Ausländische Beschäftigte sichern Deutschlands Arbeitsmarkt – vor allem bei Helfer- und Fachkräftetätigkeiten

IAB5

Zentrale Rolle ausländischer Arbeitskräfte beim Beschäftigungswachstum

Deutschland steht vor einem massiven demografischen Wandel: In den kommenden zehn bis zwölf Jahren wird knapp ein Viertel der fast 35 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Rente gehen. Die daraus resultierenden Lücken auf dem Arbeitsmarkt werden zunehmend von ausländischen Arbeitskräften geschlossen.

Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist die Zahl ausländischer Beschäftigter seit 2015 in allen Qualifikationsbereichen deutlich gestiegen. Besonders bei Helfer- und Fachkrafttätigkeiten sorgen sie dafür, dass das Beschäftigungswachstum anhält.

Fachkraftniveau: Ohne Zuwanderung droht Rückgang

Die Studie zeigt, dass die Zahl der deutschen Beschäftigten auf Fachkraftniveau zwischen 2015 und 2024 gesunken ist. Der Zuwachs von über 600.000 Beschäftigten in diesem Bereich geht ausschließlich auf Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zurück.

Sarah Kuhn vom IAB betont, dass die Beschäftigungszahlen ohne diese Gruppe bereits rückläufig wären. Auch bei den Helfertätigkeiten ist das Plus von rund einer Million Arbeitskräften fast vollständig auf ausländische Beschäftigte zurückzuführen. Lediglich bei Spezialisten- und Expertentätigkeiten konnten auch deutsche Beschäftigte zwischen 2015 und 2024 zulegen.

Demografischer Druck ohne Zuwanderung deutlich höher

Die demografische Entwicklung verschärft die Situation: 2024 kamen in Westdeutschland auf 100 ältere Beschäftigte im Alter von 58 bis 62 Jahren nur 95 Jüngere zwischen 28 und 32 Jahren. Im Osten lag das Verhältnis sogar bei nur 68 Jüngeren auf 100 Ältere.

Betrachtet man ausschließlich deutsche Beschäftigte, verschärft sich das Bild weiter: In den meisten ostdeutschen Kreisen stehen weniger als 40 Jüngere 100 Älteren gegenüber, im Westen liegt die Zahl meist zwischen 60 und 79. Ohne ausländische Beschäftigte gibt es bundesweit lediglich zwölf Städte, in denen mindestens genauso viele Jüngere wie Ältere beschäftigt sind.

Zuwanderung reicht noch nicht aus

Trotz des positiven Effekts ausländischer Beschäftigter auf den Arbeitsmarkt bleibt die Zuwanderung zu Erwerbszwecken laut Sarah Kuhn bislang zu gering, um die Personallücken langfristig zu schließen. Besonders in ostdeutschen Regionen außerhalb der Großstädte sei die kompensatorische Kraft ausländischer Arbeitskräfte gefragt, um den künftigen Arbeitskräftemangel abzufedern.

Resumee

Die Studie des IAB macht deutlich: Ohne ausländische Beschäftigte würde der Arbeitsmarkt in Deutschland bereits heute deutlich stärker unter dem demografischen Wandel leiden. Ihre Bedeutung wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen, insbesondere in den Bereichen, in denen der Nachwuchs aus den eigenen Reihen fehlt.


Ähnliche Themen in dieser Kategorie

18.12.2024

Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse sollen erleichtert werden Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, wollen Bund und Länder die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse weiter erleichtern. Geplant sind unter anderem die elektronische Einreichung von Unterlagen, der …

13.12.2024

14. Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Der 14. Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration beleuchtet den Stand der Integration in Deutschland anhand von 60 Indikatoren in 14 …

06.12.2024

»Digitale Auskunft zur Berufsqualifikation« soll ausgeweitet werden Die »Digitale Auskunft über Berufsqualifikationen« soll künftig auch ausländischen Arbeitnehmer*innen zur Verfügung stehen, die bereits in Deutschland leben. Das haben die Arbeits- und Sozialministerinnen und …

27.11.2024

Bildung, Integration, Zuwanderung: Schlüssel zur Arbeitsmarktstabilität Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung von Alexander Kubis und Lutz Schneider analysiert die langfristigen Auswirkungen der Zuwanderung auf das Arbeitskräfteangebot in Deutschland bis zum Jahr 2060 …

.
Oft gelesen...