sieben Prozent und damit etwas über der üblicherweise verwendeten rein personenbezogenen Arbeitslosenquote von 6,7 Prozent. Berücksichtigt man zusätzlich die Verlängerungs- und Verkürzungswünsche bei der Arbeitszeit der Erwerbstätigen, erhöht sich die Quote auf neun Prozent. In den vergangenen Jahren nahmen aber die nicht genutzten Arbeitskraftreserven ab: Im Jahr 2009 beispielsweise war diese Quote mit 10,9 Prozent noch fast zwei Prozentpunkte höher als im Jahr 2014. Das entsprechende Stundenvolumen lag im Jahr 2009 mit 6,7 Milliarden Stunden fast 1,1 Milliarden Stunden über dem Niveau von 2014. Der Rückgang beruht nicht nur auf der gesunkenen Zahl der Arbeitslosen, sondern auch darauf, dass mittlerweile weniger Erwerbstätige ihre Arbeitszeit verlängern möchten und auch das Volumen der Verlängerungswünsche sank.

Um die noch vorhandenen Arbeitszeitreserven besser ausschöpfen zu können, komme der Qualifizierung ebenso wie der flexiblen Gestaltung der Lebensarbeitszeit eine große Bedeutung zu. Auch günstigere Bedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf könnten die Auslastung des Arbeitsangebots verbessern. Wichtig sei, sowohl Verlängerungswünsche soweit wie möglich zu realisieren als auch in Lebensphasen mit hoher Belastung Arbeitszeit reduzieren zu können. Die IAB-Forscher Susanne Wanger und Enzo Weber betonen: »Eine Maximierung von Arbeitsstunden kann für sich kein sinnvolles Ziel einer Gesellschaft sein, wohl aber die Nutzung ungewollt brachliegenden Potenzials«. Dies sei eine Möglichkeit, um die Auswirkungen des demografischen Wandels für den Arbeitsmarkt abzufedern und gleichzeitig den Arbeitszeitwünschen von Arbeitnehmern nachzukommen. Die IAB-Forscher erklären aber auch: »Natürlich ist es in der betrieblichen Praxis nicht immer ohne Weiteres möglich, Arbeitszeiten aufzustocken«.

 

 

  VERWEISE  

 

Ähnliche Themen in dieser Kategorie

15.08.2025

Beschäftigtenzahl bleibt nahezu stabil Im 2. Quartal 2025 arbeiteten in Deutschland rund 46 Millionen Menschen. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die Beschäftigung saisonbereinigt kaum verändert blieb. Im Vergleich zum Vorquartal sank die Erwerbstätigenzahl …

31.07.2025

Im Juni 2025 waren rund 45,9 Millionen Menschen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig Kaum Bewegung auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Juni 2025 Im Juni 2025 waren rund 45,9 Millionen Menschen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des …

24.07.2025

4,4 Millionen Beschäftigte arbeiten mehr als vertraglich vereinbart Im Jahr 2024 haben rund 4,4 Millionen Beschäftigte in Deutschland mehr Arbeitsstunden geleistet, als ihr Arbeitsvertrag vorgibt. Dies entspricht etwa 11 Prozent aller Erwerbstätigen mit Arbeitsvertrag. Dies …

23.07.2025

Im Wortlaut: DGB-Pressemitteilung vom 23.07.2025 Die Beschäftigten in Deutschland lehnen eine Ausweitung der täglichen Höchstarbeitszeit ab. Eine deutliche Mehrheit wünscht sich Arbeitszeiten innerhalb der Grenzen des Achtstundentags. Besonders deutlich ausgeprägt ist der …

.
Oft gelesen...