Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt stellt hohe Anforderungen an eine moderne Fachkräftequalifizierung. Welche Folgen sich daraus konkret für die berufliche Bildung ergeben, untersucht das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) gemeinsam mit den Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Bildungspraxis.Das BIBB hat sich frühzeitig mit den Folgen der Digitalisierung befasst und durch Forschungsprojekte Anstöße zur Weiterentwicklung des dualen Systems gegeben. »Ganz wichtig war für uns herauszufinden, ob und wie die Polarisierungsthese von Frey und Osborne auch für Deutschland zutrifft«, so Esser. Die beiden englischen Forscher gehen in ihrer These davon aus, dass Berufe, die hohe Routineanteile haben, ersetzbar sind. Diese Ersetzbarkeit träfe weniger für hoch- und geringqualifizierte Berufe zu, sondern vor allem für Berufe im mittleren Qualifikationsbereich. »Aber diese These scheint für Deutschland so nicht zuzutreffen«, stellt der BIBB-Präsident fest.
Die BIBB-Analysen zeigen, dass digitale Technologien die Arbeit zwar anspruchsvoller machen. Dabei gewinnen aber vor allem soziale und kreative Intelligenz der Beschäftigten an Bedeutung. In diese Richtung weisen auch die Ergebnisse der BIBB-Voruntersuchung zu den dualen IT-Berufen sowie das BIBB-Kooperationsprojekt mit VW: Beide Studien zeigen, dass bei einigen Berufen zwar Neuordnungsbedarf besteht, aber auch schon jetzt durch Anpassungen auf der Ebene der betrieblichen Ausbildungsgestaltung mit den technologischen Entwicklungen Schritt gehalten werden kann.
Doch auch die Berufsschulen als wichtiger Partner im dualen System sind gefordert. Das von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgelegte Strategiepapier »Bildung in der digitalen Welt« zeigt hier Perspektiven auf, die BIBB-Präsident Esser im BWP-Gespräch mit der amtierenden KMK-Präsidentin, Susanne Eisenmann, erörtert. Beide sind sich einig, dass neben einer modernen technologischen Ausstattung und Organisation insbesondere die Aus- und Fortbildung des Lehrpersonals von entscheidender Bedeutung ist, um die neuen technologischen Anforderungen in Schule und Ausbildung zu bewältigen. Dass sich Berufsschulen bereits auf den Weg gemacht haben, zeigt das Beispiel der Technischen Schule Aalen. Hier wurde eine Lernfabrik eingerichtet, die Schülerinnen und Schüler praxisnah an 4.0-Technologien heranführt.
Darüber hinaus gibt die aktuelle BWP-Ausgabe weitere interessante Einblicke in zahlreiche Initiativen und Praxisbeispiele, so unter anderem zum Social Augmented Learning in der Druckindustrie, zur Vermittlung digitaler Innovationen in der Kfz-Ausbildung oder zur Frage, wie gerade kleine und mittelständische Unternehmen oder Überbetriebliche Berufsbildungsstätten (ÜBS) bei der Gestaltung ihrer Aus- und Weiterbildung in der Wirtschaft 4.0 unterstützt werden können.
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