Gender-Gap bei Gründungen: Frauen holen auf

Entrepreneurship

Gründungsquote von Frauen steigt – Herausforderungen bleiben

Die aktuelle Studie des Global Entrepreneurship Monitors (GEM) zeigt: Die Gründungsquote von Frauen in Deutschland erreichte 2024 mit 8,5 Prozent einen historischen Höchststand. Der Anstieg um 2,6 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr ist bemerkenswert.

Auch bei Männern gab es einen Rekordwert: Ihre Quote stieg auf 11 Prozent, ein Plus von 1,7 Prozentpunkten. Der Gendergap verringerte sich dadurch auf 2,5 Prozentpunkte – im Vorjahr lag er noch bei 3,4 Prozentpunkten.

Deutschland positioniert sich damit im internationalen Vergleich der einkommensstarken Länder auf Platz 5 von 12 und weist einen unterdurchschnittlichen Gendergap auf.

Was bedeutet die GEM-Gründungsquote?

Die GEM-Gründungsquote misst den Anteil der 18- bis 64-Jährigen, die in den letzten 3,5 Jahren ein Unternehmen gegründet haben oder aktuell gründen. Sie bietet einen wichtigen Indikator für die Dynamik am Arbeitsmarkt und die Innovationskraft einer Volkswirtschaft.

Der Gendergap bleibt ein internationales Phänomen

Trotz positiver Tendenzen bleibt der Gendergap bei Gründungen weltweit bestehen. In den meisten wohlhabenden Ländern sind Männer häufiger Gründer als Frauen. Besonders groß ist die Lücke in Norwegen (31 Frauen zu 69 Männern), während sie in Österreich (48 Frauen zu 52 Männern) deutlich kleiner ausfällt. In Deutschland kommen 2024 auf 100 Gründungspersonen 43 Frauen und 57 Männer.

Motive für die Gründung: Wohlstand, Unabhängigkeit und Wandel

Die Hauptmotive für eine Gründung ähneln sich bei Frauen und Männern:

  • 58,7 Prozent der Frauen und 69,3 Prozent der Männer streben nach finanziellem Wohlstand.
  • Über die Hälfte gründet, um den Lebensunterhalt zu sichern.
  • Der Wunsch, die Welt zu verändern, ist für knapp die Hälfte beider Gruppen relevant.
  • Die Fortführung einer Familientradition spielt eine geringere Rolle.

Unterschiede in der Wahrnehmung von Chancen und Fähigkeiten

GEM-Daten zeigen, dass Gründerinnen ihre Chancen und Fähigkeiten vorsichtiger einschätzen als Gründer:

  • Knapp 70 Prozent der Frauen sehen in den nächsten sechs Monaten gute Gründungschancen in ihrer Region, bei Männern sind es über 80 Prozent.
  • 82,5 Prozent der Gründerinnen glauben, die nötigen Fähigkeiten zu besitzen, bei Gründern sind es 91,2 Prozent.

Rahmenbedingungen: Deutschland nur Mittelmaß

Die Rahmenbedingungen für Gründerinnen werden von Fachleuten mit 4,4 von 10 Punkten bewertet. Acht von zwölf untersuchten Bereichen – etwa öffentliche Programme, Beratung oder Infrastruktur – schneiden besser ab. Besonders beim Zugang zu Finanzierung und Startkapital sehen Expert*innen Nachteile für Frauen. Hier besteht deutlicher Verbesserungsbedarf.

Handlungsempfehlungen: Gründerinnen gezielt fördern

Um den Gendergap weiter zu verringern, sind gezielte Fördermaßnahmen notwendig:

  • Programme wie »Exist-Women« können die Gründungsbereitschaft von Akademikerinnen weiter stärken.
  • Eine frühzeitige, zielgerichtete Ansprache potenzieller Gründerinnen ist entscheidend.
  • Webseiten und der persönliche Kontakt zu Gründungsunterstützungsorganisationen sind die wichtigsten Informationskanäle, gefolgt von Social Media.
  • Klassische Medien wie Radio, Fernsehen und Print spielen eine untergeordnete Rolle.

Hintergrund
Der Global Entrepreneurship Monitor ist weltweit die einzige Erhebung, die einen räumlichen und zeitlichen Vergleich der Gründungsquoten, Gründungsmotive und Gründungseinstellungen in der Gesamtbevölkerung vieler Länder auf allen Kontinenten der Welt ermöglicht. Seit 1999 werden in Deutschland und in über 50 weiteren Ländern entsprechende Daten erhoben. Seit 2018 untersucht das RKW Kompetenzzentrum in Eschborn im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gemeinsam mit dem Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover das Gründungsgeschehen in Deutschland in Form einer jährlichen repräsentativen Bevölkerungserhebung sowie einer Befragung von Gründungsexpertinnen und -Experten.


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