Wer arbeitet mit welchen Bedingungen in der Wissenschaft?

gesis Logo

Personalstruktur und Befristung unter Gleichstellungsaspekten

Die Karrierewege, die zu einer Professur führen, und die Beschäftigungsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses sind zwar jeweils nur durch kleinere Geschlechterdifferenzen geprägt. Diese Vielzahl an kleineren Benachteiligungen in unterschiedlichen Bereichen können jedoch zur strukturellen Diskriminierung von Wissenschaftlerinnen kumulieren, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Politische Diskussionen zu Karriere und Beschäftigungsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses fokussieren aktuell insbesondere die Weiterentwicklung der Personalstrukturen auf dem Weg zur Professur und den hohen Anteil befristeter Beschäftigungsverhältnisse. Die Karrierephase nach der Promotion, die mit der Weiterentwicklung der Personalstrukturen adressiert wird, ist aus gleichstellungspolitischer Sicht entscheidend, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen.

Die Studie des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung CEWS beim Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, GESIS, untersucht daher die veränderten Personalstrukturen auf dem Weg zur Professur und die Auswirkungen von befristeten Beschäftigungsverhältnissen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Hinblick auf ihre geschlechterpolitischen Implikationen.

Im Ergebnis werden jeweils kleinere Geschlechterdifferenzen deutlich, die in der Summe jedoch als strukturelle Diskriminierung kumulieren: So sind Frauen zwar fast paritätisch an den Juniorprofessuren beteiligt, sie haben allerdings etwas seltener eine Tenure-Track-Professur inne.

Beim Übergang in die Lebenszeitprofessur zeigen sich Benachteiligungen von Frauen vor allem bei Status und Verdienst, d.h. vor allem beim begehrten Zugang zu W3-Professuren. Geschlechterunterschiede bei Befristungen bestehen nach der Promotion und in Führungspositionen sowohl an Hochschulen als auch an Forschungseinrichtungen. Auffällig ist der relativ große Unterschied bei den Professuren: 18,7 Prozent der Professorinnen sind befristet beschäftigt, bei den Professoren sind es hingegen nur 11,1 Prozent.

Besonders häufig sind Professorinnen mit ausländischer Staatsangehörigkeit befristet beschäftigt, während davon am geringsten deutsche Professoren betroffen sind. Professorinnen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sind im Hinblick auf die Beschäftigungsbedingungen einer Kumulation von Benachteiligungen ausgesetzt, zum einen aufgrund des Geschlechts, zum anderen wegen ihrer Nationalität.

Das CEWS erstellte die Sonderauswertung für den Bericht Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung 2022 der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK). Nun ist die Studie als eigenständige Publikation zugänglich.

Bibliographische Angaben
Löther, Andrea (2022): Gleichstellungspolitische Aspekte von Personalstrukturen auf dem Weg zur Professur sowie befristeter Beschäftigung in der Wissenschaft. Unter Mitarbeit von Sarah Weißmann. GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften: Köln (cews.publik, 26)


  VERWEISE  


Leichte Zunahme der Teilzeitbeschäftigung in Deutschland
Weiterer Anstieg der Teilzeitquote im Jahr 2023 Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Quote der Teilzeitbeschäftigten in Deutschland im Jahr 2023 erneut leicht gestiegen und erreichte 31 %. Im Vergleich zum Vorjahr, wo der Anteil bei...
Potenziale von Frauen und Mädchen im MINT-Bereich
Bundesregierung: Stärkung der MINT-Bereiche durch gezielte Förderung und Initiativen Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) setzt verstärkt darauf, Frauen und Mädchen für den MINT-Bereich zu begeistern. Staatssekretär Jens...
Wissenschaftskommunikation systematisch und umfassend stärken
Anhörung: Sachverständige fordern bessere Wissenschaftskommunikation In einer öffentlichen Anhörung hat sich der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am Mittwochvormittag mit der Wissenschaftskommunikation beschäftigt....

.