Klassenniveau beeinflusst Bildungserwartungen in Familien mit und ohne Einwanderungsgeschichte

Bergische Universität Wuppertal copy

Bildungserwartungen entstehen im Kontext

Eine neue Studie der Bergischen Universität Wuppertal zeigt: Das Leistungsniveau einer Schulklasse beeinflusst, wie hoch Eltern die Zukunft ihrer Kinder einschätzen.

Besonders Eltern mit Einwanderungsgeschichte setzen häufig ehrgeizige Ziele – und zwar auch deshalb, weil ihre Kinder überdurchschnittlich oft Klassen mit geringerer Leistungsstärke besuchen.

Klassenumfeld wirkt auf Erwartungen

Die Forschenden untersuchten eine repräsentative Stichprobe von Viertklässler*innen und ihren Eltern. Sie fanden heraus, dass das Klassenniveau eine deutliche Rolle spielt: In leistungsstarken Klassen sinken die Bildungserwartungen aller Eltern, in leistungsschwachen steigen sie. Dieser Zusammenhang besteht unabhängig von den tatsächlichen Leistungen des einzelnen Kindes.

Referenzgruppen prägen Wahrnehmung

Die Studie knüpft an den »Big-Fish-Little-Pond-Effekt« an. Er beschreibt, dass Vergleiche mit der unmittelbaren Umgebung das Selbstkonzept formen. Laut Prof. Reinhard Schunck ließe sich dies auf Eltern übertragen: Steht ein Kind innerhalb einer eher schwächeren Klasse gut da, führt das zu höheren Erwartungen. Dieses Muster zeige sich konsistent.

Kinder aus Einwandererfamilien häufiger in leistungsschwächeren Klassen

Die Datenauswertung macht sichtbar, dass Kinder aus Einwandererfamilien häufiger lernschwächere Klassen besuchen.

In diesen Umfeldern formulieren Eltern mit Einwanderungsgeschichte besonders oft ambitionierte Bildungsziele und erwarten eher, dass ihr Kind das Abitur erreicht. Der Referenzgruppeneffekt erklärt diesen Unterschied jedoch nur teilweise.

Erwartungen bleiben unterschiedlich – trotz ähnlicher Einflüsse

Trotz der Bedeutung des Klassenniveaus bleibt ein Befund bestehen: Eltern mit Einwanderungsgeschichte setzen insgesamt höhere Bildungsziele als nicht eingewanderte Eltern.

Die Studie betont, dass Erwartungen immer im gesellschaftlichen und sozialen Kontext entstehen – und damit eng mit der Zusammensetzung von Klassen verbunden sind.

Bedeutung für Chancengleichheit

Elterliche Erwartungen beeinflussen Bildungsentscheidungen maßgeblich, etwa bei der Wahl weiterführender Schulen oder der Intensität des Lernens.

Die Forschenden sehen deshalb weiteren Forschungsbedarf, um langfristige Folgen auf Studien- und Berufswege zu verstehen. Hohe Erwartungen könnten zugleich motivierend wirken und Druck erzeugen. 


  VERWEISE  

Ähnliche Themen in dieser Kategorie

13.10.2025

Wie Inklusion an weiterführenden Schulen gelingt – und wo sie an Grenzen stößt Die gesetzliche Verpflichtung zur Inklusion, also zum gemeinsamen Lernen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf, zählt zu den größten Herausforderungen im …

30.09.2025

Wissenstransfer stärken: Neue Formate und Anreize nötig Das CHE Centrum für Hochschulentwicklung hat in einer aktuellen Untersuchung umfassende Empfehlungen vorgelegt, wie der Wissenstransfer zwischen Hochschulforschung und Hochschulmanagement effektiver gestaltet werden …

05.09.2025

Frei verfügbare InfoTEXTE abrufbar In einem Projekt des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation arbeiten Forschende, Lehrer*innen und ein Wissenschaftskommunikator eng zusammen, um kompakte und unterstützende Informationsangebote für …

11.07.2025

Dynamik im deutschen Wissenschaftssystem Die Gleichstellung der Geschlechter an Hochschulen bleibt eine zentrale Herausforderung der Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik – insbesondere für alle, die die Innovationskraft in der Wissenschaft im Blick haben. Das aktuelle …

.
Oft gelesen...