Bildung und Alter prägen das politische Engagement im späteren Leben

DZA

Politisches Engagement in der zweiten Lebenshälfte ist selten und sozial ungleich verteilt

In Deutschland beteiligen sich nur wenige Menschen in der zweiten Lebenshälfte als Mitglieder in Parteien oder Bürgerinitiativen. Laut aktuellsten Untersuchungen des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) engagierten sich ab einem Alter von 43 Jahren lediglich 3,7 Prozent in einer Partei und 1,9 Prozent in einer Bürgerinitiative. Damit ist auch weiterhin die klassische Parteimitgliedschaft verbreiteter als das Engagement in Bürgerinitiativen.

Die umfangreiche Studie stützt sich auf Daten des Deutschen Alterssurveys (DEAS) und beleuchtet ausführlich soziodemografische Unterschiede bei der politischen Partizipation.

Klassische und unkonventionelle Partizipation

Die Forschenden des DZA betonen, dass politische Partizipation nicht nur durch Wahlen erfolgt, sondern auch durch freiwilliges Engagement in Organisationen mitgestaltet wird. Parteien stehen dabei für konventionelle Beteiligungsformen, während Bürgerinitiativen als unkonventionelle, flexiblere Formen gelten. Letztere sind projektbezogen, weniger hierarchisch strukturiert und ermöglichen kurzfristige Beteiligung ohne langfristige Verpflichtungen.

Alter als entscheidender Einflussfaktor

Je älter die Befragten, desto wahrscheinlicher engagieren sie sich in Parteien: Bei den 66- bis 75-Jährigen liegt der Anteil bei 5,6 Prozent, bei den über 76-Jährigen sogar bei 5,8 Prozent. Jüngere Gruppen zwischen 43 und 55 Jahren sind mit 1,9 Prozent deutlich weniger häufig Parteimitglied. Bei den Bürgerinitiativen hingegen zeigen insbesondere die 56- bis 65-Jährigen mit 3,0 Prozent das höchste Engagement.

Das deutet auf eine generationenspezifische Prägung politischer Sozialisation hin, etwa bedingt durch die Bewegung der 1970er und 80er Jahre.

Gender und soziale Merkmale

Ein signifikanter Unterschied zeigt sich bei der Parteimitgliedschaft zwischen Männern und Frauen – Männer sind, vor allem ab 66 Jahren, fast doppelt so häufig Parteimitglied wie Frauen. In Bürgerinitiativen macht das Geschlecht dagegen keinen Unterschied.

Einkommen spielt vor allem für Bürgerinitiativen eine Rolle: Menschen unterhalb der Armutsrisikogrenze engagieren sich hier kaum (0,6 Prozent), während Besserverdienende mit bis zu 2,8 Prozent vertreten sind. Besonders wichtig ist Bildung: Menschen mit hohem Bildungsabschluss sind mehr als doppelt so häufig in Parteien und Bürgerinitiativen organisiert wie jene mit niedriger oder mittlerer Bildung.

Regionale Unterschiede bleiben bestehen

Auch heute noch bleiben Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland bestehen: In westdeutschen Regionen liegt der Anteil der Parteimitglieder ab 43 Jahren mit 4,2 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im Osten (1,8 Prozent). Bei Bürgerinitiativen gibt es dagegen keine signifikanten regionalen Unterschiede für die meisten Altersgruppen, mit Ausnahme der älteren Ostdeutschen ab 66 Jahren, die hier deutlich unterrepräsentiert sind.

Gesellschaftspolitische Relevanz

Die Ergebnisse zeigen, dass politische Partizipation auch im höheren Alter eine Herausforderung für die Demokratie bleibt und wesentliche Zugangshürden bestehen.

Die Studie empfiehlt, die Strukturen politischer Beteiligung zu reformieren, damit auch Menschen mit geringerem Bildungsniveau und wenig Ressourcen einfacher teilhaben können. Sie unterstreicht die Bedeutung, soziale Ungleichheiten in der politischen Beteiligung sichtbar zu machen, da sie aufzeigt, dass Alter, Geschlecht, Bildung, Einkommen und regionale Herkunft die Teilhabechancen maßgeblich beeinflussen und gezielte Maßnahmen erforderlich sind. 


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