Erwerbstätige arbeiten 35,7 Stunden und wollen 0,6 Stunden mehr Arbeit

destatisDie gewöhnlich geleistete Wochenarbeitszeit aller Erwerbstätigen betrug als Summe aus Haupt- und Nebentätigkeiten im Jahr 2014 durchschnittlich 35,7 Stunden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, würde die Berücksichtigung aller Arbeitszeitwünsche – rein rechnerisch – im Saldo zu einer Erhöhung der Wochenarbeitszeit um 0,6 Stunden pro Erwerbstätigen führen. Dabei wurde bei der Erfassung unterstellt, dass Mehrarbeit mit einem entsprechend höheren und Minderarbeit mit einem entsprechend geringeren Verdienst einhergehen würde.

Gut 90 % der 39,7 Millionen Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 74 Jahren möchte – nach Ergebnissen des Mikrozensus und der Arbeitskräfteerhebung – keine Veränderung der Wochenarbeitszeit. Rund 2,9 Millionen Erwerbstätige wünschten sich jedoch mehr Arbeit (Unterbeschäftigte), während zugleich gut 0,9 Millionen Erwerbstätige weniger arbeiten wollte (Überbeschäftigte).

Zwischen Unter- und Überbeschäftigten gab es deutliche Unterschiede hinsichtlich der gewöhnlich geleisteten Wochenarbeitszeit. So kamen alle Unterbeschäftigten mit Wunsch nach Mehrarbeit 2014 insgesamt nur auf eine durchschnittliche gewöhnliche Wochenarbeitszeit von 28,4 Stunden. Alle Überbeschäftigten, die lieber kürzer arbeiten wollten, hatten 2014 dagegen gewöhnlich geleistete Wochenarbeitszeiten in Höhe von durchschnittlich 42,4 Stunden.

Erwerbstätige in Teilzeit kamen auf eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 19,5 Stunden. Unterbeschäftigte in Teilzeit hatten eine geringere Wochenarbeitszeit von 19,1 Stunden, Überbeschäftigte in Teilzeit mit 25,2 Stunden eine höhere. Unterbeschäftigte in Teilzeit wollten ihre Wochenarbeitszeit um durchschnittlich 14,7 Stunden erhöhen, Überbeschäftigte in Teilzeit um 7,6 Stunden verringern.

Alle Angaben zur geleisteten Wochenarbeitszeit enthalten auch – soweit vorhanden – gewöhnlich geleistete Wochenarbeitsstunden der Nebentätigkeit. Betrachtet man nur die Haupttätigkeit der Erwerbstätigen, dann reduziert sich die durchschnittliche Wochenstundenzahl auf 35,3 Stunden (Teilzeit: 18,9 Stunden; Vollzeit: 41,5 Stunden).

Arbeitszeiten und  wuensche


Definitionen von Arbeitszeit, Unterbeschäftigung und Überbeschäftigung:

Gewöhnlich geleistete Wochenarbeitsstundenbeziehen sich auf eine typische, eher längere Referenzperiode. Im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2014 erfolgt die Erfassung über folgende Frage:

  • »Wie viele Stunden arbeiten Sie normalerweise pro Woche, einschließlich regelmäßiger Mehrstunden und Bereitschaftszeiten?« 

Unterbeschäftigtesind Erwerbstätige, die den Wunsch nach zusätzlichen Arbeitsstunden haben und für diese auch zur Verfügung stehen. Dieser Wunsch wird im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2014 über die folgenden zwei Fragen ermittelt:

  • »Würden Sie gerne mit entsprechend höherem Verdienst Ihre normale Wochenarbeitszeit erhöhen?«
  • »Könnten Sie innerhalb der nächsten 2 Wochen beginnen, mehr Stunden als bisher zu arbeiten?«

Überbeschäftigte sind Erwerbstätige, die den Wunsch haben, ihre Arbeitsstunden zu reduzieren und dafür ein verringertes Einkommen hinnehmen. Im Mikrozensus beziehungsweise in der Arbeitskräfteerhebung 2014 lautet die zugehörige Frage:

  • »Würden Sie gerne mit entsprechend niedrigerem Verdienst Ihre normale Wochenarbeitszeit verringern?«

Weitere Ergebnisse für das Jahr 2014 zu Unterbeschäftigung, Überbeschäftigung und Wunscharbeitszeiten in Deutschland unter Berücksichtigung von zusätzlichen Merkmalen wie unfreiwilliger Teilzeit, geringfügiger Beschäftigung, Alter und Ost-West-Verteilung sind in der Zeitschrift »Wirtschaft und Statistik« (Heft 06/2015) erschienen.

 

 

Arbeitszeiten in Deutschland erreichen neue Höhen
Rekordarbeitsvolumen bei sinkender Wochenarbeitszeit seit 1990 In Deutschland wurde im Jahr 2023 mehr gearbeitet als jemals zuvor seit der Wiedervereinigung. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), basierend auf...
Noch nie außer im Corona-Jahr 2020 war die Arbeitszeit so niedrig
»Der höchste Krankenstand, die wenigsten Überstunden, die meiste Teilzeit: Die Arbeitszeit war noch nie außer im Corona-Jahr 2020 so niedrig wie 2023«, berichtet Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs »Prognosen und gesamtwirtschaftliche...
Keine Zeit mehr für Erwerbsarbeit?
Lebensphasenbezogene Arbeitszeiten als betriebliche Herausforderung Arbeitnehmer*innenbezogene Zeitrechte, wie zum Beispiel die Eltern- und Pflegezeit oder neuerdings auch die Brückenteilzeit, sind in den letzten beiden Jahrzehnten ausgebaut...

.