Digitale Suche - aber analoges Kennenlernen

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Job-Bewerber*innen schätzen das persönliche Vorstellungsgespräch 

Automatisierte Bewerberauswahl und Robo-Recruiting scheinen derzeit die Personalabteilungen von Unternehmen zu revolutionieren. Schneller, besser, effektiver - so lauten die erhofften Resultate für Stellenbesetzungen. Doch fragt man die Arbeitnehmer*innen selbst, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Zwar suchen sie ihren neuen Job bevorzugt online, wenn es aber um den anschließenden Bewerbungsprozess geht, dann gilt: »Face-to-Face first«.

Das belegen die Resultate der Orizon Arbeitsmarktbefragung 2019. Für die bevölkerungsrepräsentative Studie befragte das unabhängige Marktforschungsinstitut Lünendonk im Auftrag von Orizon insgesamt 2.012 Menschen.

Der Wechsel in einen neuen Job besteht vereinfacht betrachtet aus drei Schritten: auf die Suche nach geeigneten Stellen und Unternehmen folgt das Einreichen der Bewerbung und schließlich - sofern man vom potenziellen neuen Arbeitgeber in die engere Auswahl gezogen wird - das eigentliche Bewerbungsverfahren. In jede dieser Phasen haben inzwischen digitale Technologien Einzug gehalten, jedoch in ganz unterschiedlichem Ausmaß.

Im ersten Schritt, der Suche nach Stellenausschreibungen, ist die Welt der Bewerber*innen ganz überwiegend digital. 58 Prozent der Befragten in der Orizon Arbeitsmarktbefragung 2019 geben an, sich dazu auf klassischen Stellenbörsen umzuschauen. Die Website des Wunscharbeitgebers nutzen 42,2 Prozent. Auch Suchmaschinen (34,5 Prozent) und Business-Netzwerke wie Xing und LinkedIn (29,3 Prozent) sind beliebte Kanäle. Eine Mischung aus digitaler und analoger Welt repräsentiert die Bundesagentur für Arbeit, die immerhin noch von 43,7 Prozent der Befragten konsultiert wird - allerdings mit rückläufiger Tendenz, wie die Orizon Arbeitsmarktbefragungen der Vorjahre zeigen.

 

Bewerbungsprozess

 

Im nächsten Schritt des Prozesses, dem Einreichen der Bewerbung, vollzieht sich ebenfalls ein Wandel: Bewerbungen auf dem Postweg sind ein Auslaufmodell und werden nur noch von weniger als einem Drittel (29,4 Prozent) bevorzugt. Klarer Gewinner sind hier die E-Mail-Bewerbungen (40,6 Prozent), aber auch Online-Bewerbungsformulare erfreuen sich wachsender Beliebtheit (27,9 gegenüber 21,9 Prozent im Vorjahr).

Face-to-Face schlägt Algorithmus

Geht es dann allerdings im dritten Schritt ans »Eingemachte« - sprich: das eigentliche Bewerbungsverfahren - möchte sich der weit überwiegende Teil von 87 Prozent der Kandidat*innen im persönlichen Gespräch präsentieren (siehe Abb.). Weitere sechs Prozent bevorzugen ein telefonisches Interview, drei Prozent ein Video-Interview. Den in zahlreichen aktuellen Debatten heiß diskutierten Matching-Algorithmen erteilen die Befragten in der Studie jedoch eine klare Absage. Gerade einmal zwei Prozent sehen dies als Königsweg. »Robo-Recruiting ist für die Vorauswahl von Kandidat*innen in der Personalvermittlung durchaus vielversprechend«, ist Roman Hennig, CEO von Orizon, überzeugt. »Insbesondere bei weniger komplexen Stellenprofilen ermöglichen Algorithmen eine effizientere Vorauswahl. Aber Jobsuchende mit ihren individuellen Lieblingsplätzen zusammenzubringen, das wird auch weiterhin erfahrenen und empathischen Personalberater*innen -idealerweise im persönlichen Gespräch - am besten gelingen.«

 

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