Vor allem die Minijobber unter den Aufstockern suchen nach einer anderen Arbeit

IAB

Mehr als 1,2 Millionen Personen beziehen Arbeitslosengeld II, obwohl sie erwerbstätig sind. 68 Prozent der sogenannten Aufstocker arbeiten dabei in einem Teilzeitjob mit weniger als 22 Stunden pro Woche. Vor allem die Minijobber unter den Aufstockern suchen nach einer anderen Arbeit, zeigt eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).

Im Jahr 2013 verdienten etwa 68 Prozent aller abhängig beschäftigten Aufstocker weniger als 8,50 Euro pro Stunde und lagen damit unterhalb des Betrags, der seit 2015 allgemeiner gesetzlicher Mindestlohn ist. Die Einführung des Mindestlohns dürfte bei den allermeisten Aufstockern allerdings nicht zu einem bedarfsdeckenden Einkommen geführt haben, weil sie ganz überwiegend nur teilzeitbeschäftigt sind und bei größeren Familien selbst das Einkommen aus einer Vollzeittätigkeit nicht immer ausreiche, erklären die IAB-Forscher. Neuere Forschungsdaten zu den Einkommen der Aufstocker sind noch nicht verfügbar. Die Auswirkungen des Mindestlohns konnten in der Studie noch nicht untersucht werden.

Die Suche nach einer anderen oder zusätzlichen Arbeit kann Aufstockern Chancen eröffnen, dass sich ihre Beschäftigungssituation verbessert. »Aufstocker suchten erwartungsgemäß deutlich häufiger nach Arbeit als Niedriglohnbezieher, die keine Leistungen der Grundsicherung erhalten. Dies war bei Minijobbern besonders deutlich, doch auch Aufstocker mit sozialversicherungspflichtiger Erwerbstätigkeit suchten etwa doppelt so häufig wie andere sozialversicherungspflichtig Beschäftigte«, schreiben die Arbeitsmarktforscher. Während von den Aufstockern mit Minijob fast jeder Zweite nach einer Arbeit suchte, waren es bei den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Aufstockern etwa 15 Prozent.

Dabei waren die arbeitsuchenden Aufstocker noch öfter als Niedriglohnbeschäftigte ohne Leistungsbezug bereit, für eine neue Stelle Erschwernisse wie lange Arbeitswege und ungünstige Arbeitszeiten in Kauf zu nehmen.

Aufstocker, die nicht nach einer anderen Arbeit suchten, wurden vom IAB nach den Gründen gefragt. Dabei zeigte sich: Grundsicherungsbezieher mit einem Minijob suchten nicht, weil gesundheitliche Gründe dem entgegenstehen oder sie durch vergangene Misserfolge entmutigt wurden. Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Aufstocker hingegen fanden ihr Haushaltseinkommen ausreichend oder erwarteten durch Arbeitsuche keine finanzielle Verbesserung.

Das IAB hat die Aufstocker zudem gefragt, ob das Jobcenter von ihnen verlangt, nach einer Arbeit zu suchen. Dies geschah bei 71 Prozent der Aufstocker mit Minijob, aber nur bei 37 Prozent der Aufstocker mit sozialversicherungspflichtiger Erwerbstätigkeit. Bei vielen Aufstockern gehen die Jobcenter offenbar davon aus, dass das erreichbare Ausmaß an Arbeitsmarktintegration bereits realisiert wurde, so die Forscher: »Das Jobcenter verlangt von Aufstockern häufig keine Arbeitsuche, weil bereits eine Beschäftigung besteht, gesundheitliche Einschränkungen vorliegen oder Kinder betreut werden«.

 

  LINKS  

 

Mindestlohn-Erhöhung Oktober 2022: Fast 6 Millionen Jobs profitierten davon
Durch Mindestlohnerhöhung 1,5 Millionen Jobs weniger im Niedriglohnsektor Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) waren rund 5,8 Millionen Jobs von der Erhöhung des Mindestlohns zum 1. Oktober 2022 betroffen. Somit lagen 14,8 % aller...
Zwölf Euro Mindestlohn: Millionen Beschäftigte bekommen mehr Geld
Höherer Mindestlohn bringt Millionen Beschäftigten mehr Geld pro Stunde und im Monat Von der Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro dürften über sechs Millionen Beschäftigte profitiert haben. Beim Großteil von ihnen hat sich dadurch nicht nur...
0,5 Millionen weniger Niedriglohnjobs im April 2022 gegenüber April 2018
7,5 Millionen Beschäftigte verdienten weniger als 12,50 Euro brutto je Stunde - Besserverdienende hatten im April 2022 einen 3,28-mal höheren Bruttostundenlohn als Geringverdienende Knapp jede und jeder fünfte abhängig Beschäftigte (19 %) in...

.
Wir benutzen Cookies
Der BildungsSpiegel setzt auf seiner Website sog. Cookies ein. Einige von ihnen sind für den reibungslosen Betrieb essentiell, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern. Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Website zur Verfügung stehen.