
Mehr Chancen durch Ganztagsangebote
Der Ausbau von Ganztagsschulen in der Grundschule erhöht laut einer neuen ifo-Studie die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder nach der vierten Klasse ein Gymnasium besuchen. Die Forschenden stellten zudem fest, dass Ganztagsbetreuung positive Effekte auf die Deutschnoten und das allgemeine Schulklima hat.
Larissa Zierow, deren Forschung am ifo Institut sich seit Jahren mit Bildungsökonomie und den Effekten schulischer Strukturen befasst, ist ifo-Forschungsprofessorin und Professorin an der Hochschule Reutlingen. Sie erklärte, Kinder im Ganztag seien seltener Mobbing ausgesetzt und insgesamt zufriedener mit ihrer Schule. Außerdem verändere sich ihre Freizeitgestaltung: Sie würden mehr lesen und weniger Zeit für Hausaufgaben benötigen. Durch die längere Betreuung seien sie zudem weniger auf elterliche Unterstützung angewiesen.
Keine Verstärkung sozialer Ungleichheiten
Arnim Seidlitz vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung betonte, dass die positiven Effekte nicht in allen Bereichen gleich stark ausfallen. So habe der Ganztag keine wesentlichen Auswirkungen auf die Mathematikleistungen.
Auch hinsichtlich sozialer Ungleichheiten gebe es keine belastbaren Unterschiede. Kinder aus weniger privilegierten Familien profitierten demnach nicht systematisch stärker oder schwächer vom Ganztag als andere.
Kausale Evidenz durch neue Datengrundlage
Die Untersuchung liefert erstmals kausale Evidenz zu den Wirkungen von Ganztagsangeboten in der Grundschule. Dafür kombinierten die Forschenden Daten aus der »National Educational Panel Study« (NEPS) mit administrativen Informationen zum Investitionsprogramm »Zukunft Bildung und Betreuung« (IZBB) des Bundes. Zwischen 2003 und 2009 stellte der Bund im Rahmen dieses Programms rund vier Milliarden Euro für den Ausbau von Ganztagsangeboten bereit. Der Anteil der Grundschulkinder mit Zugang zu Ganztagsbetreuung stieg dadurch deutlich an.
Der beobachtete Effekt verdeutlicht, wie Investitionen in Ganztagsangebote langfristig Bildungswege und Lernumgebungen prägen können. Diese Erkenntnisse könnten für künftige Entscheidungen zur flächendeckenden Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ab 2026 richtungsweisend sein.
Das Studienergebnis basiert auf jenen Kindern, die aufgrund der IZBB-Förderung erstmals in Ganztagsbetreuung kamen. Damit konnten die Forschenden belastbare Aussagen über die tatsächlichen Auswirkungen solcher Angebote auf den weiteren Bildungsweg und das Wohlbefinden der Kinder treffen.
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