Seit Pandemie: Frauen mehr gestresst als Männer

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61 Prozent der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fühlen sich burnout-gefährdet

In der gesamten Bevölkerung ist das Burnout-Risiko in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen.

Ein Viertel der Beschäftigten stuft die eigene Gefährdung inzwischen als hoch ein - 2018 waren es noch 14 Prozent. Vor allem Frauen leiden unter diversen Beschwerden, die mit Stress und Burnout assoziiert werden. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie »Arbeiten 2022« der pronova BKK, für die im September 2022 rund 1.200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 18 Jahren befragt wurden.

Insgesamt diagnostizieren sechs von zehn Deutschen bei sich ein Risko für Burnout, bei 25 Prozent ist die Wahrscheinlichkeit dafür sogar hoch. Viele spüren im Erwerbsleben bereits Symptome von Stress und Überlastung: 24 Prozent leiden oft an Rückenschmerzen, 23 Prozent sind häufig erschöpft und müde. Innerliche Anspannung beklagen 23 Prozent, vor zwei Jahren waren es noch 18 Prozent. Auch Schlafstörungen und Lustlosigkeit haben im Vergleich zur Vorgängerstudie 2020 zugenommen. 22 Prozent grübeln zu viel.

Die Gründe gerade für die seelischen Einflüsse haben sich dabei verändert: Sorgen etwa um den Ukraine-Krieg oder die Pandemie begleiten 22 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland auch in ihrem Beruf. Die Angst um den Job beschäftigt 17 Prozent aller Befragten und 19 Prozent der unter 30-Jährigen. Häufigste psychische Belastungen im Arbeitsalltag sind emotionaler Stress (26 Prozent), zu kurze Pausen (25 Prozent) und das Verhalten der Vorgesetzten (24 Prozent).

»Die Anforderungen im Berufsleben sind komplexer geworden. Dazu kommen Schwierigkeiten, im Homeoffice vom beruflichen Alltag abzuschalten. Die Entgrenzung von Arbeit und Privatem kann das Burnout-Risiko erhöhen, ebenso sorgt die Angst vor einem Jobverlust zusätzlich für mehr Leistungsdruck. Im schlimmsten Fall landet der oder die Beschäftigte in einer völligen Erschöpfung«, sagt Psychologin Patrizia Thamm, Referentin Gesundheitsförderung bei der pronova BKK.

Frauen stehen im Job stärker unter Druck

Dabei zeigt die Studie deutlich, dass berufstätige Frauen eigenen Aussagen zufolge stärker von Stress-Symptomen betroffen sind als ihre männlichen Kollegen: 66 Prozent der Frauen, aber nur 56 Prozent der Männer leiden unter Beschwerden, die durch private und berufliche Belastungen entstehen. 16 Prozent der Frauen (9 Prozent der Männer) klagen oft über mindestens sieben Beschwerden wie Rückenschmerzen, Müdigkeit, innere Anspannung, Reizbarkeit, Kopfschmerzen oder Selbstzweifel. Beispielsweise nehmen 27 Prozent der Arbeitnehmerinnen und nur 19 Prozent der Arbeitnehmer innere Anspannung bei sich wahr.

»Frauen fühlen sich oftmals in ihrer Rolle mehr für die Beziehungsarbeit verantwortlich, machen sich also um das Wohl von der Familie, dem Partner oder dem Team mehr Gedanken. Dieser Mental Load bleibt vielfach unsichtbar, kann aber einen weiteren zusätzlichen Stressfaktor ausmachen«, erklärt Resilienz-Trainerin Thamm. »Dazu kommt manchmal auch die hohe Erwartungshaltung vieler Frauen an sich selber. Sie glauben, den Vertrauensvorschuss, den oftmals Männer im Job genießen, ausgleichen und deshalb mehr Einsatz zeigen zu müssen. Das trägt unmittelbar zu mehr Stress bei.«

Corona verändert Work-Life-Balance

Auch im Privatleben hat die Corona-Pandemie bei vielen Frauen zu mehr Belastungen geführt. Denn bei jedem zweiten Haushalt mit Kind hat sich die Rollenverteilung durch Corona geändert. Zumeist hin zur klassischen Verteilung, bei der die Frau mehr für Haushalt und Kinderbetreuung tut als der Mann. Trotzdem sagen 64 Prozent aller Befragten und auch aller Frauen, dass das Arbeiten im Homeoffice zu einer besseren Work-Life-Balance führen würde.

»Manche Familien haben von mehr Zeit mit den Kindern und fehlenden Arbeitswegen profitiert. Die klassische Rollenverteilung war aber oft nur ein Arrangement in einer Ausnahmesituation, an die sich die Familien gewöhnt haben«, sagt Psychologin Thamm. »Abgrenzung und feste Strukturen sind wichtig. Gerade in Familien muss klar sein, in welchen Zeiten gearbeitet wird und wann bewusste Pausen eingebaut werden. In der Mittagspause können Beschäftigte im Homeoffice einen kleinen Spaziergang machen, um sich auch räumlich von der Arbeitsumgebung zu lösen.«

Hintergrund
Die Studie »Arbeiten 2022« wurde im September 2022 im Auftrag der pronova BKK durchgeführt. Bundesweit wurden 1.206 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 18 Jahre repräsentativ online befragt.


  VERWEISE  

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