Deutsche KI-Nutzer vertrauen auf Künstliche Intelligenz – Kontrolle bleibt oft aus

AI Sentiment Index 2025

Mehrheit sieht KI als nützliches Werkzeug

Laut dem aktuellen »AI Sentiment Index 2025« von EY sind deutsche Nutzerinnen und Nutzer von Künstlicher Intelligenz (KI) überzeugt, dass die Technologie ihre Bedürfnisse versteht. 80 Prozent der Befragten in Deutschland äußerten diese Meinung – ein internationaler Spitzenwert.

Ähnlich hohe Zustimmungswerte wurden nur in Japan, Schweden und Brasilien erreicht. In Ländern wie Südkorea und Indien fällt die Zufriedenheit mit KI-Anwendungen deutlich geringer aus.

Wenig Überprüfung der KI-Ergebnisse

Trotz des großen Vertrauens kontrolliert nur etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) der deutschen KI-Nutzenden die von der KI generierten Inhalte wie Texte, Bilder oder Übersetzungen.

Im internationalen Vergleich liegt dieser Wert unter dem Durchschnitt von 31 Prozent. Besonders hoch ist die Bereitschaft zur Überprüfung in Südkorea, China und Indien, während in Frankreich und Schweden noch weniger Menschen die Resultate gegenchecken als in Deutschland.

Kaum Bereitschaft zur Nachbearbeitung

Noch seltener werden KI-Ergebnisse von deutschen Nutzerinnen und Nutzern aktiv überarbeitet: Lediglich 15 Prozent geben an, die von der KI gelieferten Inhalte nachzubearbeiten.

International liegt dieser Wert bei 19 Prozent. In China und Indien investieren die Menschen wesentlich mehr Zeit in die Optimierung von KI-Texten und -Bildern. In Frankreich, Großbritannien und Japan ist die Bereitschaft zur Nachbearbeitung sogar noch geringer als in Deutschland.

Skepsis gegenüber KI im Gesundheitsbereich

Besonders zurückhaltend zeigen sich die Deutschen beim Einsatz von KI im Gesundheitswesen. Nur 39 Prozent fühlen sich wohl bei dem Gedanken, dass KI Gesundheitsprobleme voraussagen könnte – der niedrigste Wert im internationalen Vergleich. In asiatischen Ländern wie Indien und China ist die Akzeptanz deutlich höher.

Auch die Vorstellung, sich von einem KI-»Allgemeinmediziner« behandeln zu lassen, stößt in Deutschland auf Skepsis: Nur 26 Prozent können sich das vorstellen, weltweit sind es im Schnitt 37 Prozent.

Sorge vor Missinformation und Datenmissbrauch

Die Mehrheit der Befragten in Deutschland äußert Bedenken hinsichtlich der Verbreitung von Falschinformationen durch KI, etwa in Form von Deep Fakes. 70 Prozent machen sich darüber Sorgen, was leicht unter dem internationalen Durchschnitt liegt.

Hinzu kommt das Unbehagen, persönliche Daten mit KI-Systemen zu teilen. EY-Experte David Alich betont, dass Unternehmen und Gesetzgeber gefordert seien, den Schutz sensibler Daten zu garantieren und Missbrauch zu verhindern.

Europa als Regulierungs-Vorreiter – aber Innovationsdruck bleibt

Europa nimmt mit dem EU AI Act eine Vorreiterrolle bei der Regulierung von KI ein. Laut Alich müsse jedoch darauf geachtet werden, dass europäische Unternehmen durch zu strenge Vorgaben nicht ins Hintertreffen geraten. Es brauche klare Standards für Sicherheit, Transparenz und Ethik, ohne die Innovationskraft der Tech-Branche zu gefährden.

Andernfalls drohe Europa erneut in eine technologische Abhängigkeit zu geraten, was negative Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft hätte.

Hintergrund
Die Umfrage zum AI Sentiment Index wurde zwischen Dezember 2024 und Februar 2025 in 15 Ländern durchgeführt, 15.060 Menschen nahmen an der globalen Umfrage teil – mehr als 1.000 davon in Deutschland. Ziel der EY-Studie war es herauszufinden, wie Künstliche Intelligenz schon heute den Alltag der Menschen beeinflusst. 


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