Großer Handlungsbedarf bei strategischer Öffnung von Wissenschaft und Innovation

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Formeltafel

Die gezielte Öffnung von Wissenschaft (Open Science) und von Forschung in der Wirtschaft (Open Innovation) ist eine große Chance, das Wissenschafts- und Innovationssystem in Deutschland leistungsfähiger zu machen und seine Wirksamkeit für die Gesellschaft zu erhöhen. Das zeigt die Stifterverbands-Studie »Was gewinnen wir durch Open Science und Open Innovation?«.

Bei der gezielten Öffnung von Wissenschaft und Innovation hat Deutschland im europäischen Vergleich enormen Aufholbedarf. Zwar ist die Hälfte aller Fachbeiträge deutscher Autoren frei zugänglich, bei Forschungsdaten ist die Veröffentlichung aber eher eine Ausnahme. Wie eine strategische Öffnung von Wissenschaft und Innovation gelingen kann, zeigt ein dreigliedriges Modell der Studie. Die Autoren führen dafür die Prinzipien von Open Science und Open Innovation zusammen. Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft würden davon profitieren.

Nach Einschätzung der Autoren hat die Wirtschaft mit neuen, bisher unüblichen Forschungspartnern die Möglichkeit, radikale Innovationen voranzutreiben. Unbürokratische Partnerschaften in offenen Innovationsnetzwerken würde vor allem das Potenzial von Forschung und Entwicklung in klein- und mittelständischen Unternehmen heben. Die Wissenschaft kann durch neue Innovationskollaborationen die Wiederverwertung ihrer Ergebnisse ausbauen. Bürger und andere Akteursgruppen könnten sich durch die neu gewonnene Transparenz aktiv an Forschungs- und Innovationsprozessen beteiligen – ein wichtiger Beitrag, um in Zukunft Investitionen in Wissenschaft und Forschung zu legitimieren.

Für die erfolgreiche Umsetzung des Modells definieren die Autoren vier Handlungsempfehlungen an Wissenschaft, Wirtschaft und Politik:

  • Entwicklung eines nationalen politischen Handlungsrahmens für strategische Offenheit; in dem Prozess der Strategiebildung sollten Wirtschaft, Wissenschaft sowie Gesellschaft Potenziale und Handlungsfelder gemeinsam definieren
  • Erweiterung des nationalen Forschungs- und Innovationsmonitorings, um die Wirkung offenen Forschens besser messen zu können
  • Einbindung unüblicher Akteure in Forschungs- und Innovationsprojekte, vor allem an Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Hier bestehe eine große Chance, neue Lösungen und Erkenntnisse zu schaffen, die stärker gesellschaftliche Werte und Nutzen berücksichtigen.
  • Weiterentwicklung der Transferstrukturen zu Kooperationszentren, um wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur in die Wirtschaft und Gesellschaft zu tragen, sondern auch mit dem Wissen aus Wirtschaft und Gesellschaft neue Forschungsfragen in die Wissenschaft zu transferieren

»Offenes Forschen und Entwickeln bedarf klare Regeln. Es darf keineswegs bedeuten, dass wir Wissenschaft und Innovation schrankenlos öffnen«, sagt Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes. »Es muss eine strategische Öffnung, das heißt, den jeweiligen Gegebenheiten der Branche angepasste Offenheit geben. So können globale Wettbewerbsvorteile geschaffen werden, um auch im digitalen Zeitalter erfolgreich zu bleiben«. Denn durch Digitalisierung und Globalisierung habe sich die Art und Weise, wie in Wissenschaft und Wirtschaft geforscht und entwickelt wird, grundlegend geändert. Durch höhere Geschwindigkeiten und das interdisziplinäre Arbeiten über internationale Plattformen werden Formate offener Wissenschaft und Innovation immer mehr grundlegende Voraussetzung für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg.

   

  LINKS  

 

Akademische Redefreiheit an deutschen Hochschulen
Studie: Keine strukturelle Kultur des Cancelns in der Wissenschaft Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) untersucht die akademische Meinungsfreiheit an deutschen Hochschulen und kommt zu...
EU fördert Projekte zur »Öffnung von Hochschulen« mit 3,2 Millionen Euro
Im Förderzeitraum 2021 bis 2027 stellt die Europäische Union 3,2 Millionen Euro für Projekte zur Verfügung, die beruflich qualifizierten Weiterbildungsinteressierten den Zugang zu Hochschulen erleichtern sollen. Dabei liegt ein besonderer Fokus...
Bildungsforschung goes Fediverse: Neue Mastodon-Instanz eduresearch.social
Nach einer DIPF-Pressemitteilung vom 17.09.2024 Ein datenschutzkonformer Austausch über die sozialen Medien ist für wissenschaftliche Einrichtungen und Forschende bislang nur schwer möglich. Mit der neuen Mastodon-Instanz eduresearch.social steht...

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • Bildungsforschung goes Fediverse: Neue Mastodon-Instanz eduresearch.social

    Nach einer DIPF-Pressemitteilung vom 17.09.2024 Ein datenschutzkonformer Austausch über die sozialen Medien ist für wissenschaftliche Einrichtungen und Forschende bislang nur schwer möglich. Mit der neuen Mastodon-Instanz eduresearch.social steht...

  • KI in der Hochschulbildung

    Förderung von Künstlicher Intelligenz in der Hochschulbildung: Maßnahmen der Bundesregierung Im Rahmen der Bund-Länder-Initiative »Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung« unterstützt die Bundesregierung die Stärkung der KI-Kompetenzen an...

  • Zahl der Hochschul-Beschäftigten stieg 2023 um 0,6 Prozent

    An den deutschen Hochschulen und Hochschulkliniken waren zum Jahresende 2023 rund 792.300 Personen beschäftigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 0,6 Prozent oder rund 4.800 Personen mehr als Ende 2022. Dabei beschränkte sich der...

  • Uni-Profs warben 2022 durchschnittlich 326.400 Euro ein

    Drittmittel an deutschen Universitäten im Jahr 2022 deutlich gestiegen Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, warb eine Professorin oder ein Professor an einer deutschen Hochschule im Jahr 2012 Drittmittel in Höhe von durchschnittlich...

  • Future Skills: Kollaboration als essenzielle Fähigkeit in der Hochschulbildung

    Problemlösung und kritisches Denken als zentrale Future Skills In einer neuen Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) wurde untersucht, welche Kompetenzen Hochschullehrende für die Zukunft als besonders wichtig erachten. Die Ergebnisse...

.