Was Deutsche über Bildungsungleichheit denken

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 3 Minuten)
Artikel-Bild

Eine besonders hohe Zustimmung findet der Ausbau von Stipendienprogrammen für einkommensschwache Studierende mit 83 Prozent

Wie schätzen die Deutschen das Ausmaß an Bildungsungleichheit zwischen Kindern aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen ein? Halten sie die bestehende Bildungsungleichheit für ein Problem? Und welche Maßnahmen unterstützen die Befragten, um die Chancengleichheit im Bildungssystem zu erhöhen? Diese und weitere Fragen untersucht das ifo Bildungsbarometer 2019. 

Weiter sind 78 Prozent für die staatliche Übernahme von Kindergartengebühren. 67 Prozent halten die Einführung einer Kindergartenpflicht für ein sinnvolles Instrument, um Ungleichheit abzumildern. Für eine spätere Aufteilung auf weiterführende Schulen nach der 6. Klasse plädieren 61 Prozent, für eine Erhöhung staatlicher Ausgaben für Schulen mit Schüler*innen aus benachteiligten Verhältnissen 81 Prozent. 64 Prozent finden, dass Lehrer*innen, die viele Kinder aus benachteiligten Verhältnissen unterrichten, höhere Gehälter bekommen sollten. Die Einführung eines Ganztagsschulsystems befürworten 56 Prozent. Nur bei der Frage nach einem gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Lernschwächen fällt die Zustimmung geringer aus, 44 Prozent sind dafür, 41 Prozent dagegen.

»Trotz der hohen Zustimmungsraten für Maßnahmen gegen Ungleichheit spricht sich die Mehrheit der Deutschen dafür aus, zusätzliche Mittel gleichmäßig wie mit der Gießkanne zu verteilen, statt sie gezielt für benachteiligte Gruppen zu verwenden. Dies kann möglicherweise den Kampf gegen die Bildungsungleichheit erschweren“, sagt Forscher Philipp Lergetporer vom ifo Zentrum für Bildungsökonomik. Die Gießkanne bevorzugen 66 bis 76 Prozent der Deutschen, je nach abgefragtem Bildungsbereich, von den Kitas bis zur Hochschule. Zudem denken 85 Prozent der Befragten, dass ein hoher Bildungsabschluss eher von eigener Anstrengung als von äußeren Umständen abhängt. Gleichwohl halten 60 Prozent die Ungleichheit zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund für ein ernsthaftes oder sehr ernsthaftes Problem.

Das »Gute-Kita-Gesetz« findet mit 83 Prozent sehr hohe Zustimmung, wobei die zusätzlichen Mittel am ehesten für geringere Gebühren (56 Prozent), höhere Gehälter der Erzieher*innen und kleinere Gruppen (jeweils 52 Prozent) eingesetzt werden sollen. Falls es Platzmangel in den Kitas gibt, sind 78 Prozent für eine Bevorzugung von Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil, 66 Prozent für die Bevorzugung von Familien, in denen die Eltern in Vollzeit arbeiten, 65 Prozent für eine bevorzugte Platzvergabe an Familien mit geringem Einkommen und 59 Prozent für eine Bevorzugung von Familien mit vielen Kindern. Eine Bevorzugung von Familien mit Migrationshintergrund hat in der deutschen Bevölkerung dagegen keine Mehrheit (nur 36 Prozent dafür, 37 Prozent dagegen).

Während sich keine klaren Mehrheiten für oder gegen reguläre Studiengebühren ergeben (45 Prozent dafür, 43 Prozent dagegen), befürworten 66 Prozent der Deutschen Studiengebühren nach dem Studium in Abhängigkeit vom dann erzielten Einkommen.

 

  VERWEISE  

 

Bildungsbarometer 2024: Meinungen zum Bildungssystem im Bundesländervergleich
Deutsche bewerten ihre Schulen als mittelmäßig, dabei gibt es jedoch große regionale Unterschiede Das Urteil der deutschen Bevölkerung über die Qualität der Schulen fällt je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus. Im Bundesdurchschnitt geben 29...
Startchancen-Programm: Bildungsprojekt für mehr Gerechtigkeit an Schulen
Bund fördert Schulen mit 20 Milliarden Euro Mit 20 Milliarden Euro über zehn Jahre investiert die Bundesregierung in das größte Bildungsprogramm der deutschen Geschichte. Das Startchancen-Programm zielt darauf ab, die Bildungschancen von Schüler*...
Trotz Akademisierungsschub immer noch ungleicher Zugang zur Hochschule
Steigende Studienzahlen und ihre Auswirkungen Seit Mitte der 2000er Jahre verzeichnet Deutschland einen deutlichen Anstieg der Studienanfänger*innen und Studienabschlüsse. Während im Jahr 2000 weniger als ein Drittel der jungen Erwachsenen ein...

.