Weiterbildung Schweiz: Beteiligungsmuster und informelles Lernen im Fokus

Im zweiten Bericht zum »Mikrozensus Aus- und Weiterbildung« von 2016 liefert das Schweizerische Bundesamt für Statistik Details zur Beteiligung der Schweizer Bevölkerung an der Weiterbildung und dem informellen Lernen. Dabei zeigt sich, dass das informelle Lernen zwar leicht rückläufig ist, für gewisse Bevölkerungsgruppen aber auch Chancen bieten kann.
Vor zwei Jahren fand die letzte Erhebung des Mikrozensus Aus- und Weiterbildung zu Bildungsstand und -beteiligung der Schweizer Bevölkerung statt, die alle fünf Jahre durchgeführt wird. Nachdem ein erster Bericht im Herbst 2017 die wichtigsten Zahlen präsentierte, folgt nun die zweite, detailliertere Auswertung des Bundesamts für Statistik (BFS). In dieser werden erstmals auch die Zahlen zum informellen Lernen publiziert sowie ein differenzierter Blick auf die Beteiligungsmuster verschiedener Bevölkerungsgruppen geworfen.
Informelles Lernen leicht rückläufig
Während die Weiterbildungsbeteiligung gegenüber 2011 leicht angestiegen ist, ist die Aktivität beim informellen Lernen – also dem gezielten Lernen ausserhalb einer Institution – leicht rückläufig. 41,1 Prozent der Schweizer Bevölkerung zwischen 15 und 75 Jahren geben an, im Jahr 2016 auf diese Weise gelernt zu haben. Das sind knapp 7 Prozent weniger als 2011.
Gleich wie 2011 bleibt hingegen, dass sich die Beteiligung am informellen Lernen stark mit anderen Bildungsaktivitäten überschneitet. Die grosse Mehrheit der Personen, die informell lernt, nimmt auch an einer Aus- oder Weiterbildung teil. Nur knapp 9 Prozent der Bevölkerung lernt ausschliesslich ausserhalb von Institutionen:
Chancen des selbstständigen Lernens
Die ungleiche Beteiligung sozioökonomischer Gruppen, die bereits der letzte Bericht für die Weiterbildung aufgezeigt hat, lässt sich teilweise auch beim informellen Lernen beobachten. Dieses steigt mit einem höheren Bildungsstand klar an. Der Arbeitsmarktstatus hingegen, hat bei dieser Lernform einen weniger starken Einfluss: Nur 3 Prozentpunkte trennen Erwerbstätige und Erwerbslose beim informellen Lernen. In der Weiterbildung sind es 14.
Hier könnte durchaus relevant sein, dass informelles Lernen zumeist gratis ist. Denn hohe Kosten werden nach Zeitmangel als zweitgrösster Hinderungsgrund für eine Weiterbildungsteilnahme genannt. Auch für Menschen mit Behinderungen, scheint das selbstständige Lernen zugänglicher zu sein, denn im Gegensatz zum institutionalisierten Lernen sind die Beteiligungsquoten bei dieser Form fast gleich.
Die zweite Generation holt auf
Für Menschen mit Migrationshintergrund unterscheidet der Bericht zwischen der ersten und zweiten Generation. Dieser differenzierte Blick zeigt auf, dass die Werte von Menschen ohne Migrationshintergrund und Personen, die bereits in der zweiten Generation in der Schweiz leben, in Bezug auf Weiterbildung und informelles Lernen praktisch identisch sind. Insgesamt sind sie sogar weniger oft abstinent von jeglichen Bildungsformen. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass diese Gruppe ein tiefes Durchschnittsalter aufweist. Die erste Generation ist aber in Bezug auf Aus- und Weiterbildung sowie beim informellen Lernen deutlich weniger aktiv.
Keine Zertifikatsflut
Mit einem Diplom enden weniger als ein Fünftel aller besuchten Weiterbildungen in der Schweiz. Bei 29 Prozent gibt es eine Teilnahmebestätigung. Mit 54 Prozent der Weiterbildungen, wird die Mehrheit aller Kurse gar ohne ein Zertifikat abgeschlossen.
Wenn ein Zertifikat abgegeben wird, ist dies in der Hälfte der Fälle ein Diplom des Bildungsanbieters. Ein gutes Drittel sind Branchenzertifikate. Danach folgen Kurse, die auf einen eidgenössischen Abschluss der Höheren Berufsbildung vorbereiten (14 Prozent) und internationale Diplome (10 Prozent).
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