Europäischer Rechnungshof lobt Erasmus+, fordert aber bessere Leistungsmessung

Europäischer Rechnungshof

»Erasmus+: ein erfolgreiches europäisches Vorzeigeprodukt«

Erasmus+ zielt darauf ab, Lernenden und Personal die Möglichkeit zu bieten, Kompetenzen zu erwerben und sich im Rahmen eines Studiums, der beruflichen Bildung, eines Praktikums oder der Freiwilligentätigkeit im Ausland persönlich, sozial und beruflich weiterzuentwickeln. Darüber hinaus soll es die Qualität von Bildungseinrichtungen verbessern und Innovation, Exzellenz und Internationalisierung in diesen Einrichtungen fördern.

Der Hof bewertete die Leistung und den europäischen Mehrwert der Mobilität im Rahmen von Erasmus+, einer Leitaktion des Programms in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung, auf die mehr als die Hälfte des 16,45 Milliarden Euro umfassenden Budgets entfällt. Bis Januar 2018 waren mehr als 2,3 Millionen Lernende und Mitglieder des Personals in den Genuss von Mobilität im Rahmen von Erasmus+ gelangt.

Insgesamt wurden die meisten Ziele erreicht, die bezüglich der Erasmus+-Mobilität gesetzt wurden. Bemängelt wurde vom Hof, dass die Indikatoren zur Messung der Programmleistung nicht ausreichend auf die Ziele abgestimmt sind.

»Erasmus+ hat Millionen von Menschen ein Studium, eine Berufsbildung oder ein Praktikum im Ausland ermöglicht und ist dadurch zu einer bekannten und erfolgreichen Marke der EU geworden«, so Rimantas Šadžius, das für den Bericht zuständige Mitglied des Europäischen Rechnungshofs. »Mit der Erasmus+-Mobilität wird auf vielfältige Art und Weise europäischer Mehrwert geschaffen, der über die rechtlichen Vorschriften hinausgeht, beispielsweise in Form eines strategischen Mobilitätsansatzes sowie einer Stärkung der europäischen Identität und der Mehrsprachigkeit. Diese Elemente sollten einer Leistungsmessung unterzogen werden.«

Im Vergleich zu früheren Programmen wurden mit Erasmus+ zahlreiche Neuerungen eingeführt, um die Verwaltung im Mobilitätsbereich zu vereinfachen. Die Verfahren zur Antragstellung und Berichterstattung sind jedoch nach wie vor zu komplex, wie der Hof darlegt. Außerdem hat die innovative Bürgschaftsfazilität für Studiendarlehen nicht die erwarteten Ergebnisse erbracht.

Für das künftige Erasmus+-Programm empfiehlt der Hof der Europäischen Kommission,

  • zusätzliche Elemente des europäischen Mehrwerts vorzuschlagen; diese Elemente sollten in der Projektbeurteilungsphase priorisiert werden, sie sollten überwacht werden und es sollte über sie berichtet werden;
  • die Messung der erreichten Ziele zu verbessern und bei der Zuweisung der Mittel der Leistung Priorität einzuräumen;
  • das Programm weiter zu vereinfachen, um mithilfe von verbesserten IT-Tools den Verwaltungsaufwand zu verringern;
  • Schülerinnen und Schüler in die Erasmus+-Mobilität aufzunehmen und mehr Flexibilität für Doktorandinnen und Doktoranden in Erwägung zu ziehen;
  • die Möglichkeit zu prüfen, die Finanzierung des herkömmlichen Präsenzsprachunterrichts wieder einzuführen;
  • im Rahmen der Bürgschaftsfazilität für Studiendarlehen die Mobilität von Doktorandinnen und Doktoranden und Nichtgraduierten zu berücksichtigen.

Hintergrund
Mit Erasmus+ werden die Bereiche allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport mit einem Budget von 16,45 Milliarden Euro für den Zeitraum 2014-2020 unterstützt. Das Programm erstreckt sich auf Hochschulbildung, berufliche Aus- und Weiterbildung, Schulbildung, Erwachsenenbildung, Jugend und Sport. Es wird zu 80 % im Wege der indirekten Mittelverwaltung durch nationale Agenturen umgesetzt.

Auf übergeordneter Ebene wird mit Erasmus+ darauf abgezielt, die europäischen Länder bei der Modernisierung der Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung dadurch zu unterstützen, dass sie in ihrer Rolle als Motoren für Wachstum, Beschäftigung, Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und sozialen Zusammenhalt gestärkt werden.

Der Europäische Rechnungshof stellt seine Sonderberichte dem Europäischen Parlament und dem Rat der EU sowie anderen betroffenen Parteien wie nationalen Parlamenten, Wirtschaftsakteuren und Vertretern der Zivilgesellschaft vor. Der weitaus größte Teil der Empfehlungen, die der Hof in seinen Berichten ausspricht, wird umgesetzt. Dieses hohe Maß an Umsetzung macht deutlich, welchen Nutzen die Arbeit des Hofes für die Bürgerinnen und Bürger der EU hat.

  

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