Schrumpfende Erwerbsbevölkerung: Wie Deutschland auf die Alterung des Arbeitsmarkts reagiert
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Wie beeinflusst der demografische Wandel Jobs und Wachstum in Deutschland?
Deutschland steht 2025 vor einer enormen demografischen Herausforderung: Das Erwerbspersonenpotenzial wird laut OECD bis 2060 um 22 Prozent schrumpfen, während der OECD-Schnitt nur bei 8 Prozent liegt.
Gleichzeitig wächst das Missverhältnis zwischen älteren und jüngeren Menschen stärker als in anderen Ländern – eine zentrale Belastung für Wachstum und Arbeitsmarkt .
Demografie bremst Wirtschaftswachstum
Die Alterung der Gesellschaft hat massive Auswirkungen: Das jährliche Pro-Kopf-Wachstum könnte von 1,4 Prozent (2006–2019) bis 2060 auf nur noch 0,3 Prozent sinken. Deutschland schneidet hier schlechter ab als der OECD-Durchschnitt.
Allerdings besteht laut Expert*innen die Chance, die Wachstumsraten durch eine stärkere Integration von Frauen und älteren Menschen sowie durch höhere Produktivität zu verbessern.
Beschäftigung Älterer: Fortschritte, aber auch Defizite
Deutschland hat bei der Erwerbsquote älterer Menschen aufgeholt und steht im Vergleich meist gut da. Im Segment der 65- bis 69-Jährigen bleibt Deutschland mit einer Beschäftigungsquote von gut 20 Prozent jedoch hinter dem OECD-Durchschnitt von 30 Prozent zurück.
Zudem werden ältere Beschäftigte seltener neu eingestellt. Nur etwa 5 Prozent der 55- bis 64-Jährigen hatten 2022 eine neue Stelle angetreten, während dieser Wert im OECD-Schnitt doppelt so hoch ist. Weiterbildung Älterer geschieht auf Durchschnittsniveau; Defizite bestehen vor allem in der IT-Kompetenz jedoch weniger als im Durchschnitt.
Mittelstand kämpft mit Personalbindung
Gerade kleiner und mittlerer Unternehmen fällt es laut Einschätzungen schwerer, qualifizierte Mitarbeitende zu finden und zu halten. Ein vielversprechender Ansatz könnten laut Branchenerfahrung Modelle wie die Tandemarbeit sein: Dabei begleiten pensionierte Fachkräfte junge Neueinsteiger*innen und sichern so den Wissenstransfer.
Arbeitsbedingungen entscheidend für Verbleib Älterer
Gesundheit und gute Arbeitsbedingungen werden als Schlüssel gesehen, um Ältere länger in Beschäftigung zu halten. Frühverrentung, die in Krisenphasen oft wieder genutzt wird, verschärft den Mangel an Fachkräften zusätzlich.
Fachleute betonen, dass arbeitslose Ältere schwer wieder integriert werden können. Frühzeitige Beratung und Qualifizierung sind hier essenziell.
Bildungsniveaus beeinflussen Weiterbildungsbereitschaft
Rund ein Drittel der älteren Beschäftigten geht aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in Rente – insbesondere Mitarbeitende mit geringer formaler Bildung nehmen seltener an Weiterbildungen teil. In tarifgebundenen Unternehmen ist die Situation dank umfangreicher Regelungen für Weiterbildung oft besser.
Staatliche Maßnahmen und Perspektiven
Die Bundesregierung plant weitere Anreize wie die Aktivrente und die Aufhebung von Einschränkungen für Weiterbeschäftigung über das Rentenalter hinaus. Langfristig soll verstärkte Arbeitsmigration helfen, die demografische Lücke zu schließen. Gleichzeitig unterstreichen Expert*innen die Bedeutung flexibler Übergänge in den Ruhestand.
Bibliographie
Schludi, Martin (2025): Alt, älter, arbeitsmarktrelevant: Wie der demografische Wandel Jobs und Wachstum prägt
In: IAB-Forum 30. Juli 2025, Abrufdatum: 31. Juli 2025
VERWEISE
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