Fachkräftebarometer 2025: Die Kita-Landschaft driftet auseinander

Fachkräftebarometer 2025

Regionale Disparitäten in der Personalsituation deutscher Kindertageseinrichtungen

Das Personal in der frühkindlichen Bildung ist bundesweit auf rund 895.000 Personen angewachsen, was einem Zuwachs von 54.000 Stellen innerhalb von zwei Jahren entspricht.

Hinter diesen Zahlen verbirgt sich jedoch eine zunehmende Divergenz zwischen West- und Ostdeutschland. Während das Personal im Westen um 7 Prozent zunahm, verzeichnete der Osten lediglich einen Zuwachs von 2 Prozent, wobei in Ländern wie Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt bereits erste Rückgänge zu beobachten sind.

Diese Entwicklung stellt Träger und Kommunen vor komplexe Planungsherausforderungen und bietet zugleich die Chance auf eine nachhaltige Qualitätssteigerung.

Demografischer Wandel als Ursache für regionale Unterschiede

Die wesentliche Ursache für die stagnierenden oder rückläufigen Personalkapazitäten in den ostdeutschen Bundesländern liegt in der Geburtenentwicklung. Seit 2016 ist die Zahl der Neugeborenen im Osten um 29 Prozent gesunken. Im Westen setzte dieser Trend erst zeitverzögert nach 2021 ein und verzeichnet seither einen Rückgang von 14 Prozent.

Laut dem aktuellen »Fachkräftebarometer Frühe Bildung 2025« wird sich diese Tendenz künftig verstärken. Thomas Rauschenbach, Leiter der Autor*innengruppe, betont die Notwendigkeit einer kleinteiligen Beobachtung dieser Dynamiken, um die Bedarfe regional angemessen steuern zu können.

Diskrepanz zwischen Betreuungsschlüssel und Qualifikationsniveau

Neben den Personalzahlen variieren auch die Arbeitsbedingungen erheblich. Der Personalschlüssel – also die Anzahl der Kinder, für die eine pädagogische Kraft zuständig ist – ist im Westen mit 3,4 Krippen- bzw. 7,0 Kindergartenkindern deutlich günstiger als im Osten (5,3 bzw. 9,6 Kinder).

Im Gegenzug verfügen die ostdeutschen Länder über einen höheren Anteil an Personal mit einschlägigen Fach- oder Hochschulabschlüssen. Diese Quote liegt dort zwischen 88 Prozent und 94 Prozent, während sie im Westen lediglich zwischen 54 Prozent und 75 Prozent schwankt.

Kirsten Fuchs-Rechlin von der Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) sieht im nachlassenden Ausbaudruck die Möglichkeit, bundesweit einheitliche Qualitätsstandards und bessere Bildungschancen zu etablieren.

Strukturveränderungen im Qualifikationsgefüge und hohe Berufstreue

Die Zusammensetzung des Personals wandelt sich moderat. Der Anteil klassisch ausgebildeter Erzieher*innen sank binnen zehn Jahren von 68 Prozent auf 63 Prozent. Parallel dazu stieg der Anteil der Personen in Ausbildung, die bereits in Kitas tätig sind, auf 7 Prozent. Dies ist primär auf die Einführung praxisintegrierter, vergüteter Ausbildungswege zurückzuführen.

Trotz dieser Verschiebungen bleibt die Fachlichkeitsquote mit 86 Prozent auf einem hohen Niveau. Zudem weist das Arbeitsfeld eine bemerkenswerte Stabilität auf: Lediglich 5 Prozent der Fachkräfte orientierten sich bei einem Stellenwechsel beruflich um. Die Zahl der Quereinsteigenden aus anderen Berufsfeldern glich die Abwanderung im Jahr 2023 sogar vollständig aus.

Hintergund
Das Fachkräftebarometer Frühe Bildung liefert alle zwei Jahre auf Basis amtlicher Daten ausführliche Informationen über Personal, Arbeitsmarkt, Erwerbssituation sowie Ausbildung und Qualifizierung in der Frühpädagogik sowie im Ganztag.

Die Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte (WiFF) wurde 2008 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut initiiert, um die Elementarpädagogik als Basis des Bildungssystems zu stärken. WiFF wird in Kooperation mit dem Forschungsverbund DJI/TU Dortmund durchgeführt und aus Bundesmitteln gefördert.


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