ICILS 2023: Internationale Vergleichsstudie zu digitalen Kompetenzen von Schüler*innen

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten)
ICILS 2023

Digitale Kompetenzen sind für junge Menschen heute wichtiger denn je.

Vor diesem Hintergrund zeigt die internationale Vergleichsstudie »International Computer and Information Literacy Study 2023« (ICILS 2023), wie es um die Kompetenzen von Achtklässler*innen in Deutschland bestellt ist.

Die von der Universität Paderborn durchgeführte und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie untersucht, wie deutsche Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich im Umgang mit digitalen Medien abschneiden und welche Rahmenbedingungen dafür gegeben sind.

Deutlicher Rückgang digitaler Kompetenzen

Die Studie beleuchtet die Entwicklung der digitalen Kompetenzen seit 2013. Trotz einer Verbesserung der technischen Ausstattung erreichen deutsche Schüler*innen mit durchschnittlich 502 Punkten in computer- und informationsbezogenen Kompetenzen nur einen Platz im Mittelfeld, leicht über dem internationalen Durchschnitt von 476 Punkten.

Die wissenschaftliche Leiterin der Studie, Prof. Dr. Birgit Eickelmann, weist darauf hin, dass Förderbedarf vor allem in den nicht-gymnasialen Schulformen besteht, wo mehr als 55 Prozent der Achtklässler*innen nur die beiden unteren Kompetenzstufen erreichen.

Ein besonderer Handlungsbedarf zeigt sich für eine gezielte Fortbildung der Lehrkräfte sowie die Stärkung von Schulleitungen als Führungskräfte im Bereich des digitalen Lernens.

Unterricht mit digitalen Medien wird selbstverständlicher, aber es gibt noch Lücken

Obwohl inzwischen 70 Prozent der Lehrkräfte regelmäßig digitale Medien im Unterricht einsetzen, berichten nur 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler von einer täglichen Nutzung digitaler Werkzeuge für schulische Aufgaben. Dies steht im Widerspruch zur hohen Motivation, die 90 Prozent der Jugendlichen für das Lernen mit digitalen Medien angeben.

Prof. Eickelmann sieht hier die Notwendigkeit, verstärkt schüleri*nnenzentrierte und lernförderliche digitale Lernangebote zu entwickeln, die auch die Potenziale von Künstlicher Intelligenz (KI) einbeziehen.

Computational Thinking: Deutschland im unteren Mittelfeld

Ein weiteres Modul der Studie widmet sich dem Bereich »Computational Thinking«, der das Problemlösen mit Hilfe von Algorithmen und Modellierungen umfasst.

Deutsche Schüler*innen erreichen hier durchschnittlich 479 Punkte, was im Vergleich zu anderen Ländern, darunter auch einige europäische Nachbarländer, eher schwach ist. Die Integration dieses Kompetenzbereichs in die schulischen Curricula hat sich in Deutschland noch nicht in dem Maße durchgesetzt wie in anderen Ländern.

Innovative Lehrerbildung als Schlüssel für die Zukunft

Die Universität Paderborn setzt verstärkt auf eine moderne Lehrerausbildung, um die Digitalisierung in den Schulen voranzutreiben. Mit Projekten wie COMeIN und lernen:digital, die beide vom BMBF gefördert werden, wird die Lehrerausbildung an moderne Anforderungen angepasst. Durch spezielle Ausbildungsmodule sammeln Lehramtsstudierende heute bereits deutlich mehr Erfahrungen im Umgang mit digitalen Medien als frühere Lehrergenerationen.

Weitere Informationen und Handlungsperspektiven

Detaillierte Ergebnisse und Analysen von ICILS 2023 sowie länderspezifische Daten sind online verfügbar. Neben einer Zusammenfassung bietet ein begleitendes Video sechs Perspektiven für die Weiterentwicklung der schulischen Bildung. Die Studie betont vor allem die Notwendigkeit, digitale Kompetenzen systematisch zu fördern und moderne Lehr- und Lernbedingungen zu schaffen, die sich an internationalen Standards orientieren.


Die wichtigsten Ergebnisse in Kurzform

  • Die Achtklässler*innen in Deutschland erreichen im Bereich der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen 502 Punkte und liegen damit über dem internationalen (476) und dem EU-Durchschnitt (493), jedoch unter den Ergebnissen der Vorjahre (ICILS 2013: 523, ICILS 2018: 518).
  • Die höchste Kompetenzstufe erreichen nur 1,1 % der Schüler*innen (international: 1,0 %, EU: 0,8 %).
  • Ein Anteil von 40,8 % der Schüler*innen verfügt lediglich über grundlegende oder basale Kompetenzen (international: 50,2 %, EU: 44,0 %).
  • Gymnasiasten erzielen mit 559 Punkten deutlich bessere Werte als Schüler*innen anderer Schulformen (472 Punkte).
  • Die Kompetenzen der Schüler*innen stehen in engem Zusammenhang mit sozialen und herkunftsbedingten Faktoren.
  • Mehr als 90 % der Schüler*innen betrachten die Schule als wichtigen Lernort für digitale Medien und zeigen sich dafür motiviert.
  • Deutschland erreicht im Bereich Computational Thinking 479 Punkte, was dem internationalen Niveau (483) entspricht und seit 2018 unverändert ist.
  • Die Ausstattung mit Schulgeräten hat sich verbessert: 2023 werden sich 5 Schüler*innen ein Gerät teilen, während es 2018 noch 10 waren.
  • Nur 10,2 % der Schüler*innen haben Zugang zu adaptiven Lernsystemen (international: 23,5 %, EU: 20,5 %).
  • Die tägliche Nutzung digitaler Medien durch Lehrkräfte ist auf 69,9 % gestiegen (2013: 9,1 %; international: 61,2 %; EU: 68,9 %).
  • In der Lehreraus- und -fortbildung zur Digitalisierung besteht weiterhin Entwicklungsbedarf, insbesondere in der praktischen Anwendung und der Unterrichtsentwicklung.

Wissenschaftliche Ansprechpartnerinnen
Prof. Dr. Birgit Eickelmann, Leiterin der AG Schulpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Paderborn, E-Mail: birgit.eickelmann@upb.de
PD Dr. Kerstin Drossel, Akademische Oberrätin in der AG Schulpädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft an der Universität Paderborn, Fon: + 49 5251 60-4321, E-Mail: kerstin.drossel@upb.de  


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