Langzeitarbeitslose: Nur zehn Prozent schaffen es in Arbeit

BildungsSPIEGEL 176

Maßnahmen zur Senkung der Langzeitarbeitslosigkeit stehen politisch hoch im Kurs. Doch aktuelle Zahlen zeigen, dass nur ein geringer Anteil Langzeitarbeitsloser Arbeit findet. Mehr als jeder Zweite beendet die Langzeitarbeitslosigkeit dagegen ohne eine Beschäftigung aufzunehmen.

Im März 2017 gelangt es lediglich jedem zehnten Hartz-IV-Empfänger, die Langzeitarbeitslosigkeit durch Aufnahme einer abhängigen oder selbstständigen Arbeit zu beenden. Dabei zeigen sich im Vergleich zu Empfängern von Arbeitslosengeld große Unterschiede: In der Arbeitslosenversicherung gelang fast jedem fünften Langzeitarbeitslose die Aufnahme einer Beschäftigung.

Sinkende Langzeitarbeitslosenzahl aufgrund von Maßnahmen und Krankheit

Auffallend ist: Mehr als die Hälfte aller Hartz-IV-Empfänger beendet die Langzeitarbeitslosigkeit durch »Nichterwerbstätigkeit«. Hierzu zählen z.B. Krankheitszeiten von über sechs Wochen oder mangelnde Verfügbarkeit aufgrund mehrerer Terminversäumnisse oder der Pflege Angehöriger und Kinder. Fast jeder dritte Leistungsempfänger wird aufgrund der Teilnahme an einer Maßnahme oder der Aufnahme einer geförderten Beschäftigung nicht mehr als Langzeitarbeitsloser gezählt.

Langzeitarbeitslosigkeit: gesetzlich definiert und politisch steuerbar

Ein Rückgang der Langzeitarbeitslosenzahl bedeutet also keinesfalls, dass Langzeitarbeitslose Zugang zum Arbeitsmarkt finden und das Hartz-IV-System verlassen können. Denn wenn Langzeitarbeitslose an einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme von mehr als sechs Wochen teilnehmen, zum Beispiel einem Ein-Euro-Job oder einer Weiterbildung, werden sie danach wieder als Kurzzeitarbeitslose gezählt, obwohl sie in der Zwischenzeit weder Arbeit gefunden noch den Arbeitslosengeldbezug beendet haben.

Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit leicht gemacht?

Die Problematik der Langzeitarbeitslosigkeit wurde zuletzt vom neuen Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA) Detlef Scheele aufgegriffen. Scheele warb kurz nach seinem Amtsantritt damit, seinen Erfolg an der Spitze der BA an der Zahl der Langzeitarbeitslosen messen lassen zu wollen. Doch wer arbeitslos beziehungsweise langzeitarbeitslos ist, ist gesetzlich definiert und daher politisch steuerbar. Somit verkennt der Fokus auf die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit das eigentliche Problem. Der Zugang zum regulären Arbeitsmarkt bleibt, besonders im Hartz-IV-System, vielen Langzeitarbeitslosen verwehrt.

 

 

  VERWEISE  
  •  ...

 

Ähnliche Themen in dieser Kategorie

30.04.2025

BA: »Saisonbereinigt wenig Veränderung«  »Die Frühjahrsbelebung fällt auch im April vergleichsweise schwach aus. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung gehen zwar zurück; saisonbereinigt ändern sie sich aber nur wenig«, sagte die Vorstandsvorsitzende der …

30.04.2025

Im März 2025 waren rund 45,7 Millionen Menschen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig Erwerbstätigkeit in Deutschland: Kaum Bewegung auf dem Arbeitsmarkt Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes blieb die Zahl der Erwerbstätigen saisonbereinigt …

28.04.2025

Hoffnungsschimmer am deutschen Arbeitsmarkt – IAB-Arbeitsmarktbarometer steigt erstmals seit Monaten Nach sieben Rückgängen in Folge zeigt das IAB-Arbeitsmarktbarometer im April erstmals wieder einen leichten Aufwärtstrend. Der Frühindikator des Instituts für …

07.04.2025

Wirtschaftsflaute belastet Arbeitsmärkte: Regionale Unterschiede deutlich Die anhaltend schwache wirtschaftliche Entwicklung zeigt zunehmend negative Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte in Deutschland. Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und …

.
Oft gelesen...