Talfahrt beendet: Wieder mehr Chefinnen im deutschen Mittelstand

Artikel-Bild

Erster Anstieg von weiblichen Spitzenkräften in vier Jahren  *  16 Prozent der deutschen Mittelständler haben eine Chefin  *  Frauen führen häufig Dienstleistungsunternehmen, kaum Verarbeitendes Gewerbe 

Der Frauenanteil an der Spitze kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) ist zum ersten Mal seit vier Jahren wieder leicht angestiegen. Das geht aus dem aktuellen KfW-Mittelstandspanel hervor. Demnach wurden 2018 etwa 613.000 der 3,81 Mio. Mittelständler von Frauen geführt, was einem Anteil von 16,1 % entspricht. Im Vergleich dazu liegt der Frauenanteil in den Vorständen von Großunternehmen trotz der gesetzlichen Frauenquote bei nur 9,6 %.

Der Höchststand von Chefinnen im Mittelstand (19,4 %) wurde im Jahr 2013 verzeichnet, seitdem war der Anteil im Sinkflug. Einer der ausschlaggebenden Bremsfaktoren war die zurückhaltende Gründungstätigkeit von Frauen in den letzten Jahren. Aktuell ist der Anteil von Frauen unter den Existenzgründern wieder auf 40 % gestiegen, was sich auch positiv auf den Anteil weiblicher Unternehmenslenker im Mittelstand auswirkt.

Die KfW Chefvolkswirtin Dr. Friederike Köhler-Geib sieht weitere Entwicklungsperspektiven: »Die deutsche Wirtschaft kann es sich immer weniger leisten, auf das Potenzial von Frauen zu verzichten. Und zwar auf allen Ebenen. Beim Angebot an Fachkräften drohen Engpässe und die Erwerbsbevölkerung wird schrumpfen. Der vermehrte Einzug von Frauen in die Führungsetagen des Mittelstands ist deshalb sehr wünschenswert. Nicht zuletzt kann die stärkere Mobilisierung von Frauen der zukünftig angespannteren Lage bei Unternehmensnachfolgen etwas entgegensetzen. Deutschlands Mittelstand braucht mehr Frauen in Führung«.

Bei einer Betrachtung der von Frauen geführten Unternehmen nach Branchen, dominieren klar die Dienstleistungen. 85 % der weiblichen Inhaber führen ein Dienstleistungsunternehmen. Hingegen ist speziell im forschungs- und entwicklungsintensiven Verarbeitenden Gewerbe der Anteil von Frauen in der Chefetage sehr gering. Zu diesem Segment zählen u. a. Maschinenbau, Fahrzeugbau oder Pharmazie. Weniger als 1.000 dieser Unternehmen (von ca. 52.000 in diesem Segment) werden von einer Frau geführt, das entspricht einem Chefinnenanteil von 2 %.

Hintergrund
KfW Research begleitet die Entwicklung von Frauen in Führungspositionen seit Jahren. Die aktuelle Analyse basiert auf einer Sonderauswertung des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels 2019, das seit 2003 als Wiederholungsbefragung der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland durchgeführt wird. Zur Grundgesamtheit des KfW-Mittelstandspanels gehören alle privaten Unternehmen sämtlicher Wirtschaftszweige, deren Umsatz die Grenze von 500 Mio. EUR pro Jahr nicht übersteigt. Die Hauptbefragung lief vom 11.02.2019 bis zum 21.06.2019.

 

 

Regionale Unterschiede im Gender Pay Gap in Deutschland 2021
In Westdeutschland ist der unbereinigte Gender Pay Gap dreimal so hoch wie in Ostdeutschland In Westdeutschland lag der Gender Pay Gap, der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen, 2021 mit 20,6 Prozent mehr als dreimal so hoch wie in...
Weniger als ein Drittel der Führungskräfte in Deutschland waren 2021 Frauen
Ein Indikator für die Gleichberechtigung von Frauen ist der Frauenanteil unter Führungskräften. Im Jahr 2021 lag er in Deutschland bei 29 % – und damit deutlich unter dem Frauenanteil unter allen Erwerbstätigen (47 %). Wie das Statistische...
Frauen auf dem Arbeitsmarkt
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist in den letzten zehn Jahren um knapp 18 Prozent auf zuletzt 34,4 Millionen Beschäftigte deutlich gewachsen. Von diesem Plus profitieren auch Frauen, deren Beschäftigung seit 2012 um 19 Prozent auf...

.
Wir benutzen Cookies
Der BildungsSpiegel setzt auf seiner Website sog. Cookies ein. Einige von ihnen sind für den reibungslosen Betrieb essentiell, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern. Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Website zur Verfügung stehen.