Ausbildungsmarkt unter Druck: »Ghosting« erschwert Besetzung von Lehrstellen

Berufsausbildung (Symbolbild)

Die Besetzung von Ausbildungsplätzen stellt für viele Betriebe in Deutschland ein wachsendes Problem dar.

Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) konnte 2023 mehr als die Hälfte der Unternehmen mit Ausbildungsangeboten ihre offenen Stellen nicht besetzen – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2013, als dies nur bei 29 Prozent der Betriebe der Fall war.

Hauptursache bleibt der allgemeine Mangel an geeigneten Bewerbungen, doch zunehmend berichten Unternehmen auch von Absprüngen bereits ausgewählter Kandidat*innen.

Absprünge nehmen zu: Jeder vierte Betrieb betroffen

Das sogenannte »Ghosting«, bei dem Bewerber*innen ohne Rückmeldung abspringen, betrifft mittlerweile jeden vierten Betrieb mit unbesetzten Ausbildungsplätzen. Während 2013 nur 23 Prozent der betroffenen Unternehmen diesen Grund angaben, stieg der Anteil bis 2023 auf 27 Prozent.

Besonders Großbetriebe mit über 500 Mitarbeitenden sowie Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten sind von diesem Phänomen betroffen. Bei den Kleinstbetrieben stieg der Anteil von 19 Prozent im Jahr 2013 auf 28 Prozent im Jahr 2023.

Hohe Kosten und ungenutztes Potenzial

Die IAB-Forscherin Barbara Schwengler betont, dass »Ghosting« nicht nur finanzielle Verluste durch vergebliche Investitionen in den Rekrutierungsprozess verursacht, sondern auch dazu führen kann, dass Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. Dies gefährde die Qualifizierung von Fachkräften und schränke die Handlungsmöglichkeiten der Betriebe weiter ein.

Wandel des Ausbildungsmarktes: Vom Anbieter- zum Bewerbermarkt

Besonders stark betroffen sind Branchen wie Finanz- und Versicherungswesen sowie Verkehr, Information und Kommunikation.

Margit Ebbinghaus vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hebt hervor, dass sich der Ausbildungsmarkt deutlich gewandelt habe: Bewerber*innen hätten heute eine stärkere Verhandlungsposition, während Unternehmen zunehmend um Nachwuchskräfte konkurrieren müssen.

Unsicherheit im Rekrutierungsprozess

Die Analyse des IAB basiert auf Daten des Betriebspanels, einer repräsentativen Befragung deutscher Unternehmen. Allerdings bleibt unklar, zu welchem Zeitpunkt im Bewerbungsprozess die Absprünge erfolgen. Die Ergebnisse verdeutlichen jedoch die Dringlichkeit, neue Strategien zur Sicherung von Ausbildungsplätzen zu entwickeln.


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