Unterschiede beginnen in der Kindheit

Uni Bamberg

Projekte aus der Bildungsforschung untersuchen Ursachen und Folgen sozialer Ungleichheit 

Die einen schlagen sich mit drei Minijobs irgendwie durchs Leben, während andere sich mit einer gut bezahlten Stelle ein teures Feriendomizil leisten können. Mit den komplexen Gründen für Ungleichheiten in modernen Gesellschaften und ihren Folgen beschäftigen sich nun zwei Forscherteams der Universität Bamberg im Rahmen des europäischen Forschungsprogramms »Dynamics of Inequality Across the Life Course« (Dynamiken von Ungleichheit im Lebensverlauf).

Eines der Forschungsprojekte heißt »LIFETRACK« (»Life-Course Dynamics of Educational Tracking«). »Wir untersuchen, wie sich verschieden organisierte Bildungssysteme langfristig auf soziale Ungleichheit auswirken«, erläutert Prof. Dr. Steffen Schindler, Leiter des Projekts und Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Bildung und Arbeit im Lebensverlauf an der Universität Bamberg. So gehen manche Kinder vier Jahre lang gemeinsam in die Schule, andere zehn Jahre lang, bevor sie eine weiterführende Schule besuchen. Welche Folgen diese Unterschiede für den weiteren Karriereweg haben, untersuchen insgesamt 16 europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie vergleichen aktuelle Daten zu Bildungs- und Erwerbsverläufen aus sechs Ländern: Dänemark, Deutschland, England, Finnland, Frankreich und Italien. Das Team um die beiden Bamberger Professoren Steffen Schindler und Corinna Kleinert steuert hierzu die Auswertungen zum deutschen Bildungssystem bei. NORFACE fördert das Projekt insgesamt mit rund 1,35 Millionen Euro, wovon die Universität Bamberg 140.000 Euro erhält.

Das zweite Forschungsprojekt beschäftigt sich mit Kleinkindern. Denn bereits im Alter von drei Jahren gibt es Entwicklungsunterschiede zwischen Kindern aus Familien mit verschiedenartigem Bildungshintergrund, zum Beispiel im Sprachstand. Wie entstehen diese und wie entwickeln sich Kinder in Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden weiter? Damit beschäftigt sich Prof. Dr. Sabine Weinert, Inhaberin des Lehrstuhls für Psychologie I – Entwicklungspsychologie an der Universität Bamberg. Sie leitet den Bamberger Projektteil zusammen mit Elementar- und Familienpädagoge Prof. Dr. Hans-Günther Roßbach und Psychologin Dr. Jutta von Maurice. Die Studie namens »SEED« (»Soziale Ungleichheiten und deren Effekte auf die Entwicklung von Kindern: Eine Studie mit Geburtenstichproben in Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden«) erhält eine Förderung in Höhe von etwa 1,45 Millionen Euro. Die Universität Bamberg bekommt 210.000 Euro von dem Gesamtbetrag.

Hintergrund
Finanziert werden die Forschungsprojekte von NORFACE, einem Zusammenschluss mehrerer nationaler Forschungsförderorganisationen in Europa, wie zum Beispiel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). NORFACE wählte 13 Projekte aus insgesamt 170 Anträgen aus, die nun begonnen haben. »Die Universität Bamberg ist sogar in zwei der ausgewählten Projekte vertreten. Das unterstreicht unsere erfolgreiche Schwerpunktbildung im Bereich der Bildungsforschung und das internationale Renommee, das wir damit erreicht haben«, erklärt Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert, Präsident der Universität Bamberg. Beide Forschungsprojekte dauern bis 2020. Die Forscherteams der Universität Bamberg nutzen für ihre Auswertung Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) und arbeiten mit dem Bamberger Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) zusammen.

    

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