Sozialbericht 2024: Wachsende Vermögen und soziale Ungleichheit in Deutschland
Gliederung
- Vermögensverteilung bleibt sehr ungleich
- Große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland
- Reallohnzuwächse ohne Rückgang des Armutsrisikos
- Steigende Altersarmut in Deutschland
- Die Rolle der Zuwanderung auf dem Arbeitsmarkt
- Geringe Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Migrationshintergrund
- Erwerbsbeteiligung ukrainischer Schutzsuchender steigt
- Erwerbswünsche und -realitäten von Müttern und Vätern
Ungleichheit und Armutsrisiko kaum verändert – trotz steigender Vermögen und Löhne
In Deutschland sind die Vermögen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, aber die Verteilung ist nach wie vor sehr ungleich, insbesondere zwischen Ost- und Westdeutschland. Gleichzeitig ist das Risiko der Altersarmut leicht gestiegen, in Ostdeutschland ist fast jeder Vierte zwischen 60 und 79 Jahren davon betroffen.
Laut Sozialbericht 2024 ist die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund eine wichtige Maßnahme gegen den Arbeitskräftemangel, da sie mehr als ein Viertel der Erwerbspersonen ausmachen. Mütter, die im gewünschten Umfang arbeiten könnten, würden dem Arbeitsmarkt 645.000 zusätzliche Vollzeitstellen bringen.
Vermögensverteilung bleibt sehr ungleich
Obwohl das Vermögen in Deutschland zwischen 2011 und 2021 real um 39 Prozent gestiegen ist, bleibt die Vermögensverteilung extrem ungleich.
Im Jahr 2021 werden die reichsten 10% der Haushalte 56% des Gesamtvermögens besitzen, womit Deutschland im europäischen Vergleich an der Spitze der Ungleichheit liegt. Diese Ungleichheit wird häufig durch Erbschaften und Schenkungen über Generationen hinweg verfestigt, wovon besonders vermögende Gruppen profitieren.
Große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland
Ostdeutsche Haushalte verfügen im Durchschnitt über 150.900 Euro netto, westdeutsche über 359.800 Euro. Trotz des allgemeinen Anstiegs haben sich die Vermögensunterschiede zwischen Ost und West kaum verringert.
Reallohnzuwächse ohne Rückgang des Armutsrisikos
Obwohl die Reallöhne seit 2014 gestiegen sind und sich nach einem Rückgang im Jahr 2022 stabilisiert haben, ist das Armutsrisiko unverändert hoch. Laut SOEP waren im Jahr 2022 rund 15 Prozent der Haushalte armutsgefährdet. In Ostdeutschland ist die Quote mit 19,4 Prozent besonders hoch.
Steigende Altersarmut in Deutschland
Das Risiko der Altersarmut ist vor allem in der Altersgruppe der 60- bis 79-Jährigen leicht gestiegen. In Ostdeutschland ist fast ein Viertel der 60- bis 69-Jährigen armutsgefährdet, ein Risiko, das häufig mit längeren Phasen der Arbeitslosigkeit im Lebensverlauf verbunden ist.
Die Rolle der Zuwanderung auf dem Arbeitsmarkt
Menschen mit Migrationshintergrund machen rund 25 % der Bevölkerung aus und sind mit einem Durchschnittsalter von 37,7 Jahren deutlich jünger als Menschen ohne Migrationshintergrund. Ihre Integration ist ein Schlüssel zur Linderung des Arbeitskräftemangels, da sie 26 % der Erwerbspersonen stellen.
Geringe Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Migrationshintergrund
Während die Erwerbsquoten von Personen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte ähnlich hoch sind, ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Zuwanderungsgeschichte niedriger. Besonders niedrig ist sie bei Frauen aus Nicht-EWR-Staaten, von denen nur 54,7 Prozent auf dem Arbeitsmarkt aktiv sind.
Erwerbsbeteiligung ukrainischer Schutzsuchender steigt
Seit Kriegsbeginn ist die Erwerbsquote ukrainischer Schutzsuchender von 15 % im Spätsommer 2022 auf 30 % im Frühjahr 2024 gestiegen. Besonders niedrig ist die Erwerbsbeteiligung von Frauen mit kleinen Kindern. Sie benötigen vor allem Kita-Plätze und schnelle Verfahren zur Anerkennung ihrer beruflichen Qualifikationen.
Erwerbswünsche und -realitäten von Müttern und Vätern
Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung weichen die idealen Arbeitszeiten von Müttern und Vätern erheblich von der tatsächlichen Erwerbstätigkeit ab. Mütter könnten dem Arbeitsmarkt 645.000 Vollzeitstellen hinzufügen, wenn sie in dem von ihnen als ideal erachteten Umfang arbeiten könnten.
Dies würde eine stärkere Beteiligung der Väter, bessere Betreuungsangebote und die Unterstützung der Arbeitgeber voraussetzen.
Hintergrund
Der Sozialbericht (vormals Datenreport) wird von der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb in Kooperation mit dem Statistischen Bundesamt, dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung herausgegeben.
Er gehört seit Jahrzehnten zu den Standardwerken für all jene, die sich schnell und verlässlich über statistische Daten und sozialwissenschaftliche Analysen zu den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland informieren wollen.
VERWEISE
- Sozialbericht 2024: Leben und Arbeiten in Deutschland ...
- vgl. WSI: »Ungleiche Teilhabe: Marginalisierte Arme – verunsicherte Mitte« ...