Hohe Abbruchquoten zu Beginn von Studium und Ausbildung

Abbrüche auf dem Bildungsweg: Warum viele Abiturient*innen Studiengänge und Ausbildungen vorzeitig beenden
Immer mehr junge Menschen entscheiden sich nach dem Abitur für ein Studium oder eine Ausbildung. Doch der Einstieg läuft nicht immer wie erhofft: Etwa ein Viertel der Abiturient*innen bricht ein begonnenes Studium schon nach kurzer Zeit ab, bei den Ausbildungen liegt die Quote mit rund 10 Prozent deutlich niedriger.
Damit zeigen die Zahlen eine klare Tendenz – das Risiko eines Studienabbruchs ist bedeutend höher als das eines Ausbildungsabbruchs.
Hauptgründe: Fehlende Passung und persönliche Interessen
Eine zentrale Ursache für den Abbruch ist laut IAB-Umfragen die fehlende Übereinstimmung zwischen persönlichen Interessen und den Inhalten des gewählten Bildungswegs. Etwa die Hälfte der Befragten nennt dies als Hauptmotiv, sowohl im Studium als auch bei der Ausbildung.
Auch die beruflichen Perspektiven, die nicht mit den persönlichen Vorstellungen übereinstimmen, spielen häufig eine Rolle. Im Vergleich dazu werden finanzielle Engpässe zwar genannt, aber insgesamt seltener als ausschlaggebender Grund angeführt.
Soziale Herkunft und Migrationshintergrund als Risikofaktor
Auffällig ist der Zusammenhang mit dem sozialen Hintergrund: Junge Menschen mit Migrationshintergrund oder aus nicht-akademischen Haushalten brechen ihren Bildungsweg häufiger vorzeitig ab. Für diese Gruppen sind finanzielle Schwierigkeiten zudem ein deutlich größerer Risikofaktor als für andere.
Unterschiede nach Geschlecht oder elterlicher Bildung fallen hingegen gering aus.
Überbrückung und Neuorientierung als häufige Motive
Ein weiteres Motiv für einen Abbruch ist die gezielte Überbrückung: Rund ein Viertel der Studienabbrecher*innen hat laut eigenen Angaben nie einen Abschluss angestrebt, sondern das Studium als Übergangslösung genutzt.
Gerade in diesen Fällen kommt eine Neuorientierung oft bewusst und geplant – häufig mit dem Ziel, später einen anderen Bildungsweg einzuschlagen.
Folgen und Handlungsbedarf
Vorzeitige Abbrüche bringen sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Kosten mit sich. Der Berufseinstieg verzögert sich, es drohen finanzielle Nachteile und in manchen Fällen das Fehlen eines Berufsabschlusses. Besonders schwer wiegen diese Folgen für jene, die keinen Abschluss nachholen.
Hier sehen Expert*innen dringenden Handlungsbedarf: Um Abbrüche zu vermeiden, sind gezielte und individuelle Informations- und Beratungsangebote notwendig – sowohl bei der Studien- und Berufswahl als auch während des Bildungswegs. Insbesondere für finanziell Benachteiligte sind zusätzliche Beratungsangebote zur Bildungsfinanzierung unerlässlich.
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