Vom KI-Baukasten zum integrierten Lernsystem: Trainings mit KI-Coaches/Assistenten

Holger FischerEin Beitrag aus unserer »Standpunkte«-Reihe von Holger Fischer, Gießen.

Die berufliche Weiterbildung erlebt momentan durch KI eine rasante Entwicklung. Es wächst die Vielzahl von Angeboten und Versprechen – mithilfe von KI-Tools, dem richtigen Prompting oder schnellen Einsatz von Systemen wie ChatGPT. Was dabei jedoch häufig fehlt, ist der Blick aufs Ganze. 

Bei der Confidos Akademie verstehen wir unter Lernbegleitung immer auch die Beziehung zwischen Mensch und KI. Diese steht nicht im Gegensatz, sondern funktioniert im Zusammenspiel, so Holger Fischer, Inhaber der Confidos Akademie und Experte für KI in der Bildung.

KI soll aus dieser Perspektive nicht Trainer*innen ersetzen, sondern ihre Angebote sinnvoll und gezielt ergänzen. Es ist nicht damit getan, ChatGPT »einfach irgendwie« in den Arbeitsalltag zu integrieren. Es braucht Datenschutzkonformität, methodisch-didaktische Grundlagen und vor allem trainingsspezifisches Wissen. Denn wird das Wissen von Trainer*innen mithilfe von KI gut eingebettet, entsteht daraus ein echter Mehrwert – zum Beispiel durch die Verbindung verschiedener KI-Tools innerhalb eines Lernpfads.

Die Confidos Akademie arbeitet seit mehreren Jahren genau an dieser Schnittstelle. Als Anbieter mit dem Schwerpunkt auf hybriden Weiterbildungskonzepten (Blended Learning) begleitet sie Unternehmen und Trainer*innen dabei, KI-Tools wie Chatbase (für KI-gestützte Chatbots mit definierter Wissensbasis), HeyGen (für Avatar-Videos und visuelle Impulse) nicht isoliert, sondern kombiniert und praxisnah in digitale Lernpfade zu integrieren.

Besonders im Zusammenspiel mit der Lernplattform blink.it sind dabei konkrete Ansätze entstanden – etwa durch den Einsatz von KI-Coaches, die per API-Schnittstelle in bestehende Kursstrukturen eingebunden werden.

Chatbase: Abgeschirmtes Wissen für wirksame Lernprozesse

Ein zentrales KI-Tool ist Chatbase. Die digitale Plattform mit Sitz in Kanada ermöglicht die Erstellung von KI-gestützten Chatbots, die gezielt auf unternehmenseigene Inhalte trainiert werden. Unternehmen oder Bildungsanbieter können damit einen KI-Coach oder Assistenten entwickeln, der sich beispielsweise an internen Leitfäden, Prozessen und Standards orientiert – ohne auf ungewisse Quellen im Internet zuzugreifen.

Im Unterschied zu offenen KI-Systemen wie ChatGPT arbeitet Chatbase demnach mit einer klar definierten Wissensbasis. Daraus entsteht ein gemäß EU-Standard datenschutzkonformer KI-Coach bzw. Assistent, der ausschließlich auf freigegebenes Wissen zurückgreift.

Im Kontext von Lernplattformen zeigt sich die Stärke der Integration von Chatbase besonders deutlich: Der KI-Begleiter kann mit wenigen Klicks direkt in den Lernpfad eingebunden werden. Er reagiert auf Fragen, gibt Impulse und regt zur Reflexion an.

Wie die Arbeit in Chatbase aussehen kann, lässt sich an dem folgenden Ausschnitt aufzeigen. Das Hochladen der Inhalte ist übersichtlich gestaltet, die Daten können regelmäßig ausgetauscht werden:


confidos1Grafik: Confidos Akademie

 

Ein weiterer Vorteil: Die Ansprache, der Tonfall und das Rollenverhalten lassen sich über eine Persona-Steuerung selbst definieren. Ob sachlich, motivierend oder kollegial – der angelegte Chatbot bleibt konsistent in Stil und Inhalt. So entsteht ein verlässlicher Lernbegleiter, der den Unternehmenskontext kennt und rund um die Uhr zur Verfügung steht.

Gerade im Vergleich zu generischen Chatbots, welche wie erwähnt auf das Internetwissen zugreifen, liegt hier der entscheidende Vorteil: maximale Kontrolle über Inhalte und Wirkung bei minimalem Aufwand.
Zudem ist Chatbase, was die Auswahl der Sprachmodelle betrifft, nicht nur von einem Anbieter abhängig. Das ist ein großer Vorteil, da je nach Kontext und Entwicklungsstand die Auswahl des richtigen Modells die Qualität der Ergebnisse deutlich verbessern kann. Aktuell besteht die Option, auf weit über 30 verschiedene Modelle zuzugreifen und dabei gleichzeitig mehrere synchron zu testen.

Konkrete Anwendungsszenarien

Je nach Unternehmen lassen sich KI-gestützte Chatbots und auch Avatar-Videos für unterschiedliche Themenfelder einsetzen – je nach Bedarf, Zielgruppe und Lernsituation:

  • Onboarding & Einführung
    Neue Mitarbeitende erhalten sofort Antworten – auch außerhalb der Arbeitszeiten.
  • Fachliche Weiterbildung
    Inhalte wie Hygienevorgaben oder technische Standards werden durch KI-Coaches bzw. Assistenten erläutert, vertieft und verankert.
  • Soft Skills & Führung
    Rollenspiele, Gesprächstrainings oder Feedbacksituationen lassen sich mit KI simulieren und reflektieren.

Use Case: Tom Creditor – KI-Coach für Schuldnerkommunikation

Die Confidos Akademie hat ein solches E-Learning-Angebot bereits in Kombination mit KI umgesetzt. Ein konkretes Beispiel für diesen Ansatz ist Tom Creditor, ein KI-Coach im Bereich Forderungsmanagement. Entwickelt wurde er unter anderem, um Mahnprozesse in Unternehmen effizienter und gleichzeitig rechtskonform zu gestalten. Das Wissen hierfür wurde mit Andreas Püschel, Schuldnerexperte mit über 30 Jahren Praxiserfahrung aus der Branche geliefert.

Wissen, das bislang ausschließlich in Präsenztrainings vermittelt wurde, konnte mithilfe von Chatbase nun in eine KI überführt werden – und wurde durch die Schnittstelle zu blink.it direkt in einen interaktiven Lernpfad integriert:

confidos2Grafik: Confidos Akademie

In diesem Beispiel agiert Tom Creditor – im Dialogfeld rechts im Bild sichtbar – als Buddy-Figur, die textbasiert durch den Lernpfad begleitet. Die Lernenden werden darüber hinaus durch die verschiedenen Kacheln auf eine ergänzende Weise aktiviert: etwa durch kurze Impulsvideos, in denen der KI-Coach Inhalte vermittelt und Aufgaben stellt, die zum Dialog mit ihm anregen.

Genau hier kommen neben Chatbase auch KI-Tools wie HeyGen (für KI-generierte Videos) und ElevenLabs (für individuelle und mehrsprachige Stimmen) ins Spiel. Mit HeyGen lassen sich in kurzer Zeit Avatare wie Tom Creditor erstellen, die zentrale Inhalte prägnant und ansprechend vermitteln – etwa als kurzer Einstieg in ein Thema oder zur Verstärkung einer Kernaussage. Tom Creditor übernimmt dabei eine doppelte Rolle: Als Avatar vermittelt er Inhalte visuell in Videoform, während er zugleich als KI-gestützter Chatbot im Kurs aktiv ist und im Dialog auf Fragen reagiert.

Möglich sind aber auch sogenannte digitale Zwillinge – also Klon-Versionen von Trainer*innen, die als virtuelles Abbild auftreten und Inhalte im eigenen Stil präsentieren. Besonders hilfreich ist diese Technologie für Trainer*innen, die beispielsweise nur begrenzt Zeit haben oder sich bei direkten Videoaufnahmen nicht wohlfühlen. Statt aufwändige Vorbereitungen und die passende Stimmung für eine Aufnahme einplanen zu müssen, können sie somit auf ihren digitalen Zwilling zurückgreifen.

So entsteht ein professioneller Auftritt, ohne dass die Trainer*innen jedes Mal selbst vor die Kamera treten müssen. Gleichzeitig eröffnen sich neue Möglichkeiten für Schulungen in verschiedenen Sprachen, da die Avatare mithilfe passender Tools auch mehrsprachig eingesetzt werden können.

confidos3Grafik: Confidos Akademie

Die Kombination aus einer Lernplattform wie blink.it, inhaltlich präziser KI (Chatbase) und visueller Ansprache (HeyGen) macht aus Lernmodulen nun ein interaktives System, welches individuell angepasst werden kann.

Vom Einzeltool zum Lernsystem: Warum das Zusammenspiel zählt

Die wahre Stärke von KI-Tools entfaltet sich erst, wenn sie in eine Plattform eingebunden sind, die Struktur, Verlässlichkeit und einen didaktischen Rahmen bietet. Hier kommen Anbieter wie blink.it ins Spiel, die diesen Rahmen schaffen und so den gezielten Einsatz von Chatbots, Avataren und weiteren KI-Elementen im Lernprozess ermöglichen.

Chatbase oder HeyGen-Inhalte lassen sich dabei entweder direkt integrieren oder in entsprechende Vorlagen hochladen. So entstehen Kurse, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch Interaktion ermöglichen: im Dialog mit Chatbots, über Videobotschaften zur Aktivierung oder mit Reflexionsfragen zur Vertiefung.

Der grundsätzliche Ansatz, den die Confidos Akademie seit rund zwei Jahren begleitet, bleibt dabei bestehen: Lernprozesse klar strukturieren, individuelle Inhalte einbinden und durch gezielte KI-Nutzung sinnvoll ergänzen:

confidos4 500
Grafik: Confidos Akademie

 

Lernpfad ist nicht gleich Lernpfad: Mit und ohne KI im Vergleich

Ein E-Learning oder Blended-Learning-Kurs kann natürlich auch bereits ohne KI-Integration sehr gut funktionieren – mit klar strukturiertem Lernpfad, Texten, Videos und Reflexionsfragen. Doch wenn KI-Tools gezielt eingebunden werden, eröffnen sich neue Möglichkeiten der Lernbegleitung, Interaktion und Personalisierung:

Ohne KI-Integration

Mit KI-Integration

Begrüßung durch Text oder Video

Begrüßung durch animierten Avatar (HeyGen), zum Beispiel mehrsprachig möglich

Lerninhalte als PDF oder Video

Individuelle Fragen zu den Inhalten werden durch KI beantwortet (Chatbase)

Fester Ablauf für alle

Personalisierte Impulse – angepasst an Interessen & Fragen

Zeitintensive Anpassungen bei Änderung des Lehrmaterials

Neue Inhalte (z. B. PDFs) können schnell in Chatbase hochgeladen & verwendet werden


So wird aus einem linearen Lernpfad ein interaktives System, das Lernende aktiv begleitet – mit Dialog, Relevanz und individueller Ansprache.

Fazit: KI sinnvoll nutzen heißt, Systeme verbinden

KI-Tools allein bringen noch keinen Fortschritt. Wer KI einfach nur einsetzt, schöpft ihr Potenzial nicht aus. Erst die gezielte Verbindung macht aus einzelnen Anwendungen ein lernwirksames Gesamtbild. Es kommt darauf an, wie man den umfangreichen KI-Werkzeugkoffer sinnvoll zusammenstellt und in bestehende Strukturen integriert. Die Confidos Akademie zeigt, wie das bereits jetzt funktioniert – nicht als Vision, sondern als real umsetzbares Format.

Für Unternehmen und Bildungsanbieter bedeutet das: Es geht nicht um möglichst viele Tools, sondern um die richtigen Verbindungen. LMS-Anbieter wie blink.it schaffen dafür die passende technologische Grundlage – etwa durch die Integration von Chatbase, aber auch durch die Möglichkeit flexibler Kursgestaltung und der Einbindung multimedialer Inhalte.

So wird aus einem KI-Baukasten ein integriertes Lernsystem: Durchdacht, anschlussfähig und bereit für den Praxiseinsatz. Wichtig dabei bleibt der Mensch und das Wissen von Expert*innen. Welche Rolle Trainer*innen und Coaches zukünftig einnehmen, hängt nicht nur von der Entwicklung der KI-Modelle ab. Entscheidend ist auch, wie wichtig die reale Beziehungsebene zwischen Menschen in der Weiterbildung bleibt – und wo Künstliche Intelligenz einen echten Mehrwert für beide Seiten bietet. Das gilt gleichermaßen für die Angebots- wie für die Nachfrageseite der Weiterbildung.  


Holger FischerQuelle: AutorHolger Fischer ist Gründer und Inhaber der confidos Akademie.

Holger Fischer ist Gründer und Leiter der Confidos Akademie. Der Sozialwissenschaftler mit Schwerpunkt empirische Sozialforschung hat in den vergangenen Jahren die Themen Künstliche Intelligenz und Weiterbildung konsequent miteinander verbunden. Seit 2011 begleitet er mit seiner zertifizierten Akademie Unternehmen in der Führungskräfte- und Mitarbeiterentwicklung, heute mit einem besonderen Fokus auf Blended-Learning-Formate, KI-Coaches und digitale Lernpfade.

Gemeinsam mit Dirk Engel veröffentlichte er 2022 das Fachbuch »Hybrides Arbeiten und Lernen in virtuellen Welten«. Als Mitglied des Vorstands von Weiterbildung Hessen e.V. gestaltet er die Diskussion rund um digitale Transformation und KI aktiv mit. In Keynotes und Projekten zeigt Holger Fischer, wie KI die Erwachsenenbildung verändert und neue Formen des Lernens ermöglicht.

Kontakt: fischer@confidos-akademie.de

In unserer Reihe »Standpunkte« bieten wir von Zeit zu Zeit engagierten Akteuren aus den Bereichen Weiterbildung, Personalentwicklung und Wissensmanagement die Möglichkeit, sich mit einem aktuellen Thema an unsere Leser zu wenden. Unabhängig vom jeweiligen Inhalt weisen wir darauf hin, dass diese Artikel ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wiedergeben und nicht zwangsläufig mit der Auffassung der Redaktion in Einklang zu bringen sind.

 

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