Die Implementierung von KI an deutschen Hochschulen: Status Quo und Perspektiven

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten)
Hochschulforum Digitalisierung2

Deutsche Hochschulen machen Fortschritte bei der Implementierung von KI in Studium und Lehre, stehen jedoch vor erheblichen Herausforderungen.

Dies zeigt eine aktuelle Befragung im Rahmen des neuen HFD-Blickpunkt des Hochschulforum Digitalisierung.

Ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl die Sensibilisierung und Weiterbildung als auch den fairen Zugang zu KI-Werkzeugen und die Anpassung von Prüfungsformaten umfasst, ist entscheidend, um die Potenziale von KI voll auszuschöpfen und eine faire und effektive Integration in die Hochschullehre zu gewährleisten.

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Studium und Lehre schreitet an deutschen Hochschulen voran. Institutionelle Austauschprozesse wurden etabliert, Leitlinien entwickelt und Lehrende bilden sich fort. Dennoch bestehen noch viele Unsicherheiten. Die Entwicklungen sind dynamisch und die hier präsentierten Daten eine Momentaufnahme. Der Bericht dient als Diskussionsgrundlage und formuliert erste Handlungsempfehlungen für Hochschulleitungen.

Der Stand der Implementierung von KI

Sensibilisierung und Maßnahmen

Die deutschen Hochschulen befinden sich bei der Implementierung von KI in der Lehre insgesamt auf einem »guten Weg«. Die Hochschulleitungen sind sensibilisiert und bereiten Maßnahmen zum Einsatz von KI in Studium und Lehre vor. Rund 87 % der Hochschulleitungen beschäftigen sich aktiv mit dem Thema, insbesondere in hochschulweiten Austauschprozessen und der Entwicklung von Leitlinien. Nur rund 6 % der Hochschulen planen keine Maßnahmen zur Integration von KI-Anwendungen.

Nutzung durch Studierende und Lehrende

Gut die Hälfte der Studierenden und Lehrenden nutzt bereits KI-Tools. Studierende nutzen KI vor allem zur Prüfungsvorbereitung, für Präsentationen und schriftliche Arbeiten. Rund 30% der Hochschulen haben Lizenzen für KI-Tools erworben, Angebote zum Erwerb von KI-Kompetenzen sind jedoch noch die Ausnahme. Lehrende nutzen KI-Werkzeuge vor allem zur Unterrichtsvorbereitung und zur Erstellung von Aufgaben und Testfragen. 29 % der Lehrenden haben an Fortbildungen zum Einsatz von KI in der Lehre teilgenommen.

Einstellungen und Nutzungsverhalten der Studierenden

Vielfalt der Nutzung

Die Einsatzgebiete von KI-Tools im Studium sind vielfältig. Neben der Vorbereitung auf Prüfungen und Präsentationen nutzen Studierende die Tools häufig, um Verständnisfragen zu klären, fachliche Konzepte zu erklären und (Forschungs-)Literatur zu erarbeiten. Etwa 57 % der Studierenden nutzen KI zur Klärung von Verständnisfragen, 45 % zur Erarbeitung von Literatur und 42 % für Übersetzungen.

Zugang und Chancengleichheit

Der Zugang zu KI-Tools für Studierende ist noch nicht flächendeckend gewährleistet. Viele Studierende bemühen sich privat um den Zugang zu KI-Tools, da nur etwa 20 % der Hochschulen über einen gerechten Zugang zu KI-Systemen diskutieren. Ein Bewusstsein für die Vorteile einer hochschulinternen Bereitstellung von KI-Tools ist noch wenig ausgeprägt.

Herausforderungen und Diskussionspunkte

Prüfungen und akademisches Fehlverhalten

Prüfungen sind ein zentrales Thema in der Diskussion um den Einsatz von KI. Die Mehrheit der Hochschulen diskutiert über die Auswirkungen von KI auf Prüfungen und akademisches Fehlverhalten. Es besteht ein hoher Regulierungsbedarf, und viele Hochschulen haben ihre Eigenständigkeitserklärungen angepasst.

Der Einsatz von KI-Tools in Prüfungen spaltet die Studierendenschaft, wobei etwa die Hälfte der Studierenden für mehr kontrollierte Prüfungen plädiert und den Einsatz von KI in Haus- und Abschlussarbeiten kritisch sieht.

Handlungsempfehlungen

  1. Basiskompetenzen im Umgang mit KI
    Alle Studierenden sollten grundlegende KI-Kompetenzen erwerben. Dies erfordert die Integration von KI-Themen in alle Studiengänge.

  2. Prüfungsformate überdenken
    Studiengänge sollten ein durchdachtes Portfolio unterschiedlicher Prüfungsformate anbieten, die den Lernzielen entsprechen.

  3. Fortbildung der Lehrenden
    Lehrende sollten Freiräume und gezielte Weiterbildungsformate erhalten, um ihre KI-Kompetenzen zu fördern.

  4. Chancengerechter Zugang
    Ein sicherer und datenschutzkonformer Zugang zu KI-Tools muss gewährleistet sein, z.B. durch Hochschullizenzen für kostenpflichtige Tools.

  5. Offener Diskurs
    Ein offener, kritischer Diskurs über die Herausforderungen und Potenziale von KI sollte gefördert werden, um gemeinsame Lösungen zu finden.

Hintergrund
Als bundesweiter Think-&-Do-Tank führt das Hochschulforum Digitalisierung (HFD) eine breite Community rund um die Digitalisierung in Studium und Lehre zusammen, macht Entwicklungen sichtbar und erprobt innovative Lösungsansätze. Dazu werden Akteure aus Hochschulen, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vernetzt, begleitet und beraten.
Das 2014 gegründete Hochschulforum Digitalisierung ist eine gemeinsame Initiative des Stifterverbandes, des CHE Centrum für Hochschulentwicklung und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Gefördert wird das HFD vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).


Weg für Alternative zu Cookie-Bannern ist (fast) frei
Der Digitalausschuss des Deutschen Bundestages hat am Mittwochabend eine Verordnung der Bundesregierung angenommen, mit der Internetnutzer eine anwenderfreundliche Alternative »zu der Vielzahl zu treffender Einzelentscheidungen« bei Cookie-...
20 Prozent der Unternehmen in Österreich nutzen bereits künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI): Nutzung in Unternehmen innerhalb eines Jahres fast verdoppelt Laut aktuellen Daten der Statistik Austria setzt 2024 bereits jedes fünfte Unternehmen KI-Technologien ein, 2023 war es erst jedes zehnte. Getrieben wird...
Generative künstliche Intelligenz prägt die Weiterbildung der Zukunft
Generative KI revolutioniert Weiterbildung: Trends und Herausforderungen für Unternehmen Generative Künstliche Intelligenz (GenAI) gewinnt in der beruflichen Weiterbildung zunehmend an Bedeutung. Laut einer aktuellen internationalen Studie der...

 

 

Die fünf meistgelesenen Artikel der letzten 30 Tage in dieser Kategorie.

 

  • Akademische Redefreiheit an deutschen Hochschulen

    Studie: Keine strukturelle Kultur des Cancelns in der Wissenschaft Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) untersucht die akademische Meinungsfreiheit an deutschen Hochschulen und kommt zu...

  • Evaluierung des Startchancen-Programms

    Konsortium für die Evaluation des Startchancen-Programms nimmt seine Arbeit auf Das von Bund und Ländern initiierte Startchancen-Programm ist nach Angaben des BMBF das größte und nachhaltigste Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik. Ziel ist es,...

  • Langzeitstudie belegt: Gesellschaftliche Narrative beeinflussen Studienleistungen

    Stärken von sozioökonomisch benachteiligten Studierenden anerkennen bringt bessere Noten Eine neue Studie unter der Leitung der Psychologin Christina Bauer von der Universität Wien zeigt, wie stark soziale Narrative das Selbstbild und die...

  • Fachkräftemangel im Bildungsbereich: Entlastungs- und Reformvorschläge

    In Deutschland spitzt sich der Fachkräftemangel im Bildungsbereich weiter zu. Dies betrifft nicht nur die frühkindliche Bildung, Schule und Erwachsenenbildung, sondern auch den Bereich der Diversität. Das Leibniz-Forschungsnetzwerk...

  • Selbstverstärkendes Lernen: Chancen und Risiken im Lernprozess

    Wie unüberwachtes Lernen unser Verständnis prägt – und manchmal irreführt Selbstverstärkendes Lernen, auch unüberwachtes Lernen genannt, kann einerseits helfen, neue Dinge zu verstehen, birgt aber auch die Gefahr, dass sich falsche Überzeugungen...

.