
Neue Datenquellen, alte Probleme: Forschende stehen vor methodischen Herausforderungen
Professor Jürgen Pfeffer von der Technischen Universität München warnte in einer LIfBi Lecture vor blindem Vertrauen in digitale Verhaltensdaten. Der Computational-Social-Science-Experte betonte, dass trotz riesiger Datensätze aus Social Media oder Tracking-Tools fundamentale Qualitätsfragen offenblieben.
Twitter-Analyse und Algorithmen-Manipulation
Anhand eines selbst erstellten Datensatzes mit 375 Millionen Tweets zeigte Pfeffer, wie 24-Stunden-Aktivitäten auf Twitter/X wissenschaftlich nutzbar gemacht werden können.
Gleichzeitig demonstrierte er erfolgreiche Manipulationen des Twitter-Algorithmus – ein Beleg für das Spannungsfeld zwischen Erkenntnischancen und Missbrauchsrisiken.
ChatGPT als ethisches Minenfeld
Am Beispiel generativer KI-Systeme verdeutlichte Pfeffer intransparente Entscheidungsprozesse. Verschiedene KI-Modelle lieferten demnach widersprüchliche Antworten auf moralische Dilemmata. Er kritisierte, dass undurchsichtige Programmierung das ethische Urteilsvermögen von Nutzenden untergrabe statt stärke.
»Black Box«-Effekt bei Big Data
Laut Pfeffer behindern drei Kernprobleme valide Aussagen:
1. Unbekannte Algorithmus-Änderungen
2. Technologiebedingte Verzerrungen
3. Verhaltensänderungen durch Monitoring
Sein Fazit: Trotz enormer Mengen bleibe die Datenqualität schwer einschätzbar. Klassische Methoden mit überprüfbaren Stichproben seien weiter unverzichtbar.
Wissenstransfer in der Praxis
Im Austausch mit LIfBi-Mitarbeitenden diskutierte Pfeffer konkrete Anwendungen – von Onlinebefragungs-Qualität bis zur Auswertung von Karrierenetzwerk-Daten. Sein Appell: Kritisches Hinterfragen technischer »Black Boxes« müsse fester Forschungsbestandteil werden.
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