Entspanntes Arbeiten: So funktioniert Stressprävention im Arbeitsalltag

Philipp HofheinzQuelle: AutorEin Beitrag aus unserer »Standpunkte«-Reihe von Philipp Hofheinz (Ettlingen).

Entspannung und Stressprävention im Arbeitsumfeld

Diese Themen sind längst nicht mehr nur eine Wunschvorstellung von Arbeitnehmer*innen, sondern Konzepte, die erwiesenermaßen zu mehr Zufriedenheit und Produktivität bei den Mitarbeitenden führen. Zusätzlich kann ein positives Mindset am Arbeitsplatz die Identifizierung mit sowie emotionale Bindung an das jeweilige Unternehmen verstärken.

Insbesondere durch Ansätze wie New Work wird es in der HR-Welt immer wichtiger, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen, um Entspannung und Stressprävention aktiv zu fördern. Doch welche Möglichkeiten gibt es, um genau das zu tun? Philipp Hofheinz, Gründer und Geschäftsführer von sonamedic, gibt Aufschluss.

1. Betriebliche Gesundheitsförderung

Vor allem in großen Unternehmen wird der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) immer mehr Bedeutung beigemessen. Mitarbeitende haben hier oftmals über Kooperationen mit Gesundheitsplattformen Zugang zu einer Reihe von Maßnahmen, um die mentale und physische Gesundheit sicherzustellen und zu fördern. Ob Fitness, Wellness, Stressmanagement oder Ernährung – die Liste der Kurse ist lang. Jedoch sind nicht alle gut in den Arbeitsalltag integrierbar, vor allem, wenn mal nicht die nötige Zeit da ist. Deshalb muss auch betriebliche Gesundheitsförderung Angebote einschließen, die unkompliziert, schnell und einfach zugänglich sind.

Interessant sind hier die neuen, digitalen Produkte, die in den letzten Jahren auf den Markt gekommen sind. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Apps und Online-Seminaren, die auch im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung zum Einsatz kommen. Der Vorteil dieser Angebote ist, dass man alle Mitarbeitenden erreicht, die teilnehmen möchten. Angestellte können diese Angebote passend zu ihrem persönlichen Alltag einbauen - auch außerhalb der Arbeitszeiten und sind somit nicht an feste Termine gebunden.

Wichtig: Maßnahmen zur Gesundheitsförderung müssen immer individuell auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sein. Zudem müssen Arbeitgeber gewährleisten, dass Mitarbeitenden die nötige Zeit und ggf. Anleitung gegeben wird, um die Angebote auch richtig zu nutzen.

2. Angebote für Einzelnutzer*innen

Auch kleine und mittlere Unternehmen müssen die Bedeutung von betrieblicher Gesundheitsförderung erkennen sowie Zeit und Geld in die Gesundheit ihrer Angestellten investieren. Und nur, weil das Unternehmen, für das ich arbeite, kein eigenes Gesundheitsmanagement besitzt, ich selbstständig bin oder als Freelancer arbeite, heißt das nicht, dass ich auf Gesundheitsförderung verzichten muss.

Gesundheitsförderung fängt schon bei simplen Dingen, wie beispielsweise höhenverstellbaren Schreibtischen oder ergonomischen Stühlen, an. Auch die Möglichkeit zum Homeoffice oder einer flexiblen Gestaltung der Arbeitszeiten können Stressfaktoren reduzieren und sich damit positiv auf die Gesundheit auswirken. Zudem gibt es gibt mittlerweile einige (digitale und analoge) Angebote für Einzelnutzer*innen, die sogar von den Krankenkassen bezuschusst oder übernommen werden. Sei es ein Yoga-Kurs, ein Seminar zur Bewältigung von Stress oder auch die Nutzung von Apps oder anderen digitalen Angeboten zur Entspannung und Förderung der mentalen Gesundheit.

3. Bewusstsein schaffen

Damit Stress im Arbeitskontext vermieden und Entspannung gefördert werden kann, darf die Bedeutung von Stress und Entspannung auch neben der Arbeit nicht außer Acht gelassen werden. Wer privat ausgeglichen und stressresistent ist, nimmt diese Fähigkeiten auch mit an die Arbeit und schafft es, andere ebenfalls dafür zu sensibilisieren. Ist das Bewusstsein dafür erst einmal da, verändert das die Arbeitskultur positiv und nachhaltig.

Es gibt einfache Tipps, wie Entspannung und Achtsamkeit im Alltag geübt werden können. Beispielsweise sollte darauf geachtet werden, Pausen effektiv zu nutzen, Bewegung in den Arbeitsalltag zu integrieren und aktiv an einem positiven Mindset zu arbeiten. Das kann durch kurze Meditations-Sessions, Atemübungen oder einen Spaziergang an der frischen Luft geschehen. Auf Dauer ist es jedoch wichtig, Routinen zu etablieren. Denn die Wirkung einer einmaligen Konfrontation mit Stressprävention hat selten eine langanhaltende Wirkung. Um neue Verhaltensweisen zu etablieren, braucht es oft mehrere Wochen. Deshalb: Dranbleiben!

4. Loslassen und entspannen: So geht’s!

Es klingt abgedroschen, doch es stimmt: Stress beginnt in deinem Kopf. Dass du eine Situation als hektisch, schwierig oder anstrengend empfindest, hat maßgeblich damit zu tun, wie du die Situation bewertest. Zwei Menschen empfinden eine bestimmte Situation niemals als gleichermaßen stressig. Du bist deiner negativen Gefühlswelt also nicht hilflos ausgeliefert, denn der »Stress« ist nicht unwiderruflich an die Situation selbst gekoppelt.

Ist mal keine Zeit für ausschweifende Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen da, reichen manchmal schon 10 Minuten aus, um einen ersten positiven Effekt zu erzielen. Im Folgenden erfährst du, wie du beispielsweise durch Meditation und Atemübungen Entspannung an deinen Arbeitsplatz bringst, ohne direkt als »Büroguru« abgestempelt zu werden.

Unauffällig Energie tanken: Atemübungen im Alltag

Was man überall tun kann, ohne schräge Blicke zu riskieren, ist atmen. Am besten funktioniert das wahrscheinlich an einem ungestörten Ort - zum Beispiel in einem leeren Pausen- oder Meetingraum oder dem nahegelegenen Park. Atemübungen können aber auch direkt am Arbeitsplatz durchgeführt werden, schließlich muss man dazu nicht einmal die Augen schließen. Mit der Zeit wird es immer besser gelingen, sich auf den Atem zu konzentrieren. Kleine Übungen für zwischendurch findet man durch eine einfache Google-Suche. Nach einer solchen Power-Pause fühlt man sich frischer und konzentrierter.

Kleine Gehmeditationen

Eine weitere Möglichkeit ist die Gehmeditation. Ein paar Schritte geht man sowieso an jedem Arbeitstag, ob zur Kaffeemaschine, zur Toilette oder zum nächsten Meeting. Bei der Gehmeditation konzentriert man sich dabei genau auf seine Schritte, spürt, wie sich die Füße beim Gehen anfühlen, wie man atmet und wonach sich die Luft um einen herum anfühlt. Langsam und bewusst einen Schritt vor den anderen setzen - es gibt kein vorgeschriebenes Tempo, auch wenn sich langsames Gehen als Meditation für Anfänger*innen besser eignet. Durch die Konzentration auf die Schritte gewinnt man schnell und einfach Abstand zur Arbeit und kommt erholter und achtsamer an den eigenen Platz zurück.

Meditative Übung am Morgen

Für eine klassische Meditation eignen sich die frühen Morgenstunden besonders. Zu dieser Zeit ist es oft noch still im Büro, da die Kolleg*innen sich noch nicht eingefunden haben. Auch im Homeoffice ist der Morgen meist die Zeit, an dem alles noch etwas ruhiger zugeht. Durch das Meditieren kann man sich auf den Tag einstimmen, was zu einem entspannten Start ins Tagesgeschäft beiträgt. Einfach ein paar Minuten die Augen schließen, eine kurze geführte Meditation wirken lassen oder den Morgen mit einer Achtsamkeitsminute beginnen – schon hat man ein eigenes kleines Entspannungsritual etabliert.

Stressprävention als Investment - für jedes Unternehmen

Entspannung und Stressprävention im Arbeitsalltag funktionieren auch ohne betriebliche Gesundheitsförderung – auch wenn die Angebote dort oft vielversprechend sind. Das Potenzial von Maßnahmen zur Stressprävention ist noch bei weitem nicht ausgeschöpft. Stressprävention hat mehr zu bieten, als es Gesundheitsbroschüren und Informationstage vermuten lassen.

Digitale Angebote sind auf dem Vormarsch und bieten etwa für Menschen mit vollem Terminkalender eine flexible Lösung, die praktisch ist und Spaß macht. Viele Übungen können schnell und einfach in den Arbeitsalltag integriert werden, da sie unkompliziert sind, nicht viel Zeit in Anspruch nehmen und keine Vorbereitung oder Vorkenntnisse benötigen.

Stressprävention schafft Lebensqualität für die Mitarbeitenden und bietet wirtschaftliche Vorteile für jedes Unternehmen. Egal ob 15 Mitarbeitende oder 15.000.

 


 

Philipp HofheinzQuelle: Autor

Philipp Hofheinz ist Mitgründer und Geschäftsführer der sonamedic GmbH. Gemeinsam mit Andreas Lehnert entwickelte er die gleichnamige App zur Unterstützung der mentalen Gesundheit. Philipp Hofheinz ist Sound-Experte und forschte zwei Jahre an den gesundheitlichen Benefits von Sounds, bevor er 2018 mit der sonamedic App durchstartete.

In unserer Reihe »Standpunkte« bieten wir von Zeit zu Zeit engagierten Akteuren aus den Bereichen Weiterbildung, Personalentwicklung und Wissensmanagement die Möglichkeit, sich mit einem aktuellen Thema an unsere Leser zu wenden. Unabhängig vom jeweiligen Inhalt weisen wir darauf hin, dass diese Artikel ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wiedergeben und nicht zwangsläufig mit der Auffassung der Redaktion in Einklang zu bringen sind.

 

 

 

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