
Belastung in Berufen der frühkindlichen Bildung steigt
Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland arbeiten unter zunehmendem Druck. Laut der aktuellen BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung berichten Beschäftigte in Kitas, Horten und ähnlichen Einrichtungen von überdurchschnittlich hohen körperlichen und psychischen Anforderungen.
Besonders auffällig: Rund zwei Drittel erleben regelmäßig emotional belastende Situationen, die weit über dem Durchschnitt anderer Berufsgruppen liegen.
Emotionale Arbeit als Dauerzustand
Die Studie zeigt, dass pädagogische Fachkräfte häufig starke emotionale Anforderungen bewältigen müssen – etwa durch den Umgang mit Konflikten, Verhaltensauffälligkeiten oder der Verantwortung für die Entwicklung der Kinder. Die Arbeit verlangt dauerhaft Empathie, Geduld und Selbstkontrolle.
Viele Beschäftigte gaben an, dass sie trotz Erschöpfung weiter funktionieren müssen. Fachleute wiesen darauf hin, dass diese Art der Dauerbelastung langfristig zu Erschöpfungssymptomen führen könne.
Gesundheitliche Folgen deutlich spürbar
Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen sind Erzieherinnen und Erzieher überdurchschnittlich oft krankgeschrieben. Laut Erhebung fällt jede und jeder Beschäftigte dieser Berufsgruppe im Schnitt mehr Arbeitstage aus als der Durchschnitt aller Erwerbstätigen.
Häufige Ursachen sind Atemwegserkrankungen, Rücken- und Gelenkbeschwerden sowie psychische Erkrankungen. Die Kombination aus Lärm, körperlicher Beanspruchung und emotionalem Druck verstärke die Anfälligkeit für gesundheitliche Probleme.
Belastung trifft auf Personalmangel
Hinzu kommt der anhaltende Fachkräftemangel. Viele Einrichtungen arbeiten am Limit, weil offene Stellen schwer zu besetzen sind.
Beschäftigte berichten, dass sie häufiger Überstunden leisten und seltener Pausen einhalten können. Diese Verdichtung der Arbeit führe laut Studie zu einer weiteren Verschärfung der Belastungssituation.
Arbeitszufriedenheit trotz hoher Anforderungen
Trotz der schwierigen Bedingungen sind viele Erzieherinnen und Erzieher mit ihrer Arbeit grundsätzlich zufrieden. Sie betonen die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit und den engen Kontakt zu den Kindern. Diese intrinsische Motivation wirke als wichtiger Schutzfaktor gegen Überlastung – könne die strukturellen Probleme aber nicht ausgleichen.
Forschung sieht Handlungsbedarf
Die BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung verweist darauf, dass bessere Rahmenbedingungen nötig seien, um Gesundheit und Arbeitsfähigkeit zu sichern. Dazu gehörten laut den Forschenden eine ausreichende Personaldecke, gezielte Präventionsangebote und mehr Wertschätzung im Berufsalltag. Langfristig könne nur eine nachhaltige Entlastung den Beruf attraktiv halten und den wachsenden Fachkräftebedarf decken.
VERWEISE
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