DGB-Ausbildungsreport: Steigende Ausbildungsabbrüche und finanzielle Probleme bei Auszubildenden

DGB veröffentlicht Ausbildungsreport 2025
Der Ausbildungsreport 2025 des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zeigt eine ernüchternde Lage auf dem deutschen Ausbildungsmarkt: Fast jeder fünfte junge Mensch zwischen 20 und 34 Jahren besitzt keine abgeschlossene Berufsausbildung, was insgesamt 2,9 Millionen Personen entspricht.
Die Zahl der Ausbildungsverträge stagniert oder sinkt leicht, trotz gleichzeitig ansteigender Bewerberzahlen. Nur noch 18,8 Prozent der Betriebe bilden überhaupt aus – ein neuer Tiefststand.
Die Folge: Immer mehr junge Menschen bleiben ohne Ausbildungsplatz, während gleichzeitig viele Stellen unbesetzt bleiben. Besonders auffällig sind die steigenden finanziellen Probleme der Auszubildenden. Über 60 Prozent geben an, nicht selbstständig von ihrer Ausbildungsvergütung leben zu können, was die Belastung und die Bereitschaft zu einem Nebenjob erhöht.
Zugangsvoraussetzungen und Bewerbungsprozesse
Der Zugang zur Ausbildung ist für viele junge Menschen mit erheblichem Aufwand verbunden. Unterstützung erhalten sie meist von Freundinnen und Familie, Webseiten im Internet sowie Praktika. Die Angebote von Arbeitsagenturen und schulischer Berufsorientierung werden deutlich seltener als hilfreich empfunden. Die meisten Auszubildenden benötigen maximal fünf Bewerbungen, um erfolgreich zu sein.
Bewerbungsstrategien und genutzte Bewerbungswege hängen stark vom Schulabschluss ab: Menschen mit Hauptschulabschluss setzen häufiger auf Praktika und mündliche Bewerbungen, während (Fach-)Abiturient*innen verstärkt Online-Bewerbungen nutzen.
Allerdings erfahren rund 7,7 Prozent der Auszubildenden Diskriminierung im Bewerbungsprozess, insbesondere aufgrund von Herkunft, Geschlecht oder Hautfarbe. Frauen berichten davon häufiger als Männer, und bei divers Geschlechtlichen ist dieser Anteil noch höher.
Ausbildungsqualität und Zufriedenheit
Die Ausbildungsqualität variiert stark zwischen den Berufen. Industriemechaniker*innen und Fachinformatiker*innen bewerten ihre Ausbildung am besten, während Berufe im Hotel- und Gaststättengewerbe, Einzelhandel oder Friseur*innen schlechter abschneiden. Die fachliche Anleitung durch Ausbilder*innen ist für viele Auszubildende nicht immer ausreichend präsent.
Eine direkte Verbindung besteht zwischen der Übereinstimmung der Berufswahl mit den eigenen Wünschen und der Zufriedenheit während der Ausbildung. Über 70 Prozent der Auszubildenden sind zufrieden, wenn sie ihren Wunschberuf erlernen. Bei alternativen oder »Notlösungsberufen« ist die Zufriedenheit deutlich geringer, was häufig zu Ausbildungsabbrüchen führt.
Finanzielle Situation und Überstunden
Die finanzielle Lage der Auszubildenden hat sich trotz Anstiegs der durchschnittlichen Vergütung verschlechtert. 62,8 Prozent können nicht von ihrem Einkommen selbstständig leben und sind zusätzlich auf Unterstützung durch Familie, Nebenjobs oder staatliche Leistungen angewiesen. Die Mindestausbildungsvergütung soll daher dringend angehoben werden.
Regelmäßige Überstunden gehören für etwa ein Drittel der Auszubildenden zum Alltag, auch bei Minderjährigen, trotz gesetzlicher Schutzvorgaben. Überstunden werden nur teilweise durch Freizeit oder Bezahlung ausgeglichen.
Forderungen des DGB
Der DGB fordert eine umfassende Verbesserung der Ausbildungssituation: Ausbau der Ausbildungsgarantie mit solidarischer Umlagefinanzierung, mehr Azubi-Wohnheime, günstigere Mobilitätstickets, bessere Berufsorientierung in Schulen, mehr Mitbestimmung der Auszubildenden, eine Erhöhung der Mindestausbildungsvergütung auf 80 Prozent der durchschnittlichen tariflichen Ausbildungsvergütung und unbefristete Übernahmechancen für alle Auszubildenden.
Diese Maßnahmen sollen den Zugang zu Ausbildung erleichtern, die Ausbildungsqualität sichern und die soziale Absicherung der jungen Menschen verbessern. Das Ziel ist eine Ausbildung für alle, die den Fachkräftemangel nachhaltig bekämpft und gleichzeitig faire Arbeits- und Lebensbedingungen ermöglicht..
Hintergrund
Die repräsentative Befragung wurde von September 2024 bis April 2025 durchgeführt. 9.090 Auszubildende aus den 25 laut Bundesinstitut für Berufsbildung am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen nahmen teil.