Inklusionsbarometer Arbeit: Art der Behinderung entscheidet über Jobeinstieg

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Aktion Mensch

So viele Menschen mit Behinderung wie nie zuvor haben eine Stelle

Die Inklusion am Arbeitsmarkt macht Fortschritte: Mehr als 1,15 Millionen Menschen mit Behinderung waren 2015 in Deutschland erwerbstätig – so viele wie nie zuvor. Das ergibt das Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Institute (HRI).

Im Gesamtergebnis erreicht das Inklusionsbarometer mit 101,2 erstmals einen Wert, der auf eine Verbesserung hinweist. «In vielen Teilbereichen sind Entwicklungen zu erkennen, die zu vorsichtigem Optimismus Anlass geben«, sagt Prof. Bert Rürup, Präsident des HRI. Positiv sei auch der Anstieg der Zahl der Unternehmen, die unter die Beschäftigungspflicht fallen, um mehr als 4.000 auf fast 150.000. Damit einher geht die Rekordzahl von 1,016 Millionen besetzten Pflichtarbeitsplätzen.

»Dennoch könnten Menschen mit Behinderung noch viel stärker vom Aufschwung am Arbeitsmarkt profitieren«, relativiert Armin von Buttlar, Aktion Mensch-Vorstand. Denn die Arbeitslosenquote von Menschen mit Behinderung ist mit 13,9 Prozent leicht gesunken, aber immer noch doppelt so hoch wie in der Vergleichsgruppe ohne Behinderung. Die Zahl der Arbeitslosen mit Schwerbehinderung bestätigt den Handlungsbedarf: Sie ist mit 181.110 Menschen um rund 3000 gestiegen. Hinzu kommt, dass die Arbeitssuche im Durchschnitt 96 (Vorjahr: 95) Tage länger dauert als bei Arbeitslosen ohne Behinderung. Immer noch bleiben 36 (Vorjahr: 32) Prozent aller Arbeitgeber unter der Einstellungsquote für Menschen mit Behinderung von fünf Prozent. Sie zahlen stattdessen die gesetzliche Ausgleichsabgabe. Als Gründe nennen sie räumliche Barrieren und die mangelnde Bekanntheit der staatlichen Förderung.

Auch die Art der Behinderung spielt bei der Einstellung eine entscheidende Rolle. Für Menschen mit einer geistigen Behinderung ist der erste Arbeitsmarkt weitgehend verschlossen. Immerhin: 67 Prozent der befragten Unternehmen stellen sich auf Mitarbeiter mit körperlicher Behinderung
ein.

Regionalisierung: NRW gibt Spitzenposition bei Inklusionsklima ab

Im regionalen Vergleich gibt Nordrhein-Westfalen in Bezug auf das Inklusionsklima seine Spitzenposition an die Region Mitte (dies sind die Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland) ab und fällt auf den dritten Platz. Denn auch der Süden Deutschlands (Bayern, Baden-Württemberg) hat das bevölkerungsreichste Bundesland überholt. Auf weiterhin niedrigem Niveau bewegen sich die Regionen im Osten und Norden, wobei der Norden das Schlusslicht bildet.

Bewegung am Arbeitsmarkt ist nicht zu erwarten: Nur zehn Prozent der befragten Unternehmen wollen in den kommenden zwei Jahren weitere Mitarbeiter mit Behinderung in ihrer Firma einstellen. Jedoch gibt der Erfolg inklusiv arbeitenden Firmen Recht. Mehr als drei Viertel aller Unternehmer (2015: 77 Prozent/Vorjahr: 74 Prozent) sehen keine Leistungsunterschiede zwischen den Beschäftigten mit und ohne Behinderung.

Hintergrund
Für das Inklusionsbarometer Arbeit hat das Handelsblatt Research Institute bei einer repräsentativen Umfrage 500 mittelständische Unternehmen und 802 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung befragt. Zugleich sind die jüngsten Zahlen aus verschiedenen Quellen wie der Bundesagentur für Arbeit in die Bewertung eingeflossen. Das Barometer setzt sich aus Teilergebnissen zur Inklusionslage und zum Inklusionsklima zusammen und wird von der Aktion Mensch 2015 zum dritten Mal erhoben.

 

 

  VERWEISE  

 

Teilzeit und Lohnverlust: Wie Schwerbehinderung Arbeitswege verändert
Schwerbehinderung beeinflusst Erwerbsverlauf erheblich Eine aktuelle Studie des IAB zeigt, dass Betroffene fünf Jahre nach Eintritt einer Schwerbehinderung eine um 16 Prozentpunkte geringere Wahrscheinlichkeit haben, erwerbstätig zu sein, als...
Digitale Aktionswoche: Mehr Inklusion am Arbeitsmarkt
Mehr als 1,1 Millionen Menschen mit Beeinträchtigung sind in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dennoch bleibt der Zugang zum Arbeitsmarkt für diese Gruppe oft eine Herausforderung. Anlässlich des Internationalen Tags der...
Hamburg startet Qualifizierungsprogramm »Bildungsfachkräfte« für Menschen mit Beeinträchtigungen
Neues Inklusionsprojekt an der HAW Hamburg: Bildungsfachkräfte für ein inklusiveres Hochschulumfeld Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) startet zum Wintersemester 2024/25 ein innovatives Qualifizierungsprogramm für Menschen...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • BA-Etat 2025: Milliardenbudget für Weiterbildung und moderne IT-Lösungen

    Bundesagentur für Arbeit setzt auf Weiterbildung und Digitalisierung Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat den Haushalt für das Jahr 2025 beschlossen und plant trotz konjunktureller Belastungen umfangreiche Investitionen in die Fachkräftesicherung...

  • HubbS – Ein digitaler Hub zur Stärkung beruflicher Schulen

    Am 5. November 2024 ging HubbS, eine innovative Plattform für Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen in Deutschland, online. Sie bietet ein umfassendes Informations- und Interaktionsangebot, das den Austausch, die Weiterentwicklung und die...

  • BIBB: Fachkräfterückgang gefährdet Wachstum und Wohlstand

    Demografischer Wandel bedroht Deutschlands wirtschaftliche Zukunft Die demografische Entwicklung in Deutschland führt zu einem Fachkräftemangel, der das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand des Landes gefährdet. Zu diesem Ergebnis kommt die achte...

  • Zukunft der Berufsbildungszentren des Handwerks

    Die Berufsbildungszentren des Handwerks spielen nach Ansicht der Bundesregierung eine zentrale Rolle in der beruflichen Bildung. In einer Antwort auf eine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion betonte die Regierung, dass das Handwerk eine wichtige Funktion...

  • DGB: Fachkräftesicherung? Nur mit guten Arbeitsbedingungen!

    Fachkräftemangel und Arbeitsbedingungen: Der DGB-Index Gute Arbeit 2024 Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen sieht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Stärkung des Fachkräftepotenzials als vordringliche Aufgabe an. Dabei...

.