Corona-bedingte Fehlzeiten am Arbeitsplatz

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WIdO2

Jede*r zwölfte betroffene Beschäftigte musste stationär behandelt werden 

Eine Zwölf-Monats-Bilanz der Arbeitsunfähigkeitsdaten von AOK-Mitgliedern zwischen März 2020 und Februar 2021 zeigt, dass in dieser Zeit 2,6 Prozent der Erwerbstätigen im Zusammenhang mit Covid-19 am Arbeitsplatz gefehlt haben. 8 Prozent dieser Betroffenen mit Nachweis des SARS-CoV-2-Virus mussten im Krankenhaus behandelt werden, 2,6 Prozent dieser stationär Behandelten sind im Krankenhaus verstorben. Der bisherige monatliche Höchststand an erkrankten Beschäftigten wurde im Dezember 2020 erreicht.

Die Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) belegt außerdem, dass Pflegeberufe und Berufe in der Betreuung und Erziehung von Kindern am stärksten von Krankschreibungen im Zusammenhang mit Covid-19 betroffen waren. Für Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO, sprechen diese Zahlen aus den ersten zwölf Pandemie-Monaten für den Ernst einer SARS-CoV-2-Infektion: »Die Rate der Hospitalisierungen unter den Erwerbstätigen ist in der zweiten Welle ab Oktober noch einmal gestiegen. Unternehmen sollten so weit wie möglich darauf hinwirken, dass ihre Beschäftigten im Homeoffice arbeiten und dort, wo dies nicht möglich ist, auf die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen am Arbeitsplatz achten und ihren Beschäftigten die Möglichkeit zu Selbsttests anbieten«, so Schröder.

Von den 14,1 Millionen AOK-versicherten Erwerbstätigen wurden im Zeitraum zwischen März 2020 bis Februar 2021 insgesamt 362.627 Beschäftigte von einem Arzt im Zusammenhang mit einer Covid-19-Diagnose krankgeschrieben, das entspricht 2,6 Prozent. Bei mehr als der Hälfte der betroffenen Beschäftigten (59,8 Prozent) wurde der gesicherte Nachweis der Infektion auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung dokumentiert (ICD-10 GM: U07.1!). Bei den übrigen Fällen wurde SARS-CoV-2 nicht durch einen Labortest nachgewiesen, sondern sie wurden aufgrund eines klinischen Kriteriums (zum Beispiel typische Symptome für Covid-19) und eines epidemiologischen Kriteriums (zum Beispiel enger Kontakt zu einer Person mit bestätigter Infektion) als Verdachtsfall dokumentiert (ICD-10 GM: U07.2!).

Von den fast 217.000 AOK-versicherten Erwerbstätigen, die von März 2020 bis Februar 2021 wegen Covid-19 mit dokumentiertem Nachweis des SARS-CoV-2-Virus (ICD-10 GM: U07.1!) krankgeschrieben waren, mussten über 17.000 Erwerbstätige aufgrund einer im Labor bestätigten Covid-19-Diagnose (ICD U07.1) in einem Krankenhaus behandelt werden (8,0 Prozent). Das entspricht 122 Betroffenen je 100.000 AOK-versicherte Beschäftige. Fast 460 dieser stationär behandelten AOK-versicherten Erwerbstätigen mit dokumentierter Covid-19-Diagnose sind im Betrachtungszeitraum im Krankenhaus verstorben (2,6 Prozent). »Diese vorläufigen Ergebnisse machen deutlich, welche schwerwiegenden Auswirkungen Covid-19 auf die Gesundheit der erwerbstätigen Bevölkerung hat«, so Schröder.

Die Daten zeigen auch, dass der höchste Anteil an Erwerbstätigen, die stationär behandelt werden mussten, mit 9,9 Prozent im November 2020 erreicht worden ist. Von einem schweren Covid-19-Verlauf sind eher die älteren Erwerbstätigen betroffen: Während der Altersdurchschnitt der AOK-versicherten Erwerbstätigen mit einer Covid-19-bedingten Arbeitsunfähigkeit bei 42 Jahren lag, waren diejenigen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, im Schnitt sechs Jahre älter (Durchschnittsalter: 48 Jahre).

Pflege- und Erziehungsberufe in der Rangliste weit oben

Eine Auswertung nach Berufsgruppen für die ersten zwölf Monate der Pandemie bestätigt die Ergebnisse früherer Auswertungen: Neben Berufen in der Altenpflege (5.409 je 100.000 Beschäftigte) waren insbesondere Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege (5.338 je 100.000 Beschäftigte) sowie in der Kinderbetreuung und -erziehung (5.237 je 100.000 Beschäftigte) stark von Covid-19-bedingten Krankschreibungen betroffen. Die niedrigsten Covid-19-bedingten Fehlzeiten wiesen Berufe in der Landwirtschaft (682 Betroffene je 100.000 Beschäftigte) sowie in der Hochschullehre und Forschung (898 Betroffene je 100.000 Beschäftigte) auf.

»Die Ergebnisse verdeutlichen, dass vor allem Berufsgruppen von Covid-19 betroffen sind, deren Beschäftigte auch in den Hochphasen der Pandemie mit vielen Menschen in Kontakt kommen. Die Entscheidung der Politik, diesen Berufsgruppen auch prioritär ein Impfangebot zu unterbreiten, erscheint somit nachvollziehbar«, so Schröder. Tätigkeiten, die eher in der freien Natur oder im Homeoffice ausgeübt werden, waren mit einem niedrigeren Infektionsrisiko verbunden.


Höhepunkt der Krankmeldungen im Dezember 2020

Der wellenartige Verlauf der Prävalenz von Covid-19-Infektionen in der Bevölkerung spiegelt sich auch in den krankheitsbedingten Fehlzeiten der AOK-versicherten Beschäftigten wider. Im April 2020 gab es mit 281 Erkrankten je 100.000 Beschäftigte einen ersten Höhepunkt der Krankschreibungen aufgrund einer im Labor bestätigten Covid-19-Diagnose (ICD U07.1). Von Juni bis August 2020 zeigte sich dann ein deutlicher Rückgang, der jedoch ab September 2020 in die sogenannte "zweite Welle" überging. Im Dezember 2020 erreichte diese mit 486 Erkrankten je 100.000 Beschäftigten ihren vorläufigen Höhepunkt und flachte im Januar und Februar 2021 wieder ab. Die Anzahl der Erkrankten je 100.000 Beschäftigte mit einer im Labor bestätigten Diagnose lag allerdings im Februar mit 280 Erkrankten je 100.000 Beschäftigte noch über dem Niveau von Oktober 2020 (201 Erkrankte je 100.000 Beschäftigte).


Weniger Krankmeldungen, aber längere Krankheitsdauer

Die Entwicklung der Fehlzeiten aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen (ICD-GM Kapitel 13), Erkrankungen der Atemwege (ICD-GM Kapitel 10) sowie psychischen Erkrankungen (ICD-GM Kapitel 5) im zwölfmonatigen Pandemiezeitraum von März 2020 bis Februar 2021 zeigt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (März 2019 bis Februar 2020) einen Rückgang der Arbeitsunfähigkeitsfälle. Die größte Differenz ergab sich bei den Atemwegserkrankungen, die im Pandemiezeitraum mit 32,6 Arbeitsunfähigkeitsfällen je AOK-Mitglied im Durchschnitt 14,3 Fälle weniger verursachten als im Vergleichszeitraum. Beschäftigte, die wegen einer dieser drei Erkrankungsarten krankgeschrieben waren, fehlten dann jedoch länger am Arbeitsplatz als im Vorjahreszeitraum. So dauerte ein Arbeitsunfähigkeitsfall wegen einer psychischen Erkrankung im Zeitraum von März 2020 bis Februar 2021 im Durchschnitt vier Tage länger als im Vergleichszeitraum von März 2019 bis Februar 2020. Bei Atemwegserkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen fiel die Differenz mit 2,2 bzw. 1,7 Tagen je Fall etwas geringer aus.

»Wir vermuten, dass viele Beschäftigte aus Angst vor Ansteckung auf einen Arztbesuch verzichtet haben. Außerdem kann bei den Atemwegserkrankungen angenommen werden, dass die Abstands- und Hygieneregeln zu einer Abnahme der Krankschreibungen aufgrund von Atemwegserkrankungen geführt haben. Gleichzeitig deutet die gestiegene Dauer der Krankschreibungen bei den hier ausgewerteten Diagnosen darauf hin, dass die Erkrankten in der Pandemie-Situation stärker belastet waren«, so Schröder.

 

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