CHECK Studienfinanzierung 2023: Familie und Nebenjob wichtigste Quellen der Studienfinanzierung

 BAFöG

Fünf von sechs Studierenden in Deutschland nutzen weder BAföG noch staatliche Kredite oder Stipendien

Für die Finanzierung des Studiums greifen mindestens 84 Prozent der Studierenden in Deutschland nicht auf staatliche Angebote zurück.

Dies zeigt ein CHECK des CHE Centrum für Hochschulentwicklung, der für 2022 erstmalig auch eine Länderauswertung bietet.

Die geringste Nutzung staatlicher Unterstützung durch BAföG, Stipendien oder Studienkredite gibt es in Thüringen, den höchsten Anteil in Sachsen. Angesichts der geringen Nutzungsquoten sieht das CHE einen dringenden Handlungsbedarf bei der staatlichen Studienfinanzierung in Deutschland.

Familie und Nebenjob sind die wichtigsten Quellen der Studienfinanzierung

Neun von zehn Studierenden in Deutschland werden durch ihre Eltern finanziell unterstützt, mehr als zwei Drittel arbeiten neben dem Studium. Familie und Nebenerwerb sind laut aktuellen Daten der Sozialerhebung die wichtigsten beiden Einnahmequellen im Studium.

Der CHECK Studienfinanzierung zeigt, wie gering dagegen mittlerweile die Bedeutung der staatlichen Unterstützungsangebote zur Studienfinanzierung geworden ist. Hierzu zählen das BAföG, staatlich initiierte Studienkredite sowie Stipendien (Deutschlandstipendium, Aufstiegsstipendium, Stipendien der Begabtenförderwerke).

Große Länderunterschiede bei der Nutzung von BAföG, Stipendien und Krediten

So griffen bundesweit im Jahr 2022 maximal 16,2 % aller Studierenden auf BAföG, staatliche Kredite oder Stipendien zurück. Da eine Doppelförderung bei einigen Angeboten möglich ist, dürfte der Anteil faktisch noch niedriger liegen.

Eine differenzierte Auswertung auf Ebene der Bundesländer zeigt große Unterschiede. In Thüringen nutzt nur rund jede*r achte Studierende ein staatliches Finanzierungsangebot. Sachsen dagegen weist mit 23,7 Prozent die höchsten Quoten im Ländervergleich auf – fast jede*r Vierte nutzt ein staatliches Finanzierungsangebot. Dies liegt wesentlich am vergleichsweise hohen Anteil an BAföG-Empfänger*innen im Freistaat.

Die wirksamste Verbesserung der Studienfinanzierung der letzten Jahre war die Anhebung des Mindestlohns

»Dass mittlerweile mindestens 84 Prozent der Studierenden in Deutschland die staatlichen Unterstützungsangebote zur Studienfinanzierung nicht nutzen können oder wollen, zeigt den dringenden Reformbedarf in diesem Bereich«, urteilt Ulrich Müller. Die Verzögerungen bei der BAföG-Reform sowie die aktuell unverhältnismäßig hohen Zinsen beim KfW-Studienkredit würden weiter dafür sorgen, dass Studierende zur Finanzierung des Studiums zunehmend auf sich allein gestellt seien.

»Die politische Maßnahme, von der Studierende in den vergangenen Jahren am meisten finanziell profitiert haben, kam nicht aus dem Bildungs-, sondern aus dem Arbeitsministerium: Die Anhebung des Mindestlohnes auf 12 Euro im Oktober 2022«, so der Experte für Studienfinanzierung.

»Wenn wir das System der Studienfinanzierung in Deutschland so lassen, wie es momentan ist, hängt der Studienerfolg zukünftig immer mehr davon ab, ob man reiche Eltern hat oder in einem flexiblen Studiengang eingeschrieben ist, der nebenjob-kompatibel ist«, so Ulrich Müller. »Beides hat mit einer chancengerechten Beteiligung an hochschulischer Bildung nicht viel zu tun«.

Er empfiehlt deshalb, ein zukunftsfähiges System staatlicher Studienfinanzierung zu entwerfen, das bestehende Elemente zu einer umfassenden und in sich flexiblen Bundesstudienförderung bündelt und Finanzierungssicherheit schafft.

Hintergrund
Das CHE Format CHECK bietet einen schnellen visuellen Überblick zu unterschiedlichen Themen. Für eine Darstellung der unterschiedlichen Fördermittel und deren Bedeutung für die Studienfinanzierung in Deutschland hat das CHE aktuelle Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen. Erstmals gibt es auch eine detaillierte Auswertung zum Thema Studienfinanzierung für alle 16 Bundesländer für das Jahr 2022. Autor der Publikation »CHECK – Studienfinanzierung in Deutschland 2023« ist Ulrich Müller, redaktionell mitgearbeitet haben Jan Thiemann und Chiara Schäfer.


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