Frühe Bildung: Bedarfsgerechte Angebote fehlen weiterhin
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DJI fordert professionelle Planungen für Chancengleichheit in Kitas
Die frühkindliche Bildung in Deutschland bleibt trotz sinkender Geburtenzahlen eine Herausforderung: Bedarfsgerechte Betreuungsplätze für ein- und zweijährige Kinder sind weiterhin unzureichend vorhanden.
Neue Daten der DJI-Kinderbetreuungsstudie zeigen, dass fast ein Viertel der Familien in Westdeutschland einen Bedarf an einem Betreuungsplatz hat, diesen aber nicht nutzen kann. In Ostdeutschland liegt die Quote bei neun Prozent. Zudem reichen die Betreuungszeiten bei einigen Eltern nicht aus.
Unterschiedliche Betreuungsrealitäten in Ost und West
Während in Ostdeutschland durch sinkende Kinderzahlen künftig mehr Plätze für unter Dreijährige geschaffen werden könnten, bleibt die Situation in Westdeutschland angespannt. Dort bestehen weiterhin deutliche Lücken zwischen Bedarf und Angebot, verstärkt durch Personalmangel.
Auch wenn sich die Kitapraxis im Osten bereits wandelt, fehlen vielerorts noch bedarfsgerechte und erreichbare Angebote. Die ungleiche Verteilung führt dazu, dass Teilhabechancen in beiden Bundesteilen unterschiedlich sind.
Benachteiligte Familien besonders betroffen
Die Studie zeigt, dass vor allem Familien mit Migrationsgeschichte, finanzielle benachteiligte Haushalte oder solche mit geringem Bildungsabschluss trotz Bedarf seltener Betreuungsplätze bekommen. Diese Benachteiligungen bestehen seit 2016 kontinuierlich.
DJI-Forschungsdirektorin Prof. Dr. Susanne Kuger fordert deshalb eine professionellere Planung vor Ort, die den Bevölkerungsentwicklungen und Zuzugswellen gerecht wird und gleichzeitig Chancengleichheit beim Zugang sicherstellt. Bisher habe der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz nicht die erhoffte Teilhabe für alle Kinder geschaffen.
Steigender Betreuungsbedarf mit Alterszunahme
Der Bedarf der Eltern an einem Betreuungsplatz steigt mit dem Alter des Kindes. 2024 liegt der Bedarf bei einjährigen Kindern bundesweit bei 65 Prozent, bei zweijährigen sogar bei 82 Prozent.
In Ostdeutschland ist der Bedarf deutlich höher als im Westen (zum Beispiel 82 Prozent bei Einjährigen vs. 62 Prozent im Westen). Eltern in Ostdeutschland bevorzugen eher Ganztagsplätze bis 45 Stunden pro Woche, Eltern im Westen meist verlängerte Halbtagsplätze.
Allerdings sind die Angebote nicht immer verlässlich oder bedarfsgerecht, was den Betreuungsalltag erschwert. Kommunale Planung muss differenzierte und flexible Lösungen finden, um sowohl ausreichend Plätze als auch schnelle Anpassungen bei Bedarf zu ermöglichen.
Hintergrund
Die DJI-Kinderbetreuungsstudie befragt jährlich rund 33.000 Eltern bundesweit zu ihrer Betreuungssituation, ihren Bedarfen und der Qualität der Angebote. Sie wird vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Die aktuelle Studie 1 des DJI-Kinderbetreuungsreports 2025 liefert detaillierte Erkenntnisse zu unterdreijährigen und älteren Kindern, ungerechten Zugängen und den Entwicklungen der Betreuungslandschaft, die auch in die Broschüre »Kindertagesbetreuung Kompakt« einfließen.
VERWEISE
- Elterlicher Bedarf und Ungleichheiten im Zugang, Studie 1 des DJI-Kinderbetreuungsreport 2025 ...
- siehe auch: »Kindertagesbetreuung Kompakt: Ausbaustand und Bedarf 2025 des BMBFSFJ« ...
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