Erwerbsverläufe vor Rentenbeginn

Altersübergangsreport

Die Mehrheit wählt vorzeitige Rente

Immer mehr Menschen gehen aus einem stabilen Arbeitsverhältnis in Rente.

Der Übergang zwischen der Erwerbs- und der Ruhestandsphase ist seltener durch unsichere Zwischenphasen wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit geprägt. Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter derjenigen, die aus einer langen Phase der Arbeitslosigkeit in Rente gehen.

Der aktuelle Altersübergangs-Report des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen analysiert die letzte Phase vor dem Renteneintritt.

IAQ-Forscher Prof. Dr. Martin Brussig beschäftigt die Frage, warum zwar viele, aber nicht alle Menschen die Möglichkeit nutzen, vor der Regelaltersgrenze in Rente zu gehen.

Um der Antwort näher zu kommen, untersucht er die letzten drei Arbeitsjahre vor dem Renteneintritt. Er unterscheidet dabei zwischen kurzer und langer Beschäftigung sowie kurzer und langer Arbeitslosigkeit bzw. Krankheit. Auf diese Art soll besser verstanden werden, von welchen Bedingungen Menschen ihre Entscheidung für eine Altersrente abhängig machen. Verglichen werden die Geburtsjahrgänge 1943 bis 1954.

»In den letzten Jahren ist ein stetiger Zuwachs von Renteneintritten aus einem stabilen Arbeitsverhältnis zu beobachten. Nahezu die Hälfte der Männer und über 40 Prozent der Frauen des Jahrgangs 1954 (Rentenzugang 2017 bis 2021) beginnen die Altersrente aus langer Beschäftigung. Im Jahrgang 1943 lag ihr Anteil dagegen bei nur etwas über einem Drittel bzw. etwas über einem Viertel«, kommentiert Brussig.

Bei der Einordnung der Ergebnisse ist zu beachten, dass der betrachtete Zeitraum fast vollständig mit einem deutlichen wirtschaftlichen Aufschwung zusammenfällt. Eine lange Beschäftigung führt dem Bericht zu Folge aber nicht automatisch dazu, dass bis zur Regelaltersgrenze oder darüber hinaus gearbeitet wird: »Unterstellt man den stabil Beschäftigten Wahlfreiheit, dann entscheidet sich die überwiegende Mehrheit für eine vorzeitig beziehbare Rente«, so Brussig.

Anders sieht es bei denjenigen aus, die aus einer Phase langer Arbeitslosigkeit oder Krankheit in Rente gehen. Durch den Wegfall der »Altersrente wegen Arbeitslosigkeit« (ab Jahrgang 1952) können sie nicht mehr vorzeitig in Rente gehen. Ihnen bleibt oft nur die Regelaltersrente, in der die Altersgrenze langsam aber stetig steigt. Über 50 Prozent der aus langer Arbeitslosigkeit in Rente wechselnden Männer des Jahrgangs 1944 nutzten die »Altersrente wegen Arbeitslosigkeit« und gingen vorzeitig in Rente. Nur knapp 20 Prozent bezogen die Regelaltersrente. Im Vergleich dazu erhält fast die Hälfte der langzeitarbeitslosen Männer des Jahrgangs 1954 diese Rentenform. Langzeitarbeitslose wechseln damit seit neuestem im Schnitt später in die Rente als stabil Beschäftigte.

Neu ist außerdem, dass diese Gruppe anteilig am häufigsten Abschläge bei der Rente hinnehmen muss. »Rentenzugänge aus langer Arbeitslosigkeit bzw. Krankheit erfolgen nicht nur in einem höheren Alter, sondern noch dazu häufiger mit Abschlägen«, bilanziert Brussig. »Der spätere Rentenbeginn wird also nicht durch weniger Abschläge kompensiert. Die Frage, ob ältere Erwerbslose im Übergang zur Rente besser geschützt werden müssen, wird sich insbesondere mit dem anstehenden Umbau der Wirtschaft – Stichwort Energiewende – erneut stellen.«


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