Frauen im Ruhestand – immer noch schlechter gestellt

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Die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen reduziert sich nur langsam. Denn noch immer verdienen Frauen weniger Geld und stecken im Beruf zurück, um Kinder zu erziehen. Dabei wird eine eigenständige Altersvorsorge vor dem Hintergrund demografischer und gesellschaftlicher Veränderungen immer wichtiger.

Frauen in Deutschland beziehen im Alter rund 40 Prozent weniger Rente als Männer. Jede dritte Rentnerin kommt nicht einmal auf 500 Euro Rente im Monat. Das kommt daher, dass viele Partnerschaften, vor allem in Westdeutschland, in der Vergangenheit nach dem Modell des männlichen (Haupt)-Ernährers gelebt wurden.

Diese Arbeitsteilung entspricht heute nicht mehr dem Gesellschaftsbild vieler junger Menschen – auch weil sie zu einer finanzielle Abhängigkeit vom Ehepartner führt. Frauen sind heute deutlich häufiger erwerbstätig als früher. Dennoch schließt sich die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen nur langsam. Denn Frauen setzen im Beruf weiterhin häufiger und länger aus, um Kinder zu erziehen und steigen danach oft nur in Teilzeit wieder ein. Sie sind häufiger nur geringfügig beschäftigt und werden unterm Strich schlechter bezahlt als Männer.

»Heutige Fortschritte bei der Beschäftigung von Frauen, unterstützt durch verbesserte Betreuungsangebote oder flexiblere Arbeitszeitmodelle, werden sich erst in Jahrzehnten in einer Angleichung der Rentenansprüche von Männern und Frauen zeigen«, sagt Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts. »Die Gefahr, etwa nach einer Scheidung oder bei frühzeitigem Tod des Partners den Lebensstandard im Alter stark einschränken zu müssen, ist deshalb bei Frauen besonders groß«.

»Frauen stehen deshalb vor zwei Herausforderungen«, erklärt Theresa Damm, Autorin der Studie. »Sie müssen erstens gegenüber den Männern aufholen – durch höhere und länger währende Einkünfte aus der Erwerbsarbeit und dadurch höhere Anwartschaften bei der Rente. Und sie müssen zweitens, wie die Männer auch, die Einkommenslücke füllen, die durch das sinkende Rentenniveau entsteht«.

Die Rentenpolitik hat ihre Regelungen in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder angepasst, um die Nachteile von Mutterschaft und Kindererziehung zu mindern und so die Renten der Frauen zu stärken. Heute tut auch, wer Kinder erzieht oder sich um Pflegebedürftige kümmert, etwas für seine Rente. Außerdem wurde beim Versorgungsausgleich im Scheidungsfall nachgebessert und ein Rentensplitting eingeführt, für das sich Partner statt der Hinterbliebenenrente entscheiden können.

Um den Lebensstandard im Alter nicht allzu stark einschränken zu müssen, werden deshalb betriebliche und private Altersvorsorge wichtiger. Auch hier bessert die Politik nach. Bei der Riester-Rente ist der Kinderzuschlag von 185 Euro auf 300 Euro gestiegen. Im Jahr 2018 tritt das Betriebsrentenstärkungsgesetz in Kraft, wodurch Betriebsrenten in kleinen und mittleren Unternehmen gestärkt werden sollen. Davon könnten auch Frauen profitieren, die überproportional häufig in kleinen und mittleren Unternehmen angestellt sind. Im Zuge der Reform sollen auch Freibeträge für Betriebs- und Riester-Renten von bis zu 200 Euro pro Monat eingeführt werden. Diese werden nicht auf die Grundsicherung im Alter angerechnet. »Damit würde sich vor allem für Geringverdiener, die befürchten müssen, nicht über die Grundsicherung im Alter hinauszukommen, die zusätzliche Vorsorge lohnen«, sagt Theresa Damm.

Langfristig lassen sich die Lücken bei der gesetzlichen wie auch der betrieblichen und privaten Altersvorsorge zwischen Männern und Frauen nur über eine bessere Eingliederung von Frauen ins Erwerbsleben schließen – etwa über eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und für Männer. Kurzfristig besteht diese Option nicht. Denn die Neu-Rentnerinnen der kommenden Jahrzehnte haben bereits einen mehr oder minder großen Teil dieser Karriere hinter sich gebracht.

 

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