Bedeutung des Fachkräftemangels für die Hochschulen

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HOCHSCHULBAROMETER 2

Die Hochschulen sehen es als eine wichtige Aufgabe an, ihren Beitrag gegen den Fachkräftemangel zu leisten. Dabei haben sie selbst größere Schwierigkeiten, Fachkräfte für Wissenschaft und Verwaltung zu gewinnen.

Insgesamt verschlechtert sich die Stimmung unter den Hochschulleitungen weiter. Der entsprechende Stimmungsindikator erreicht den geringsten Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2011.

Das sind Ergebnisse des aktuellen Hochschul-Barometers, herausgegeben vom Stifterverband und der Heinz Nixdorf Stiftung.

Hochschulen nehmen im Kampf gegen den wachsenden Fachkräftemangel ihre Aufgabe wahr und leisten ihren Beitrag – davon sind 99,3 Prozent der Hochschulleitungen überzeugt. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Praxisbezug des Studiums: Drei Viertel (73,6 Prozent) der befragten Hochschulleitungen sagen, ein stärkerer Praxisbezug des Studiums trage zu einer Reduzierung des Fachkräftemangels bei. Nur die staatlichen Universitäten sehen das anders (31,4 Prozent).

Klimawandel, Digitalisierung, gesellschaftliche Resilienz, Pandemien, Künstliche Intelligenz: Um die Vielfalt aktueller Themen zu bewältigen, benötigen Absolventinnen und Absolventen die richtigen Kompetenzen.

Trotzdem gibt mehr als die Hälfte der Hochschulleitungen (55,1 Prozent) an, dass der Stellenwert von Lehre und Kompetenzvermittlung an deutschen Hochschulen im Vergleich zur Forschung zu gering ist. Gerade in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) gilt es angesichts der aktuellen Herausforderungen, die Abbruchquoten zu senken sowie den Frauenanteil und die Attraktivität der Studiengänge zu steigern.

Dafür kooperieren bereits fast alle Hochschulen (95 Prozent) mit Schulen und erweitern so das MINT-Bildungsangebot unter anderem durch die Einrichtung von Lernlaboren oder Schülerforschungszentren. Dagegen nutzt aber nur die Hälfte der Hochschulen die Chance, die interdisziplinäre Lehre auszubauen, um MINT-Fächer für neue Zielgruppen attraktiver zu gestalten.

Auch über die klassischen Studienwege hinaus leisten Hochschulen einen Beitrag im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Die große Mehrheit der Rektorinnen und Rektoren sowie Präsidentinnen und Präsidenten sagt, dass sie in den letzten fünf Jahren ihr Weiterbildungsangebot ausgebaut haben. Dieser Trend wird sich nach deren Einschätzungen auch in den kommenden fünf Jahren weiter verstärken.

Darüber hinaus geben fast drei Viertel (73 Prozent) der Hochschulleitungen an, dass eine stärkere Durchlässigkeit zwischen akademischer und beruflicher Bildung zentraler Bestandteil ihrer Hochschulstrategie sei, um Studierenden vielfältige Bildungswege und Karrieremöglichkeiten zu eröffnen.

Potenziale bestehen für die Hochschulen noch bei der Unterstützung internationaler Studierende für die Zeit nach ihrem Studium: Während 62 Prozent der Hochschulen internationalen Studierenden beim Ankommen helfen, sind es nur noch 43 Prozent beim Übergang in den Arbeitsmarkt.

Für die Umsetzung ihrer Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel fühlen sich die meisten Hochschulen (80,5 Prozent) von der Politik nicht ausreichend unterstützt. Hinzu kommt, dass mehr als zwei Drittel der Befragten selbst größere Schwierigkeiten haben, Fachkräfte für Wissenschaft und Verwaltung zu gewinnen und zu halten.

Praxisbezug des Studiums

Die Stimmung an den Hochschulen ist so schlecht wie nie seit Erhebung des Hochschul-Barometers. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt sie um 7,5 Punkte und erreicht 22,0 Punkte (auf einer Skala von minus 100 bis plus 100) bei der Beurteilung der aktuellen Lage.

Vor allem die kleineren und mittleren Hochschulen sind unzufrieden. Gründe hierfür liegen beispielsweise in der Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit. Diese sinkt drastisch: Nur noch etwas mehr als die Hälfte der Hochschulleitungen (51,5 Prozent) meint, der Hochschulstandort Deutschland sei im internationalen Vergleich gut aufgestellt. Vergangenes Jahr waren es noch fast drei Viertel (72,5 Prozent). Gründe dafür liegen auch in den gestiegenen Energiekosten und den allgemeinen Preissteigerungen.

Große Sorgen bereitet den Hochschulen auch ihre eigene Personalsituation. Es wird immer schwieriger, Fachkräfte für den wissenschaftlichen Bereich oder die Verwaltung zu finden und zu halten. Nur noch jede fünfte Hochschule (20,1 Prozent) schätzt ihre Personalsituation (aktuelle Ausstattung und Rekrutierungschancen) als (eher) gut ein. In der Erhebung 2020 taten dies noch ein gutes Drittel, 2021 noch circa 29 Prozent.


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