Aktionsrat Bildung - Jahresgutachten 2015: »Bildung. Mehr als Fachlichkeit«

Aktionsrat Bildung

Aus der Einleitung:

Die besondere Verantwortung des deutschen Bildungssystems für mehrdimensionale Bildung.

Vor dem Hintergrund eines außerordentlich komplexen Erziehungs- und Bildungsgeschehens in der globalisierten Gesellschaft hat sich der Auftrag des Bildungssystems wesentlich erweitert. Lehr-Lern-Prozesse in vorschulischen, schulischen und hochschulischen Einrichtungen sowie solchen der beruflichen Aus- und Weiterbildung und allgemeinen Erwachsenenbildung können sich nicht mehr auf die Vermittlung von Wissen und formalen oder funktionalen Kompetenzen beschränken. Solche Lehr-Lern-Prozesse bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück, wenn sie nicht von einer gezielten Persönlichkeitsentwicklung im Sinne mehrdimensionaler Bildung begleitet werden.

Eine solche mehrdimensionale Bildung erfüllt sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Erfordernisse. Gesellschaftlich gesehen muss mehrdimensionale Bildung den Beitrag der beziehungsweise des Einzelnen zu einem Zusammenleben in der globalisierten Welt im Sinne von Problemlösung, Konsensfindung, Partizipationsfähigkeit, Toleranz und sozialem Gestaltungswillen leisten. Im Hinblick auf das Individuum ist es die Aufgabe mehrdimensionaler Bildung, Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei der Entwicklung einer verhaltenssicheren und lebensfähigen Persönlichkeit zu unterstützen. Für die individuelle wie für die gesellschaftliche Aufgabe kann sich das Bildungssystem nicht darauf beschränken, Lernmotivation und -bereitschaft durch ausschließlich erlebnisgesättigte Lernarrangements zu erzeugen. Vielmehr gehört zu den Pflichten von Bildungseinrichtungen auch die Förderung von Dispositionen wie Frustrationstoleranz, Ambiguitätstoleranz, Durchhaltevermögen und Anstrengungsbereitschaft. Ziel ist hierbei die Unterstützung der Entwicklung von Persönlichkeiten, die in der Lage sind, ihr eigenes Leben ebenso wie das der Gesellschaft als ganzer (mit) zu gestalten.

Das zur Verfügung stehende empirische Wissen über die Möglichkeiten und Auswirkungen schulischer Bildungsprozesse auf die Persönlichkeitsentwicklung ist noch nicht sehr entfaltet. Hier besteht dringender Forschungs- und Forschungsförderungsbedarf. Dort, wo dieser noch nicht erfüllt ist, muss auf empirisches Wissen aus anderen Sozialisationszusammenhängen (z.B. Familie, außerschulische Einrichtungen, Peer-Learning) zurückgegriffen werden.

 

 

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