DSW: Überbrückungshilfe für Studierende ist keine Lösung für strukturelle Armut

Artikel-Bild

Deutsches Studentenwerk (DSW) macht auf strukturelle Armut von Studierenden aufmerksam  

Finanzielle Notlage, aber nicht wegen der Corona-Pandemie: Dies trifft laut Deutschem Studentenwerk (DSW) auf viele Studierende zu, deren Antrag auf Überbrückungshilfe die Studenten- und Studierendenwerke ablehnen müssen.

»Die Überbrückungshilfe legt den Finger noch einmal in die Wunde: Es gibt auch eine schon vor der Pandemie existierende strukturelle Armut unter den Studierenden«, erklärt DSW-Generalsekretär Achim Meyer auf der Heyde. »Diese Studierenden sind nicht deswegen in einer Notlage, weil sie wegen der Pandemie ihren Nebenjob verloren haben, als Selbständige wegen der Pandemie weniger einnehmen oder wegen der Pandemie von ihren Eltern nicht mehr unterstützt werden. Sie sind in einer dauerhaft prekären Notlage«. Und weiter: »Diese kann auch die maximal dreimonatige Überbrückungshilfe der Bundesregierung, die konkret auf pandemiebedingte Notlagen ausgerichtet ist, nicht beheben«.

Diese Gruppe benötige jedoch ebenso Hilfe. Daher fordere das DSW dringend eine Reform der staatlichen Studienfinanzierung, so Meyer auf der Heide.

Gemäß der aktuellen 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden haben 9 Prozent der Studierenden weniger als 600 Euro im Monat zur Verfügung, weitere 4 Prozent weniger als 500 Euro im Monat, und ein weiteres Prozent der Studierenden muss mit weniger als 400 Euro im Monat auskommen. Im Bundesdurchschnitt haben die Studierenden 918 Euro im Monat zur Verfügung.

Bei den im Deutschen Studentenwerk zusammengeschlossenen 57 Studenten- und Studierendenwerken sind bundesweit bis heute mehr als 134.000 Anträge von Studierenden auf Überbrückungshilfe in pandemiebedingter Notlage eingegangenen; mehr als die Hälfte dieser Anträge wurde bewilligt. Bei rund 50% der Anträge haben die Studenten- und Studierendenwerke Informationen oder Unterlagen nachgefordert. Rund 40% der Anträge mussten abgelehnt werden; der häufigste Ablehnungsgrund ist, dass eine pandemiebedingte Notlage nicht erkennbar ist.

Bereits im Januar 2019 hatten das Deutsche Studentenwerk und das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) in Berlin mit einer Studie belegt, dass die Lebenshaltungskosten der Studierenden und die BAföG-Bedarfssätze auseinanderklaffen, und vor einem Armutsrisiko von Studierenden gewarnt.

 

 

Ähnliche Themen in dieser Kategorie

01.08.2025

Im Jahr 2024 erhielten 612.800 Personen Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG). In 2024 ist die Zahl der Personen, die Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (»BAföG«) erhielten, auf ein Rekordtief seit 2000 gesunken. Laut Angaben des …

07.07.2025

BAföG und die Rolle von Fehleinschätzungen: Hoher Anspruch, geringe Nutzung Viele Studierende lassen BAföG-Leistungen ungenutzt, obwohl sie formal förderberechtigt wären. Zwei neue Studien des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern und des Fraunhofer FIT …

22.05.2025

Soziale Herkunft entscheidet weiterhin über Zugang zum Studium Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat in einer aktuellen Entschließung auf die anhaltende soziale Ungleichheit beim Zugang zur akademischen Bildung hingewiesen. Nach Einschätzung der HRK hängt die Entscheidung …

16.01.2025

Staatliche Studienfinanzierung: Ein System in der Krise Eine aktuelle Analyse des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zeichnet ein alarmierendes Bild: Über 83 Prozent der Studierenden in Deutschland erhalten keine staatliche Förderung wie BAföG, Stipendien oder …

.
Oft gelesen...