DVV: Gering gebildete Erwachsene geraten aus dem Blick

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DVV fordert energische Initiative im Anschluss an die Alphadekade

Zentrale Förderungen für Grundbildung laufen aus

Mit der Entscheidung der Bundesregierung, das bundesweite Förderprogramm für Alphabetisierung und Grundbildung 2026 auslaufen zu lassen, stehen viele Erwachsene mit geringen Grundkenntnissen vor einer ungewissen Zukunft.

Dabei handelt es sich um eine seit 2016 laufende Bund-Länder-Initiative zur Förderung von Menschen mit geringen Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen sowie Defiziten in weiteren Grundbildungsbereichen. Bislang erfüllte es eine Schlüsselrolle für die gesellschaftliche Teilhabe und Arbeitsmarktfähigkeit dieser Gruppe.

OECD-Studie zeigt alarmierende Kompetenzlücken

Laut aktueller PIAAC-Studie der OECD verstärkt sich in Deutschland die Kluft zwischen Menschen mit niedriger und hoher Qualifikation.

Besonders die leistungsschwächsten zehn Prozent erreichen im internationalen Vergleich nur sehr geringe Lesefähigkeiten – sie können oft nur einzelne Sätze oder sehr kurze Texte verstehen. Zwei Drittel derjenigen mit Hauptschulabschluss verfügen lediglich über minimale Lesekenntnisse.

Schwierigkeiten reichen weit über das Lesen hinaus

Auch die Schreibfähigkeiten bereiten Sorge: Die Bildungsforscherin Anke Grotlüschen schätzt, dass weiterhin rund 20 Prozent der Erwachsenen in Deutschland zu geringe Schriftsprachkompetenz besitzen.

Die Gefahr der sozialen Ausgrenzung steigt, denn Bildungsniveau und Herkunft beeinflussen maßgeblich die Chancen auf Weiterbildung und gesellschaftliche Teilhabe.

Mangelnde Grundbildung bedroht Demokratie und Arbeitsmarkt

Die OECD-Studie mahnt: Wer nur geringe Grundkompetenzen hat, fühlt sich weniger in der Lage, politisch Einfluss zu nehmen. Bildungsarmut wird damit zum Risiko für die Demokratie. Gering qualifizierte Erwachsene bleiben außerdem häufig vom wirtschaftlichen und kulturellen Leben ausgeschlossen – eine Herausforderung, die in Zeiten von Arbeitskräftemangel und Digitalisierung besonders gravierend ist.

DVV fordert neue Initiativen und dauerhafte Förderung

Julia von Westerholt, Direktorin des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV), betont die gesellschaftliche und wirtschaftliche Untragbarkeit dieser Entwicklung. Sie warnt, dass gerade jetzt ein Rückzug aus der Förderung der Grundbildung folgenschwer wäre.

Zu den Erfolgen der Alphadekade zählen innovative Unterrichtsmaterialien, digitale Lernportale sowie Angebote direkt in den Quartieren, die niedrigschwellig und wohnortnah Unterstützung bieten.

Dringender Appell am Weltalphabetisierungstag

Anlässlich des Weltalphabetisierungstags appelliert der DVV an die Bundespolitik, dringend eine Nachfolgeinitiative für die Alphadekade auf den Weg zu bringen. Ohne dauerhafte Förderung könnten die bisherigen Fortschritte verloren gehen, obwohl die Anforderungen an Grundkompetenzen im Alltag und Beruf weiter steigen. 


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