
Deutschland ist für hoch qualifizierte Arbeitskräfte ein attraktives, weltoffenes Land. Auch die amtliche Statistik deutet nicht auf eine »Abwanderung hochqualifizierter Deutscher« ins Ausland in nennenswerten Ausmaß hin.
Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der AfD-Fraktion. Die Bundesregierung teile nicht die Einschätzung der AfD, dass internationale Wissenschaftlermobilität zu einer Reduktion der Forschungsqualität in Deutschland beitrage. Zeitweilige Aufenthalte von Wissenschaftlern im Ausland seien Teil der wissenschaftsimmanenten »Brain Circulation«, die - wie internationale Kooperationen insgesamt - zum Wesen von Wissenschaft gehöre.
Nach Kenntnis der Bundesregierung sei die Reputation der deutschen Wissenschaft im internationalen Wettbewerb hoch. Beispielhaft nennt die Bundesregierung als Quellen die Wahrnehmung wissenschaftlicher Veröffentlichungen mit in Deutschland ansässigen Autoren (Bibliometrie) und Berichte über diverse Wissenschafts- und Innovationsindikatoren. Bereits 2005 habe eine Analyse im Wissenschaftsmagazin »Nature« in dem Artikel »The scientific impact of nations« Deutschland in die sogenannte »premier league« eingeordnet. Seitdem hätten sich die Indikatoren, die als Maß für die Qualität von Publikationen verwendet worden seien, in der Regel noch verbessert. Zudem belege der »Unesco Science Report, Towards 2030« aus dem Jahr 2015 die Leistungsfähigkeit Deutschlands im Vergleich zu anderen Ländern und regionalen Gruppen anhand einer Vielzahl von Indikatoren. Deren Dokumentation liefere eine transparente Datenbasis für die hohe Reputation Deutschlands.
Auf Ebene der Studenten weise Deutschland eine positive Mobilitätsbilanz mit einem deutlich höheren Anteil an einreisenden als ausreisenden Studenten auf. Der vom Deutschen Akademischen Austauschdienst und dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung jährlich herausgegebene Bericht »Wissenschaft Weltoffen 2018« dokumentiere die Mobilität von Studenten und Wissenschaftlern, wonach 235.858 Studenten nach Deutschland eingereist und 137.700 ausgereist seien. Datenbasis hierfür sei die internationale Studierendenstatistik der UNESCO.
Auf Ebene der wissenschaftlichen Autoren sei das Verhältnis von Einreisenden zu Ausreisenden nahezu ausgeglichen. Der Bericht »Wissenschaft Weltoffen 2018« führe für Deutschland 81.656 einreisende Wissenschaftler gegenüber 85.857 ausreisenden Wissenschaftlern auf. Datenbasis seien dabei die bibliometrischen Daten aus dem Science, Technology and Industry (STI)-Scoreboard der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).
Da nach Einschätzung der Bundesregierung Deutschland ein attraktives Land für hoch qualifizierte Arbeitskräfte sei und die Bundesregierung die von der AfD geäußerte Vermutung zum Abwanderungssaldo von Talenten nicht teilt, lehnt die Bundesregierung eine Engführung ihrer Kommunikation mit Interessen- und Berufsverbänden und weiteren Akteuren auf eine »Ursachenforschung von Abwanderung und Brain Drain« ab. Gleichwohl entwickle das Bundesministerium für Arbeit und Soziales zusammen mit weiteren Ministerien eine neue Fachkräftestrategie im Dialog mit Sozialpartnern, Kammern, Ländern und der Bundesagentur für Arbeit aufbauend auf der Partnerschaft für Fachkräfte. Schwerpunkt werde dabei unter anderem auch eine Nationale Weiterbildungsstrategie sein.
Die Sorge der AfD im Hinblick auf die Berufsgruppe der Ärzte wird von der Bundesregierung nicht geteilt. Laut Statistik der Bundesärztekammer (BÄK) sei die Gesamtzahl der ins Ausland abwandernden Ärzte rückgängig. Gleichzeitig hebe die BÄK den wichtigen Beitrag von Ärzten aus dem Ausland zur Aufrechterhaltung der Versorgung gerade in ländlichen Gebieten hervor.
Es sei der Bundesregierung bekannt, dass insbesondere Universitäten und (auch medizinische) Forschungseinrichtungen in den USA und Großbritannien durch herausragende Einzelvereinbarungen sowohl in Bezug auf wissenschaftliche Freiheiten als auch im Hinblick auf die Höhe der Vergütung traditionell große internationale Anziehungskraft entfalten würden. Das deutsche Wissenschaftssystem dagegen zeichne sich durch seine sehr gute wissenschaftliche Basis in der Breite - also jenseits sehr weniger Spitzenorte, seine oftmals über lange Zeiträume verlässliche Finanzierung sowie seine auch interdisziplinäre Vielfalt an Institutionen und Forschungsthemen auf hohem wissenschaftlichen Niveau aus.
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