Stress bekämpfen – wer weiß wie?

IAQ2

IAQ: Gesundheitsgerechte Arbeitsgestaltung für Industrie 4.0 

Seit Jahren nehmen psychische Belastungen im Beruf zu. Arbeitsverdichtung und Zeitdruck machen krank, führen zu hohen Fehlzeiten und oft auch in die Frührente. Digitale Technik eröffnet zwar neue Chancen, aber mit gesundheitlichem Risiko: Wer stets online verfügbar ist, hat den Job immer dabei. Im Rahmen eines BMBF-geförderten Vorhabens hat das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) untersucht, was Führungskräfte, Arbeitsschutzexperten und Beschäftigte wissen, um Stress in der Arbeit abzubauen.

Dafür haben die IAQ-Forscherinnen Dr. Anja Gerlmaier und Laura Geiger ein »Stress-Quiz« entwickelt. Damit wurde in verschiedenen Kooperationsunternehmen aus der Metall- und Elektro-Industrie erfasst, was über die Wirkungen von psychischer Belastung auf die Gesundheit bzw. die Produktivität bekannt ist. Wie der aktuelle IAQ-Report zeigt, ist das Wissen »bei allen ausbaufähig«, so Projektleiterin Dr. Anja Gerlmaier. »Insbesondere Führungskräfte haben tendenziell nur wenig Ahnung von gesunder Arbeitsgestaltung«, stellte Laura Geiger fest.

Abgefragt wurden unter anderem die gesundheitlichen Folgen von regelmäßig überlangen Arbeitszeiten (über 10 Stunden): 76% der Befragten kannten das Risiko einer Frühverrentung, 40% wussten zudem, dass man eher dazu neigt, Antidepressiva und Aufputschmittel zu nehmen. Dass sich die Gefahr, an Diabetes zu erkranken, mehrfach erhöht, wussten hingegen nur 21% der Befragten. 10% stimmten sogar der falschen Aussage zu, dass der Körper sich an überlange Arbeitszeiten gewöhne. Beim Thema »chronischer Stress« kannten 92% das erhöhte Herzinfarktrisiko, 48%, dass Rückenprobleme drohen. Nur 28% wussten dagegen, dass dadurch Demenz im Alter befördert wird, und nur etwa jeder Zehnte (11%), dass chronischer Stress die Wundheilung verzögern kann.

Dass Ausdauersport oder ein Spaziergang nach Feierabend zur Erholung beitragen können, ist fast allgemein bekannt (88%), auch die Empfehlung, soziale Kontakte zu pflegen und Freunde und Bekannte zu treffen (60%). Nur die Hälfte (49%) wusste hingegen, dass auch ein Kurzschlaf von 10 bis 20 Minuten entspannen kann. 19% der Befragten stimmten der Fehlannahme zu, dass fernsehen und sich aufs Sofa legen ebenfalls der Erholung dienlich seien.

»Für die betriebliche Gesundheitsförderung reicht es nicht aus, Beschäftigte auf die Gefahren von Stress aufmerksam zu machen und zu erwarten, dass sie selbstachtsam sind«, fordern die IAQ-Forscherinnen. »Vielmehr brauchen wir neue Präventionskonzepte, die allen Wissen über eine gesundheitsgerechte Gestaltung ihrer Arbeit vermitteln und ihnen aber auch Möglichkeiten eröffnen, Maßnahmen umzusetzen«.

    

  LINKS  

 

Berufsunfähigkeit: Psyche als Hauptursache auf Rekordniveau
Fast die Hälfte aller neuen Leistungsfälle in der Berufsunfähigkeitsversicherung entfiel im Jahr 2022 auf psychische Erkrankungen. Immer mehr Versicherte können wegen einer psychischen Störung und deren Folgen dauerhaft nicht mehr ihrer...
Berufskrankheiten pandemiebedingt auf Allzeithoch
BAuA veröffentlicht Bericht »Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit« 2022 844.284 meldepflichtige Arbeitsunfälle ereigneten sich im Jahr 2022 und damit 21.325 weniger als im Vorjahr. Mit umgerechnet 19,0 Arbeitsunfällen je 1000 Vollarbeiter ist...
DGB-Index Gute Arbeit 2023: Betriebliche Prävention aus Sicht der Beschäftigten
Die Gesundheit der Beschäftigten in Deutschland hängt eng mit ihren Arbeitsbedingungen zusammen. Das hat die repräsentative Beschäftigtenbefragung Index Gute Arbeit 2023 des Deutschen Gewerkschaftsbundes ergeben, die heute in Berlin veröffentlicht...

.