Konflikte am Arbeitsplatz kommen Unternehmen teuer zu stehen

Hochschule Fresenius 2

Professoren der Hochschule Fresenius stellen Lösungsansätze vor, wie sich Konflikte im Job vermeiden lassen 

Konfliktkosten - ein Begriff, der sich aus gleich zwei unerfreulichen Wörtern zusammensetzt. Vielleicht wird er deshalb eher gemieden. Sicher ist, dass deutsche Unternehmen die intensive Beschäftigung mit dem Thema scheuen. Wer gibt schon gerne zu, dass es Konflikte gibt? Und wer braucht eigentlich noch eine weitere Kostenart? Indes wären Transparenz und die richtige Einordnung ratsam, möglicherweise sogar gewinnmaximierend. An der Hochschule Fresenius beschäftigten sich gleich zwei Antrittsvorlesungen im Fachbereich Wirtschaft & Medien mit der Problematik und entsprechenden Lösungsansätzen.

»Konflikte können je nach Anzahl der Beteiligten und Unternehmensgröße leicht Kosten von deutlich mehr als 10.000 EUR verursachen«, sagt Prof. Dr. Karsten Munscheck. »Sind in einem Großkonzern mehrere Abteilungen über einen längeren Zeitraum verwickelt, können diese auch auf einen zweistelligen Millionenbetrag anwachsen. Und das, ohne dass das den Parteien bewusst ist«. Kaum ein Betrieb misst nämlich Konfliktkosten als eigene Kostenart. Stattdessen zeigen sich Konfliktkosten in Form von Umsatzrückgängen, Krankheitskosten oder als Aufwand in der Personalabteilung, wenn neue Mitarbeiter oder Zeitarbeitskräfte gesucht werden müssen. »Zur Messbarkeit der Konfliktkosten ist die Einführung einer Schattenrechnung erforderlich, aus der hervorgeht, welche Kosten auf Konflikte zurückzuführen sind. Klingt kompliziert, ist aber in Anbetracht der Höhe der Konfliktkosten eine lohnende Investition«.

Das setzt voraus, dass Vorstände, Geschäftsführer und Abteilungsleiter akzeptieren, dass es Konflikte in ihrem Bereich gibt und offen damit umgehen. Daran hapert es: »Konflikte werden häufig geleugnet. Hierzu trägt sicher bei, dass sich die wenigsten über das Ausmaß der negativen Auswirkungen bewusst sind. Viele wissen auch nicht, wie sie Konflikte lösen sollen«. Wie entstehen nun Konflikte am Arbeitsplatz? Am häufigsten sind nach Ansicht von Prof. Munscheck Konflikte über Zuständigkeiten, die Arbeitsverteilung oder die Arbeitsweise in einem bestimmten Bereich.

Ursächlich kann auch die Zusammensetzung des Teams sein, wenn nämlich ältere und jüngere Kollegen zusammenwirken sollen - und der Jüngste in der Mannschaft auch noch der Chef ist. »Konflikte können entstehen, wenn die Gruppenmitglieder generell keine gute Meinung zu altersgemischten Teams haben«, berichtet Prof. Dr. Ingo Aberle. Zweite Möglichkeit: Der Konflikt betrifft Ansichten darüber, wie man an die Teamaufgabe herangeht. Die Konsequenz für den Arbeitgeber sind stets Leistungseinbußen des Teams. »Das Problem ist tatsächlich der Konflikt und nicht etwa das Alter: Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass entgegen einer weit verbreiteten Meinung die Arbeitsleistungen im Kompetenzbereich mit den Lebensjahren nicht abnehmen«, so Prof. Aberle.

Einig sind sich die Professoren, dass in den meisten Betrieben ein Wandel in der Unternehmenskultur stattfinden muss - ausgehend von der Unternehmensleitung. »Ein erster Schritt ist die Aufklärung darüber, dass es Konflikte gibt und daraus Kosten entstehen können«, so Prof. Munscheck. Dann sei es wichtig, Kosten konkret den Konflikten zuzuordnen und diese zu messen. »Wir raten außerdem dazu, ein Konfliktmanagementsystem mit klaren Zuständigkeiten zu etablieren«. Für die Lösung des Konfliktes zwischen Jung und Alt empfiehlt Prof. Aberle ein Vorgehen auf verschiedenen Ebenen: Unternehmen sollten etwa die Wertschätzung von unterschiedlichen Altersgruppen durch eine passende Unternehmenskultur sicherstellen. Führungskräfte sollten eine flexible Aufgabenverteilung ermöglichen und gemeinsam mit den Mitarbeitern ein realistisches Bild des Alterns entwickeln. »Dann kann dem Konfliktpotential des demografischen Wandels aktiv begegnet werden«.

 

  LINKS  

  •  ...

 

Studie zur Fehlerkultur: Zwei Drittel der Führungskräfte sprechen nicht über eigene Fehler
82 Prozent der Führungskräfte in der Finanzbranche kehren ihre Fehler ganz oder teilweise unter den Teppich Führungskräfte und Angestellte sind vom großen Wert einer positiven Fehlerkultur in den Unternehmen überzeugt. Dennoch zeigen sich...
Global Human Capital Trends 2023: Führung in einer Welt ohne Grenzen
Arbeit neu denken: Starre Jobmodelle werden obsolet Die Arbeitswelt wird weiterhin von tiefgreifenden Umwälzungen geprägt. Denn die traditionellen Grenzen, wann und wo Arbeit geleistet werden kann, bestehen nicht mehr. Unternehmen werden flexibler...
Employee Expe­ri­ence aus Sicht der Füh­rungs­kräfte
Quelle: Adobe Stock Mehrheit der Mitarbeitenden würde sich wieder im eigenen Unternehmen bewerben Acht von zehn Führungskräften würden sich im eigenen Unternehmen wieder bewerben, wenn sie derzeit auf Arbeitssuche wären. Unter den Mitarbeitenden...

.
Wir benutzen Cookies
Der BildungsSpiegel setzt auf seiner Website sog. Cookies ein. Einige von ihnen sind für den reibungslosen Betrieb essentiell, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern. Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Website zur Verfügung stehen.