Aktionsrat Bildung legte neues Jahresgutachten »Bildungsleistung durch Verbindlichkeit« vor

Bildungsleistung in Deutschland: Aktionsrat Bildung fordert mehr Verbindlichkeit
Das Leistungsniveau deutscher Schüler*innen ist erneut gesunken und liegt inzwischen sogar unter dem Stand des sogenannten »PISA-Schocks« von 2000.
Der Aktionsrat Bildung sieht die Ursachen dafür vor allem in der unzureichenden Förderung von Kernkompetenzen und der mangelnden Vergleichbarkeit der Bildungsergebnisse zwischen den Bundesländern. Nur rund ein Drittel des Leistungsabfalls lasse sich durch die veränderte Zusammensetzung der Schülerschaft erklären, so die Expert*innen des Rates.
Ursachen für den Leistungsabfall
Als Hauptgründe für die negative Entwicklung nennt der Aktionsrat Bildung die fehlende Verbindlichkeit und Koordination im deutschen Bildungssystem. Die Expert*innen betonen, dass sowohl auf staatlicher als auch auf individueller Ebene klare Verantwortlichkeiten und verbindliche Maßnahmen notwendig seien. Strukturen müssten so gestaltet werden, dass erfolgreiche Lernprozesse möglich sind.
Gleichzeitig müsse von Lernenden, deren Familien und dem pädagogischen Personal eine altersgerechte Eigenverantwortung eingefordert werden. Defizite sollten frühzeitig erkannt und gezielt adressiert werden.
Empfehlungen für mehr Verbindlichkeit
Um das Bildungssystem zu stabilisieren und die Leistungen zu verbessern, gibt das Gutachten konkrete Empfehlungen:
- Eigenverantwortung stärken
Kinder und Jugendliche sollen gezielt dazu befähigt werden, mehr Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen. Mit zunehmendem Alter müsse diese Eigenverantwortung wachsen. Familien und pädagogisches Personal sollen die Lernenden dabei unterstützen. - Verantwortung der Familien
Besonders bei Kindern mit Förderbedarf sollen Eltern von Anfang an systematisch in die Förderung eingebunden werden. - Flexible Lernzeiten
Um auf unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten einzugehen, empfiehlt der Aktionsrat flexiblere Bildungswege und individuell angepasste Fördermöglichkeiten. - Gezielte Förderprogramme
In Einrichtungen mit vielen Lernenden, die geringe Basiskompetenzen aufweisen, sollen spezielle Förderprogramme etabliert, weiterentwickelt und regelmäßig überprüft werden.
Qualitätsstandards und Monitoring
Ein zentrales Anliegen des Gutachtens ist die verbindliche Umsetzung von Qualitätsstandards. Dazu zählt die transparente Überprüfung der Bildungsleistungen, etwa durch die Wiedereinführung des PISA-Ländervergleichs.
Grundlegende Standards sollen verbindlich formuliert und die Ergebnisse kontinuierlich gemessen werden. Die erhobenen Daten müssten allen relevanten Akteur*innen – von Lehrkräften über die Schulaufsicht bis zu den Familien – zugänglich gemacht werden.
Das Monitoring solle nicht nur der Kontrolle dienen, sondern aktiv zur Verbesserung der Bildungsqualität eingesetzt werden.
Das Leitungspersonal in Bildungseinrichtungen trage die Verantwortung, Monitoring-Ergebnisse gezielt für die Weiterentwicklung der Institution zu nutzen. Auch Lehrkräfte müssten die Ergebnisse für die individuelle Förderung der Schüler*innen und zur eigenen Weiterbildung verwenden.
Resumee
Der Aktionsrat Bildung fordert ein Bildungssystem, das auf klaren Verantwortlichkeiten, verbindlichen Standards und kontinuierlicher Qualitätskontrolle basiert. Nur so könne das Leistungsniveau nachhaltig verbessert und Chancengleichheit gewährleistet werden.
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